Wolfsrüde aus dem Bayerischen Wald/Šumava schafft es nach Thüringen

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Im April dieses Jahres machte die Nachricht zu einem gerissenen Mufflon und ein Video zu einem Wolf bei Dannheim südlich von Arnstadt, nahe des Truppenübungsplatzes „Gotha-Ohrdruf“ die Runde. Schnell waren auch die zuständen Behörden und der NABU informiert. Am Kadaver des Mufflons wurden daraufhin umgehend genetische Spuren durch einen Mitarbeiter der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) gesichert. Nun steht das Untersuchungsergebnis fest: Laut Mitteilung des Thüringer Umweltministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz wurde mit dem vorliegenden Untersuchungsergebnis ein in Thüringen bislang unbekannter Wolfsrüde, mit der genetischen Signatur GW942m, im Wolfsterritorium um Ohrdruf nachgewiesen.

Der Wolfsrüde entstammt dem bereits bekannten Wolfsrudel im Bayerischen Wald/Šumava (Deutschland/Tschechien). Bei dem neuerlichen Nachweis handelt sich demnach um einen Jungwolf, der 2017 im bayerisch-böhmischen Gebiet geboren wurde und aus der Verpaarung zwischen einer Wölfin aus der Zentraleuropäischen Tieflandpopulation und einem Wolfsrüden aus der südwestlichen Alpenpopulation stammt. „Dass es nun einer der Jungwölfe aus diesem Europäischen Mix von Teilpopulationen auch hierher nach Thüringen geschafft hat, zeigt, dass die auf internationaler Ebene angedachten Schutzbemühungen für die hochmobile und einstmals hierzulande durch den Menschen ausgerottete Art nicht nur auf dem Papier stehen, sondern sich tatsächlich in der Realität ganz natürlich vollziehen,“ sagt Silvester Tamás, Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf und Luchs beim NABU Thüringen. „Wir stehen erst am Anfang einer großartigen Entwicklung!“, sagt Tamás, „denn theoretisch könnte sich der zugewanderte Wolfsrüde mit seinem südländischen Migrationshintergrund auch mit der in Thüringen beheimateten Wölfin am Truppenübungsplatz „Gotha-Ohrdruf“ verpaaren.“ Deren Vorfahren waren einstmals aus Osteuropa nach Deutschland zugewandert. Mit einer möglichen Verpaarung der beiden wäre ein erster wichtiger Schritt getan, die verschiedenen Europäischen Teilpopulationen auch über Thüringen miteinander zu vernetzen und sich genetischen austauschen zu lassen. Denn dadurch wäre eine vitale und selbstständig überlebensfähige Population auf dem gesamten Europäischen Festland gewährleistet.

Die Verbindung der verinselten Teilpopulationen von geschützten Arten zu zusammenhängenden und im ständigen genetischen Austausch befindlichen Metapopulationen ist ein essentielles Ziel europäischer Schutzbemühungen. Die herausragende Bedeutung dieser Wiedervernetzung der Lebensräume für wandernde Tierarten wie dem Wolf und Luchs hatte der NABU in seinem Bundeswildwegeplan bereits 2007 publiziert. Doch ob der neuerlich zugewanderte Wolf aus Bayern auch tatsächlich in Thüringen geblieben oder weitergezogen ist, ist ungewiss. Aktuell unterstützt der NABU Thüringen das sogenannte FFH-Monitoring des Thüringer Umweltministeriums. Im Rahmen dieses Monitorings sollen Grundlagen und Erkenntnisse zu Vorkommen und zur Besiedlung Thüringens durch den Wolf und Luchs erarbeitet werden

H&H Makler

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