Videos im Klassenzimmer

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Prof. Dr. Alexander Gröschner, Lehrstuhl für Schulpädagogik und Unterrichtsforschung, Institut für Erziehungswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität, aufgenommen in Jena am 25.10.2016. Foto: Anne Günther/FSU

Jena (FSU/US) Die Schule, so sagt der Volksmund, ist immer nur so gut wie ihre Lehrer. Was und wie Kinder und Jugendliche im Unterricht lernen, hängt demnach entscheidend von den Kompetenzen der Lehrkräfte ab. Wohl jeder kann sich auch nach Jahrzehnten noch an den einen Lehrer oder die eine Lehrerin erinnern, bei dem oder der das Lernen Spaß gemacht hat und die Schüler besonders motiviert waren.

Doch wie lernen Lehrkräfte eigentlich, Wissen möglichst wirksam zu vermitteln? Dieser Frage geht Prof. Dr. Alexander Gröschner von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) nach. Der neue Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik und Unterrichtsforschung, der jüngst von der Uni Paderborn an die FSU wechselte, nimmt in seiner Forschung die Unterrichtskommunikation und Lernprozesse von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern in den Blick.

Dazu bedient sich der Erziehungswissenschaftler vor allem videobasierter Methoden: Er und sein Team erstellen und nutzen Unterrichtsvideos für die Ausbildung künftiger Lehrer ebenso wie für die Fort- und Weiterbildung erfahrener Lehrkräfte. „Dabei geht es aber nicht in erster Linie um die Vermittlung von Lehrinhalten“, erläutert der 39-Jährige. Vielmehr stehe die Analyse des Unterrichtens und der Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden im Fokus der Forscher. Durch die Aufzeichnung etwa von Lehrer-Schüler-Gesprächen lassen sich nicht nur Lehr-Lern-Prozesse beobachten und prüfen. „Die Lehrenden können dadurch ihr eigenes Handeln reflektieren und über das unmittelbare Feedback ihre Arbeit verbessern“, erläutert Prof. Gröschner.

Derartige Analysen bilden die Grundlage mehrerer Studien, an denen Alexander Gröschner in den vergangenen Jahren beteiligt war. So konnten er und Kollegen der TU München etwa belegen, dass die Teilnahme von Lehrkräften an einem Dialogischen Videozirkel, bei dem sie sich über eigenen Unterricht austauschen und fortbilden, sich im Vergleich zur Kontrollgruppe positiv auf die Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler auswirkt.

Diese Arbeiten will Gröschner nun in Jena fortführen. Die Stadt und ihre Universität sind dem aus Südthüringen stammenden Wissenschaftler jedoch nicht neu. Bereits 1997 ist er zum Studium an die FSU gekommen und hat hier Kommunikations- und Medienwissenschaft studiert. Erziehungswissenschaft war da zunächst ein Nebenfach. Das änderte sich, als er nach einer medienpädagogischen Abschlussarbeit seine Promotion an den Lehrstühlen für Schulpädagogik und Pädagogischer Psychologie begann. Schon damals habe er sich für den Prozess des Lernens sowie Veränderungsprozesse in Schule und Unterricht interessiert.

Nach der Promotion 2008 ging er an die TU München und hat an der dortigen neu gegründeten School of Education 2014 habilitiert und maßgeblich am Aufbau eines Schulnetzwerkes mitgewirkt, das einen engen Austausch mit der Universität zum Ziel hatte. In seiner Arbeit hat er Studien zur Wirksamkeit von Praktika und Fortbildungen durchgeführt. Während dieser Zeit war er zu mehreren Forschungsaufenthalten an namhaften internationalen Universitäten. Nach der Habilitation folgte er einem Ruf an die Uni Paderborn und in diesem Jahr dem an die FSU. Hier wird sich der zweifache Familienvater unter anderem in der Weiterentwicklung des Praxissemesters für Lehramtsstudierende engagieren. Unter anderem möchte er innovative Ansätze zur Reflexion, z. B. durch onlinebasiertes Videofeedback, nutzen. Darüber hinaus entwickelt er Fortbildungsmodule für praktikumsbegleitende Lehrkräfte.

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