Gothardusfest geht auf über 600jährige Tradition zurück

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Gothardusfest geht auf über 600jährige Tradition zurück. Quelle: Thüringisches Staatsarchiv Gotha

Seit 1996 findet das Gothardusfest in der heutigen Form statt. Am vergangenen Wochenende lockte die 21. Auflage wieder Tausende in die Innenstadt zu Feuerwerk, Festumzug, Konzerten und auf das Riesenrad. Dass das Gothaer Stadtfest, dem Schutzpatron St. Gothardus gewidmet, schon lange davor gefeiert wurde, ist bekannt. Der Brauch, den Hildesheimer Bischof in Gotha zu ehren und um Frieden und Bewahrung zu bitten, wurde sogar schon vor über 600 Jahren gepflegt.

Dr. Uwe Jens Wandel hat in seiner Publikation „Gotha und der heilige Gotthard“ bereits auf eine aus dem Jahr 1422 stammende Urkunde verwiesen, in der Heinrich, der Titularbischof und Weihbischof des Mainzer Erzbischofs diesen Brauch der Gothaer bestätigte. Oberbürgermeister Knut Kreuch hat das Thüringische Staatsarchiv um die Reproduktion und die Übersetzung der Urkunde vom 17. Juni 1422 gebeten, die Dr. Steffen Arndt besorgt hat. Darin heißt es:

„Heinrich, Titularbischof und Weihbischof des Mainzer Erzbischofs, bekennt, daß er auf Bitten des Rats der Stadt Gotha eine  Monstranz, die im Rathaus verwahrt wird, geweiht und feierlich gesegnet habe, in der einige Reliquien des Hl. Gothard, des Patrons dieser Stadt, und weitere heilige Reliquien verwahrt sind. Um den Gläubigen zu ermöglichen, Gott ihren Dank abzustatten, hätten Ratsmeister und Räte daselbst löbliche Gebräuche gehabt, nämlich am Tage ihres Patrons (Mai 5) den Armen Spenden und reiche Almosen zu geben und 2 Messen zu Ehren Gottes und des Hl. Gothard singen zu lassen, die eine auf dem Berg St. Marien, die andere in der Kapelle im Rathaus. Nach deren Beendigung pflegen sie in feierlicher Prozession mit dem Sakrament des Leibes Christi und der Monstranz durch die Stadt zu ziehen. Diesen feierlichen Brauch bestätigt der Bischof, so daß am Tage des Hl. Gothard, wenn nicht Regen oder Unwetter dies verhindere, sonst am ersten heiteren Tage danach, ein Umzug durch die Plätze und Straßen der Stadt mit feierlichen Gebeten und Gesängen stattfinden könne, in der Hoffnung, daß durch die heilsame Wirkung des Sakraments und die fromme Hingabe von Klerus und Volk Angriffe von Feinden von der Stadt abgehalten, der Friede Gottes verbreitet und ihre Felder vor Unwettern bewahrt würden. Daher gewährt der Bischof einen Sündenablaß von 40 Tagen und einer Karene, für alle, die an dieser Prozession teilnehmen oder durch Spenden zur Durchführung und Erhaltung dieser Veranstaltung beitragen.

Datum et actum Gotha quarta feria post diem sancti Viti martiris anno Domini M CCCC visesimo secundo.”

Angesichts dieser Bestätigung kann im Jahr 2022 der 600. Geburtstag des Gothardusfestes gefeiert werden, das damit eines der ältesten Stadtfeste in Deutschland ist. Zu ihnen zählen das Libori-Fest in Paderborn (seit 836), der Talmarkt in Bad Wimpfen (seit 965), die Hüstener Kirmes (seit ca. 900) oder das Lullusfest in Bad Hersfeld (seit 852).

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