CD-Kritiken

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nine-below-zeroNine Below Zero

Live in Gifthorn

Sireena/BSD

Wer hier von Anfang bis Ende hört, der bekommt mit, dass die Band aus dem Land des Brexit so richtige „Rampensäue“ sind. Seit vierzig Jahren touren sie nun schon durch die Welt und präsentieren eine harte Mischung aus Pub- und Bluesrock. Da kracht es an allen Enden, da wird ein hohes Tempo angestimmt, dass das zuhören schnell zum ausrasten und intensiv mittanzen mutiert. Nun liegt das Abschlusskonzert der „A to Z“ Tour vor, das im Kultbahnhof in Gifhorn so richtig zum mitmachen und Haare schütteln, wenn man noch welche hat, animierte. Neben einigen fulminant gespielten internationalen Hits („Wooly Bully“) gibt es eigene Bluesfetzer („Riding On The L&N“) die begeistern.

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Sampler

Burg Herzberg Festival

Herzberg Verlag

Jedes Jahr tief im Juli, wenn die Getreidefelder fast abgeerntet sind, findet auf solchen ein friedliches und freies Festival statt. Am Fuße der Burg Herzberg, im hessischen Land, versammeln sich die letzten Hippies, die Liebhaber für Blues, Folk, Krautrock und Heavy Metal, um gemeinsam fünf Tage zu feiern, für Gerechtigkeit in der Welt zu kämpfen und um Musik zu hören. Endlich gibt es wieder eine wunderbare CD dazu. Auf dem Sampler wurden Bands vereinigt, die in den letzten Jahren für unvergessliche Momente sorgten. Mit dabei die Folkrocker Fairport Convention, New Model Army, Vibravoid, die Beatmusiker von Pretty Things, der mit einer genialen Show für Aufmerksamkeit sorgende Arthur Brown und die Elektroniker Orange. Und am Ende singt Götz Widmann, der fast jedes Jahr seine Runden auf dem Festival dreht, „Dein Vater hat `nen Kater“. Wie war!

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Madness

Can`t Touch Us Now

Universal

Die Band wäre etwas für das eben erwähnte Festival, denn auch nach drei Jahrzehnten überraschen die Jungs aus UK mit einer herrlichen Mischung aus Pop, Ska und fröhlichem Punk. Und alles ist Hand gemacht. Noch heute kann man bei den unvergesslichen Hits „House of Fun“ und „Our House“ mitsingen und sich an geniale Tanzbande erinnern. Drei Jahre ließ man sich Zeit, um das 12. Album in Sack und Tüten zu pressen. Es hat sich gelohnt, denn die Songs „Mumbo Jumbo“, „Mr. Apples“ und vor allem das Amy Winehouse-Tribut „Blackbird“ haben nichts von ihrer Spielfreude verloren. Da fetzt der Sound, der aus überschwänglichem Pop, leichtem Reggae und etwas Soul besteht. Die Texte sind witzig Alles zusammen sollte die Weihnachtspartys zum Höhepunkt treiben.

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Maschine

Neubeginner

Heart of Berlin

An den Puhdys kam keiner vorbei. Sie füllten überall die Säle und rockten auch im hohen Alter noch leidlich. In diesem Jahr war nun Schluss und alle Antifans atmeten auf. Doch was passiert, wenn man einem Drachen den Kopf abschlägt? Es wachsen neue nach. Gleich mehrere Musiker schrieben ihre Biographie, helfen ihrem Nachwuchs bei der Produktion von Songs oder veröffentlichen gar Soloalben. So geschehen beim Sänger Dieter Birr, den alle Maschine nennen. Die Musik ist Puhdys-light, abgeschwächt und an allen Ecken rund. Die Texte, u.a. von Heinz-Rudolf Kunze, mit dem er auch ein Duett singt, und Gisela Steineckert, erinnern an die Jugend, feiern das Leben und lassen Berlin hochleben.

Termine: 27.01. Hannover, 28.01.Hamburg

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Rolf Kühn

Spotlights

MPS-Musik Produktion

Jazz haben wir in dieser Rubrik lange nicht vorgestellt, da in den zurück liegenden Monaten eher so Jammerjazz aus den nordischen Gefilden den Markt überschwemmte. Nun liegt das neue Album vom Klarinettisten Rolf Kühn vor, was sehr zu empfehlen ist. Kühn ging es darum, für diese Platte „möglichst ungewöhnliche Kombinationen zu finden“. Mit an Bord seines federleichten Jazzbootes nahm er Musiker aus Brasilien, aus den klassischen Gefilden und aus dem Land des Grooves, wie den Schlagzeuger und Bassist. Und Rolfs berühmter jüngerer Bruder, der Pianist Joachim Kühn, ist ebenfalls dabei. Zu hören gibt es neun aufregende Eigenkompositionen, zwei Jazzstandards aus den 1940er Jahren, Randy Newmans „Dexter`s Tune“ und das durch Kühns geniales Klarinettenspiel noch verbesserte „Choro do Portina“ von de Holanda.

si-cranstounSi Cranstoun

Old School

Ruf Records

Es ist wunderbar, mit welcher Regelmäßigkeit und Genialität Thomas Ruf für sein kleines Label neue Musik entdeckt. Nun also von Jackie Wilson, Sam Cooke und Big Joe Turner inspirierte Musik von einem, der die Klänge der 1950er Jahre liebt und diese mit einem verrückten neuen Sound koppelt. Piano- und Bläserklänge treiben die Zuhörerschaft regelrecht auf die Tanzfläche. Mal belebender Rock`n Roll, dann Swing, der die Herzen und das Ohr der Menschen erobert und schließlich ganz neue Energie mit rockigem Rhythm`n`Blues. Wie sagte doch der Bandleader: „Alle Songs haben einen auf ihre Art speziellen Klang und sie alle sind meinem verrückten Kopf entsprungen.“

Ihr Thomas Behlert

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