ICE-Strecke stellt Brandschützer und Helfer vor Herausforderung

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Die Deutsche Bahn nimmt die ICE-Neubaustrecke zwischen dem bayrischen
Ebensfeld und Erfurt am 10. Dezember in Betrieb. Die 107 Kilometer lange
Verbindung ist ein Teilabschnitt des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr.
8, das Berlin und Halle-Leipzig via Erfurt nach Nürnberg anbindet. Mit der
Freigabe rollen dann regelmäßig ICE mit 300 km/h durch den Thüringer Wald
und durchs Thüringer Becken. Die Strecke führt auch durch den Osten des
Landkreises Gotha und wartet dort mit dem Tunnel Augustaburg bei
Ingersleben (Landgemeinde Nesse-Apfelstädt) mit einem besonderen Bauwerk
auf. Ab 10. Dezember wird die Strecke genutzt.

Um für eventuelle Schadens- und Unglückfälle gerüstet zu sein, entwickelte
das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales in Zusammenarbeit mit
der Deutschen Bahn und gemeinsam mit den Landratsämtern und den zuständigen
Feuerwehren ein einheitliches taktisches Einsatzkonzept. Die zahlreichen
Tunnel der Strecke und die anspruchsvolle Technik der Züge und
Oberleitungen machen Rettungsarbeiten an Bahnstrecken zur Herausforderung
für Einsatzkräfte.

So sieht das Einsatzkonzept für den Brandschutz landauf und landab so
genannte Tunnelbasiseinheiten vor. Im Landkreis Gotha bilden die
Freiwilligen Feuerwehren Neudietendorf sowie Günthersleben-Wechmar je eine
Tunnelbasiseinheit. Für diese stellt die Deutsche Bahn und das Thüringer
Ministerium für Inneres und Kommunales tunnelspezifische Ausrüstung bereit.
So erhielt je eine Tunnelbasiseinheit

• 18 Langzeitatemschutzgeräte
• 18 Atemanschlüsse
• 9 Notsignalgeber
• 18 Einsatzflaschen
• 9 Selbstretter
• 10 Fluchthauben
• 4 Sets Kennzeichnungs-Flare
• 2 Schleifkorbtragen
• 2 Rettungsbretter
• 10 Rettungstücher
• 5 Wärmebildkameras
• 2 Akku-Säbelsägen
• 8 Suchstöcke
• 4 Mehrgasmessgeräte und
• 8 Mini-Kupplungsschlüssel.

Um den Transport der Gerätschaften an den Einsatzort an der ICE-Strecke
gewährleisten zu können, stellte die Deutsche Bahn Finanzmittel in Höhe von
27.000 Euro bereit. Davon schaffte der Landkreis Gotha zwei Anhänger mit
Rollcontainern an. Weiterhin übergab die Deutsche Bahn dem Landkreis Gotha
vor wenigen Tagen einen Gerätewagen-Logistik, der bei der Berufsfeuerwehr
Gotha stationiert ist.

Die vom Freistaat Thüringen und der Deutschen Bahn beschaffte
tunnelspezifische Feuerwehrausrüstung kann ferner auch zur kommunalen
Gefahrenabwehr eingesetzt werden. Damit verfügen die Feuerwehren
Neudietendorf und Günthersleben-Wechmar über moderne Lösch- und
Rettungstechnik, die auch dem überörtlichen Brand- und Katastrophenschutz
im Landkreis Gotha zugutekommen.

Die Ausbildung an der neuen Technik sowie die Tunneleinsätze absolvierten
die Feuerwehrleute zunächst am Interkantonalen Feuerwehr-Ausbildungszentrum
in Balsthal in der Schweiz. Insgesamt zwölf Kameradinnen und Kameraden der
Gothaer Feuerwehren wurden dort an der neuen Technik und in der Umgebung
eines Tunnels ausgebildet. Sie geben dieses Wissen als Multiplikatoren nun
regelmäßig an ihre Kameradinnen und Kameraden in Weiterbildungen an der
Technik weiter.

Am Eisenbahntunnel Augustaburg, dessen Zugänge im Verantwortungsbereich des
Landkreises Gotha und der Stadt Erfurt liegen, trainierten bereits im Juni
diesen Jahres rund 700 Mitwirkende und Kräfte der Feuerwehren,
Rettungsdienste, des Sanitäts- und Betreuungszuges, des Technischen
Hilfswerks sowie der Landes- und Bundespolizei den Ernstfall unter realen
Gegebenheiten. Dabei galt es, Verletzte aus einem im Tunnel havarierten ICE
zu retten. Diese war die erste von insgesamt vier Übungen, bei welchen die
Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren, der Rettungsdienste und des
Sanitäts- und Betreuungszuges den Ernstfall an Tunnelbauwerken probten.

Unter den strengen Augen Marc Stielows, Referent im Fachbereich Brandschutz
des Thüringer Ministeriums für Inneres und Kommunales, fiel das Fazit für
die Einsatzkräfte aus dem Landkreis Gotha überaus positiv aus. „Das klappt
hier wie am Schnürchen. Sie können stolz sein auf Ihre Truppe“, sagte er zu
Landrat Konrad Gießmann, der sich persönlich einen Eindruck vom
Übungsverlauf am Tunnel Augustaburg verschaffte. „Es wurden alle
Übungsziele erreicht. Unsere Feuerwehren sind gut ausgestattet und
ausgebildet. Wir fühlen uns nach menschlichem Ermessen für eine derartige
Schadenslage gerüstet. Wir hoffen jedoch, dass sie nie eintreten wird“,
betonte Landrat Konrad Gießmann. Die langjährige gemeinsame Vorbereitung
durch die Landkreise, durch das Thüringer Ministerium für Inneres und
Kommunales sowie durch die Deutsche Bahn habe sich ausgezahlt, so Gießmann
weiter. Man könne stolz darauf sein, die wohl modernsten und sichersten
Tunnelanlagen für den Bahnverkehr vorhalten zu können

Neben den Tunnelbasiseinheiten kommen im Ernstfall auch der Sanitäts- und
Betreuungszug des Landkreises Gotha, Rettungsdienste, Technisches Hilfswerk
und weitere Freiwillige Feuerwehren zum Einsatz, die den Ernstfall sowie
den Umgang mit der Technik regelmäßig üben.

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