Wissenschaftliche Daten effizient sichern, nutzen und teilen

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Server des Rechenzentrums der Friedrich-Schiller-Universität. Foto vom 05.11.2010; FSU/Jan-Peter Kasper

Jena (FSU/US) Satellitenaufzeichnungen von Klimadaten, sozialwissenschaftliche Umfrageergebnisse sowie Wachstumskurven von Volkswirtschaften oder Mikroorganismen – in beinahe allen wissenschaftlichen Disziplinen basieren neue Erkenntnisse heute auf der Auswertung digitaler Daten – großer Mengen digitaler Daten. Oftmals arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über Jahre an der Sammlung dieser Datensätze, die anschließend riesige Speichermedien füllen und für deren Verarbeitung enorme Rechenleistung erforderlich ist. Nicht ohne Grund sprechen Informatiker daher gerne von „Datenschätzen“. „Oftmals sind solche Messungen wirklich einmalig und nicht einfach zu wiederholen“, macht Prof. Dr. Birgitta König-Ries von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) deutlich. Es sei aus wissenschaftlicher Sicht absolut geboten, diese Datenvielfalt möglichst effizient zu nutzen. Doch bislang finde in der Regel nur ein kleiner Teil der Primärdaten den Weg in wissenschaftliche Publikationen, Datenbanken oder öffentliche Archive, sagt die Inhaberin der Heinz-Nixdorf-Professur für verteilte Informationssysteme.

Das zu ändern, ist eines der Ziele der großangelegten „Digitalen Agenda“ der Bundesregierung, die Forschungseinrichtungen dabei unterstützen möchte, den digitalen Wandel in der Wissenschaft zu forcieren. Auch die Uni Jena setzt auf einen nachhaltigen und effizienten Umgang mit digitalen Daten und baut ihr Forschungsdatenmanagement aus: Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts werden in den kommenden zwei Jahren verschiedene Bausteine für ein effektives und effizientes Forschungsdatenmanagement entwickelt und erprobt. Das Projekt, das soeben gestartet ist, wird mit rund 467.000 Euro gefördert.

„Unser Ziel ist es, Serviceangebote im Bereich Forschungsdatenmanagement zu erweitern und zu verbessern und das von der Datenerhebung über deren Verarbeitung bis hin zur langfristigen Sicherung der Daten“, sagt Prof. König-Ries, die das Projekt leitet. Konkret wolle man Forscherinnen und Forschern der FSU künftig jeweils spezifisch an ihre Fachdisziplin angepasste Beratungen anbieten, etwa zu Datenmanagementplänen, Datenplattformen oder Metadatenstandards. Dafür werden die bereits bestehenden Angebote der zentralen Serviceeinrichtungen der Uni Jena, wie dem Universitätsrechenzentrum, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) oder des Servicezentrums Forschung und Transfer gebündelt und in der 2015 eingerichteten „Kontaktstelle Forschungsdatenmanagement“ koordiniert.

„Darüber hinaus wollen wir die Prozesse zur nachhaltigen Sicherung von Forschungsdaten professionalisieren und diese in eine bundesweite bzw. internationale Infrastruktur einbinden“, ergänzt Roman Gerlach, der neben Prof. König-Ries in der „Kontaktstelle Forschungsdatenmanagement“ arbeitet. Gerlach verweist etwa auf die bereits bestehende, in der ThULB angesiedelte „Digitale Bibliothek Thüringen“, über die die Veröffentlichung und Langzeitsicherung von Forschungsdaten realisiert werden könnte. Zudem werde man in enger Abstimmung mit der internationalen Wissenschaftsgemeinde Kriterien und Methoden für eine nachhaltige Qualitätssicherung im Bereich Forschungsdatenmanagement entwickeln.

Dabei können König-Ries und Gerlach bereits auf gute Erfahrungen aufbauen. Bereits heute ist die FSU an Aufbau und Betrieb einer Plattform für die Daten aus der Biodiversitätsforschung (BExIS) sowie eines entsprechenden Portals der „German Federation for Biological Data“ – kurz GFBio maßgeblich beteiligt.

Die Universität hat sich zudem kürzlich eine Leitlinie zum Forschungsdatenmanagement sowie dazu passende Handlungsempfehlungen gegeben. Diese sowie weitere Informationen sind zu finden unter: www.uni-jena.de/Forschungsdatenmanagement.html.

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