Science City Jena lieferte Tabellenführer Bayern München großen Kampf

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Am Ende war der Tabellenführer der easyCredit BL die erwartete Nummer zu groß für Science City Jena. Die Ostthüringer unterlagen am Abend des 1. Advent vor 3076 begeisternd mitgehenden Zuschauern gegen die Isarstädter mit 78:85, lieferten den Gästen in ihren neuen schwarzen Trikots bis in die Schlussphase einen Kampf auf Biegen und Brechen.

Während Jenas Erstliga-Riesen mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Leistungsträger Martynas Mazeika einen herben Dämpfer verkraften mussten, zeigten sich die Saalestädter personell gehandicapt vor allem in der ersten Hälfte nur selten beeindruckt, schnupperte bis zur Schlussminute an der Sensation. Im Endspurt stellte das Team von Bayern-Trainer Sasa Djordjevic seine individuelle Qualitäten unter Beweis und entführte beide Pluspunkte verdient an die Isar.

Vom Start weg zeigten sich die Gäste zielstrebig und motiviert, ihre bislang hervorragende 9:1-Bilanz auch in Ostthüringen nicht gefährden zu wollen. Spätestens nach einem Dreier von Reggie Redding zur Münchner 7:2-Führung schien das Unheil über Science City hereinzubrechen. Doch weit gefehlt. Das Harmsen-Team verkraftete den Rückstand ohne Probleme und setzte seinerseits durch zwei Dreier von Skyler Bowlin und Max Ugrai die entsprechende Nadelstiche. Nach einem Foul beim Distanzwurf an die Linie geschickt, übernahm Julius Jenkins das Zepter der Jenaer Offensiv-Abteilung. Seine drei sicher verwandelten Freiwürfe konterte Braydon Hobbs zwar routiniert, Science City hatte sich jedoch längst freigeschwommen und stand mit beiden Beinen in der Partie. Ein echter Statement-Dunk durch Center Oliver Mackeldanz zum 23:22 zwang Gäste-Coach Sasa Djordjevic unmittelbar vor der Viertelsirene erstmalig zur taktischen Notbremse, an die sich noch ein Dreier von Julius Jenkins sowie ein Korbleber von Bayern-Center Maik Zirbes anschlossen, um den Startabschnitt mit einer etwas überraschenden 26:24-Führung der Hausherren enden zu lassen.

Während die Zuschauer auch im zweiten Viertel auf die große Münchner Dominanz warteten, es den Gästen deutlich anzumerken war, dass sie erst am Freitag ihr letztes Liga-Duell absolviert hatten, blieb Science City das ergebnisorientierter spielende Team. Eine kleine Tanzeinlage von Skyler Bowlin der mustergültig seinen Gegner verlud, endete nach Pass des US-Amerikaners auf Max Ugrai jenseits des Perimeters losgelassen im Korb der Isarstädter – 30:26. Wie reife Früchte fielen Jenas Distanzwurf-Geschosse durch die Reuse des in dieser Phase nicht immer ganz stattelfest wirkenden BBL-Tabellenführers, der ganz offensichtlich Zeit benötigte, um sich an die Traumquote der Saalestädter zu gewöhnen. Egal wer im gleichermaßen neuen, wie schicken silber- schwarzen Trikot der Jenaer den Ball in die Hand bekam und auf den Bayern-Ring warf, der Spalding schien an diesem Abend ein Freund der Thüringer zu sein. Nur kurz ließen sich die Schützen in den Reihen des Harmsen-Teams unterbrechen. So musste Münchens Headcoach Sasa Djordjevic nach einem weiteren Dreier des in der ersten Hälfte kaum zu bändigenden Julius Jenkins (16. – 40:32) erneut eine Auszeit nehmen, was Science City freilich nicht davon abhielt, nach Bookers Layup zum 40:34 einfach weiter draufzunageln. Dieses Mal war es Ermen Reyes-Napoles, der ohne Angst vor großen Namen fünf aufeinanderfolgende Punkte beisteuerte und bei einer Jenaer 45:34-Führung für zahlreiche hochgezogene Augenbrauen sorgte. Doch die Bayern schlugen noch vor der Halbzeitpause kollektiv zurück, schrumpften Jenas ehemals zweistelligen Vorsprung bis zum Kabinengang auf einen gemäßigten Zwischenstand von 48:44.

War von Spielbeginn an mit einer Münchner Gala gerechnet worden, so keimte in der Pause die Hoffnung auf, sich tatsächlich auch gegen den stark besetzten Kader von der Säbener Straße etwas ausrechnen zu können. Der Optimismus gepaart mit viel Skepsis wurde nach dem Start in den dritten Spielabschnitt bestätigt. Bis zu einem Distanzwurf von Skyler Bowlin, der auf 51:47 stellte, hielt Science City die Führung, bevor die Gäste ihre Lederhose etwas enger zogen und das Duell langsam aber stetig in ihre Richtung kippten. Insgesamt fünf Führungswechsel sowie vier ausgeglichene Zwischenstände stehen als Beleg eines durchgängig offenen Duells, in dessen Verlauf die Jenaer Riesen viel Herz und noch mehr Leidenschaft investierten. Nachdem Maik Zirbes den letzten Korb des dritten Viertels erzielt hatte, führten die Bayern knapp mit 60:62.

Einmal mehr musste eine zehnminütige Crunchtime über die Rollen der Sieger und Verlierer nach dem Spiel entscheiden. Vorweggenommen waren es die hochfavorisierten Gäste, die in der spielentscheidenden Phase das ruhigere Händchen bewiesen und den Sieg aus Thüringen entführten. Unerheblich ob ein vielumjubelter Dreier von Ermen Reyes-Napoles zum 71:72-Anschluss (34.) saß, Skyler Bowlin ebenfalls von weit draußen auf 74:74 (36.) ausgleichen konnte oder Julius Jenkins mit seinem Korbleger zum 76:77 ganz Basketball-Jena ein letztes Mal von der Sensation träumen ließ. Sachlich nüchtern und recht humorlos machten Nihad Djedovic, Stefan Jovic und Braydon Hobbs den Deckel auf eine Partie, welche sicher auch einen anderen Verlauf hätte nehmen können. So verabschiedete sich Science City Jena mit viel Respekt sowie einem lachenden wie weinenden Auge aus dem Duell, an dessen Ende man nicht so genau wusste, was man mit diesem Ergebnis anfangen soll. Schlussendlich bleibt zu bilanzieren, dass man schwarz nicht nur im Sommer tragen sollte und die Thüringer einen nicht nur in der Höhe des Etats deutlich überlegenen Kontrahenten bis in die Schlussminute an den Rand einer Niederlage gebracht hatten.

H&H Makler

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