Mineralische Namenskunde als Weltreise und Geschichtsstunde

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Dieser Goethit - Eisenhydroxid - aus Spanien wird in einer neuen Sonderausstellung der Mineralogischen Sammlung der Universität Jena zu sehen sein (Foto vom 20.04.2017). Die Ausstellung mit dem Titel „Mein Name ist …“ , die am 28.04.2017 zur Langen Nacht der Museen eröffnet wird, zeigt rund 250 Exponate mit den Hintergründen ihrer Namensgebung. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Jena (jd) Was haben die Minerale Labradorit, Charoit und Vesuvianit gemeinsam? Sie alle wurden nach Orten benannt und verweisen bis heute auf die Stelle ihres Erstfundes: auf die nordamerikanische Labrador-Halbinsel im Osten Kanadas, den ostsibirischen Fluss Tschara sowie den Vulkan Vesuv in Italien. Welche weiteren Lokalitäten und anderen Merkmale Namensgeber für Minerale sind, beleuchtet die neue Sonderausstellung der Mineralogischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena ab dem 28. April.

Dem Ausstellungstitel „Mein Name ist …“ entsprechend werden die rund 250 gezeigten Stücke mit ihren Namen und deren Hintergründen vorgestellt. Unterteilt wird die Namensgebung nach Orten, Eigenschaften, Personen und historischen Begebenheiten. „Immer wieder haben uns die Besucher gefragt, woher die Bezeichnungen bestimmter Minerale stammen. Diese Ausstellung widmen wir nun allen Interessierten. Durch die Offenheit des Themas können wir dabei eine große Bandbreite verschiedenster Minerale präsentieren“, erläutert Dr. Birgit Kreher-Hartmann, die Kustodin der Ausstellung.

Entdecker werden Namensgeber

So gehören zu den nach Eigenschaften benannten Mineralen u. a. der himmelblaue Azurit und Galenit, dessen bergmännischer Name Bleiglanz lautet. Ein Schmuckstück der Exposition ist die Glasvitrine mit Repliken historischer Diamanten. Beispielhaft für die vielen spannenden Geschichten der Sonderausstellung ist der über 5.000 Jahre alte Koh-i-Noor. Das Original dieses von einem persischen Schah als „Berg des Lichts“ bezeichneten Edelsteins stammt aus Indien, wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrmals blutig den Besitzer, bevor es durch britische Kolonialbeamte ins englische Königshaus gelangte und bis heute, ausgestellt im Tower of London, die Krone der verstorbenen Queen Mary schmückt.

Möglicherweise beflügelt die Sonderausstellung sogar dazu, sich selbst auf Mineralsuche zu begeben, denn: „Wer es findet, darf es benennen“, so Kreher-Hartmann. Eine Kommission müsse den Vorschlag prüfen und zustimmen; 30 bis 50 Minerale werden im Jahr neu entdeckt. So kommen Namen wie Silvialit, betitelt nach der Tochter eines österreichischen Geowissenschaftlers, oder Okruschit, nach dem bedeutenden Mineralogen Martin Okrusch, zustande.

Der doppelte Goethe

Bemerkenswert sei die Geschichte zum ausgestellten Goethit, einem Eisenhydroxid, das über zwei Mineralphasen verfügt. Ein Bergmann bezeichnete im 19. Jahrhundert eine davon als Goethit: einen Rubinglimmer mit rot-durchscheinenden Blättchen. Als sich später herausstellte, dass dieser bereits vorher gefunden und benannt worden war, setzte sich als Goethit die andere Mineralphase durch. „Diese ist die Wald- und Wiesenvariante des Eisenhydroxids, die man überall findet – was ja gut zu Johann Wolfgang von Goethe passt, der auch fast überall einmal gewesen ist“, erklärt die Kustodin. Randnotiz für Freunde der Universität Jena: Einen Schillerit gibt es bislang übrigens nicht.

Die Ausstellung in der Mineralogischen Sammlung (Sellierstraße 6) wird am 28. April um 17 Uhr zur Langen Nacht der Museen eröffnet. Den Einführungsvortrag hält Dr. Kreher-Hartmann 19 Uhr. Danach kann „Mein Name ist …“ bis zum 16. Oktober montags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr besucht werden, der Eintritt ist frei. An je einem Sonntag im Monat stehen die Türen ebenfalls offen, das nächste Mal am 7. Mai. An diesem Tag wird ein Quiz zur Sonderausstellung veranstaltet, bei dem Hobbymineralogen Stücke aus der mineralischen „Schatzkiste“ gewinnen können. Weitere Informationen sind zu finden unter: www.minsmlg.uni-jena.de.

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