Gothaer Bus-Streit: MDR erhebt schwere Vorwürfe gegen RVG-Insolvenzverwalter Rombach & Firma Wollschläger / Oscar-Recherche ergibt: Stimmt nicht!!

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Im Gothaer Bus-Streit gab es gestern schwere Vorwüfe gegen Rolf Rombach und die Firma Wollschläger. Darüber berichtete der MDR. Das Fazit der Oscar-Redaktion, nachdem wir den Sachverhalt überprüft haben: An den Vorwürfen ist nichts dran. Das bemerkte der MDR selbst auch – und entschärfte im Laufe des Tages seine Berichterstattung.

Ein Beitrag von Oscar-am-Freitag-Verlagsleiter Maik Schulz

Doch der Reihe nach:

Wie würden Sie den folgenden Satz werten: „Sollte in dieser Situation ausgerechnet das Unternehmen in finanzieller Schieflage geraten, das den Mannschaftsbus sponsort, könnte beim RWE ein zusätzliches Finanzloch in fünfstelliger Höhe aufreißen. ..“ (O-Zitat eines Beitrages auf www.mdr.de)

Gemeint war mit dem Unternehmen die Firma Wollschläger & Partner aus Laucha. Der Beitrag selbst stand online – unter www.mdr-thueringen.de. Zu einem späteren Zeitpunkt des gestrigen Tages wurde die Passage gestrichen – irgend einer Person in der MDR-Redaktion muss aufgefallen sein, dass es eine Behauptung enthielt – die Behauptung nämlich, dass Wollschläger den Bus von Rot-Weiß Erfurt sponsert.

Im gleichen oben genannten Beitrag – aktualisiert um 12.19 Uhr – wird dem Leser mitgeteilt, dass eben jenes kolportierte Sponsoring für Rot-Weiß Erfurt den RVG-Insolvenzverwalter Rolf Rombach befangen machen könnte. Der zuständige MDR-Redakteur Matthias Thüsing zitiert Wolfgang Steinbrück nämlich bereits im Vorspann mit der Forderung: „Rombach ist befangen, muss weg!“

Einen Tag zuvor hatte Rolf Rombach verkündet, dass er dem Gothaer Busunternehmen Steinbrück die Verträge für den Busverkehr im Landkreis gekündigt habe. Das war der Anlass für die Intervention von Steinbrück via MDR.

Denn der Beitrag suggeriert, dass der Bus für Rombach, im Ehrenamt Präsident des FC Rot-Weiß Erfurt, „zum Problem werden“ könne. Aus Sicht Steinbrücks „übervorteilt er die Mitgesellschafter in der RVG, zu denen auch das Unternehmen Wollschläger gehört“, heißt es in dem MDR-Beitrag. Dann wird Steinbrücks Anwalt Martin Kupfrian zitiert: „Hier könnte ein massiver Interessenkonflikt vorliegen.“

Der Tenor des Beitrages in dieser Online-Version: Rombach braucht Geld. Deswegen befördere er Wollschläger. Sonst hätte Rot-Weiß ein noch größeres Problem. Oder anders gesagt: Der Leser kann den Eindruck gewinnen, dass Rombach seine Entscheidung am Mittwoch nur deshalb so getroffen habe, um Wollschläger zu schonen.

„Das ist eine ehrverletzende Behauptung“, sagte dazu Jana Glaser. Sie ist die Geschäftsführerin von Wollschläger – und eine der Minderheitsgesellschafter in der RVG. Glaser hatte bisher völlige Zurückhaltung im Gothaer Bus-Streit geübt. Doch nach der Veröffentlichung der Online-Nachricht des MDR, verbunden mit entsprechenden Radio-Meldungen, war Schluss.

Um 15 Uhr rief sie in der Reaktion von Oscar am Freilag und bei der Thüringer Allgemeine /TLZ in Gotha an und lud zum kurzfristigen Pressegespräch. Dabei sollte es genau um jene Vorwürfe gehen, die kolportiert wurden.

Glaser zeigte Unterlagen sowohl von den Berechnungen als auch von den Sponsoring-Verträgen. Sie legte gegenüber den anwesenden Journalisten alles offen, was sie hatte.

Von den MDR-Vorwürfen im oben beschriebenen Beitrag blieb danach – NICHTS.
Fakt ist: Wollschläger fährt für den FC Rot-Weiß Erfurt. Schon seit vielen Jahren. „Zu marktüblichen Konditionen”, die sie unter der Bitte der Nichtveröffentlichung auch offenlegte.

Oscars Schnell-Recherche bei zwei weiteren Thüringer Busunternehmen – explizit nicht aus dem Landkreis Gotha – ergab: Das kann man so sagen. Nichts blieb von der oben zitierten Behauptung, dass Rot-Weiß ein Loch in fünfstelliger Höhe entstünde, wenn Wollschläger nicht mehr fährt. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Rot-Weiß bezahlt seine Rechnungen – und das regelmäßig und pünktlich, insgesamt ein fünfstelliger Betrag im Jahr. „Da ist alles korrekt gelaufen – so, wie das bei uns immer war und immer sein wird“, betont die Geschäftsführerin des Unternehmens aus Laucha.

Der oben zitierte Beitrag war zu dieser Zeit immer noch online – unverändert.

Bleibt die Frage nach sonstigen Sponsoring-Aktivitäten. Wollschläger war in der Tat Sponsor des FC Rot-Weiß Erfurt – und zwar bis 2009. 10.000 Euro flossen von 2005 bis 2009. Glaser legte alle Zahlungen offen – vom 21. November 2005 angefangen bis hin zum 1. Januar 2009, der letzten verbuchten Zahlung. Auch hier zeigte sie die generellen Buchführungskonten – mit allen Werbeausgaben. Da bleiben keine Zweifel.

Das bestätigte dann auch, was Rolf Rombach ohnehin kurz vor der Pressekonferenz an die Presse schickte. Der RVG-Insolvenzverwalter schrieb: “Zu heute verbreiteten Medienberichten erklärt Rechtsanwalt Rolf Rombach Folgendes: Die Firma Wollschläger ist kein Sponsor des FC Rot-Weiß Erfurt. Sie liefert Fahrleistungen für Auswärtsspiele der 1. Mannschaft des FC Rot-Weiß Erfurt. Diese Fahrleistungen werden zu marktüblichen Konditionen angeboten und bezahlt. Aktuell bestehen keine Zahlungsrückstände des FC Rot-Weiß Erfurt bei der Fa. Wollschläger. Alle anderslautenden Meldungen sind falsch.“ Auch ein wichtiger Punkt in dieser Geschichte, denn in der Stunde danach begannen allmählich die Korrekturen des MDR-Beitrages.

Für Jana Glaser aber waren die Behauptungen, die bis dahin aufgestellt wurden, wie schon beschrieben, ehrabschneidend. „Wir sind kein Sponsor, wir fahren zu marktüblichen Preisen, es gibt hier überhaupt keinen Interessenkonflikt. Hier wird mit Halb- und Unwahrheiten gearbeitet – und das lassen wir uns nicht gefallen.“ Sie will am Freitag den MDR anschreiben und um Klärung der Angelegenheit bitten – und gleichzeitig prüfen, ob ein Medienanwalt hinzugezogen werden muss. „Niemand soll glauben, dass wir uns nicht wehren, wenn Unwahrheiten über uns verbreitet werden!“

Weshalb auch der letzte Absatz dieser Oscar-Geschichte interessant ist.

Denn nachdem der besagte MDR-Beitrag viele Stunden online war, oft gelesen und geteilt wurde, aktualisierten ihn die Kollegen. Und die Vorwürfe verschwanden und wurden aufgeweicht – und auch das oben genannte Zitat des Rechtsanwalts Kupfrian änderte sich. Nun hieß es: ““Sollte das Busunternehmen Wollschläger den Verein für kleines Geld durch die Gegend fahren, würde ein Wegfall dieser Dienstleistung zusätzliche Löcher in die Kasse reißen.“ Kein Wort mehr vom Sponsoring.

Dass die Passage gestrichen wurde, erscheint auch den Medienrecht-Experten der Oscar-Redaktion logisch. Es ist eine falsche Tatsachenbehauptung – und als solche aus Sicht unserer damit betrauten Mitarbeiter gegendarstellungsfähig.

Deshalb wäre die Streichung auch in Ordnung gewesen, wenn am Ende des Textes – wie etablierte Medienhäuser das tun – darauf hingewiesen worden wäre, dass zuvor eine Falschbehauptung im Text stand.

Das aber wollte der verantwortliche Redakteur Mathias Thüsing nicht – oder er kann seinen Job nicht. Das schließt der Autor dieser Zeilen aber aus, womit sich die Frage ergibt, warum ein MDR-Journalist eine solch handwerklich falsche Geschichte produziert – und wider besserem Wissen nicht offiziell und nachweisbar korrigiert.

Eine Frage, die auch Jana Glaser umtreibt – und die sie am Freitag dem MDR selbst stellen will.

Über die Antwort aus Erfurt darf man gespannt sein.

Thüsing hatte im Übrigen Jana Glaser eine Anfrage geschickt. Sie stellte auch diese Korrespondenz beim Pressegespräch zur Verfügung. Die Antworten erbat sich der MDR-Redakteur bis 11.30 Uhr. Glaser war aber nicht mehr im Haus und kam erst um 14 Uhr zurück. Um 12 Uhr lief die erste Meldung im Radio – ähnlich falsch wie die Online-Meldung.

Den besagten Beitrag finden Sie hier im Oscar per Anhang in mehreren Bildern. Den aktualisierten Beitrag finden Sie HIER (Stand: 0.17 Uhr).

Übrigens: Auf die Frage, was ein kleiner Beitrag sei, wollte der Steinbrück-Sprecher Torsten Jäger gestern gegenüber Oscar am Freitag keine Auskunft geben. Auch Wolfgang Steinbrück war zuvor für uns nicht erreichbar. Er ging nicht ans Telefon.

Jägers Auskunft: Die Oscar-Redakteure mögen am (heutigen) Freitag Martin Kupfrian direkt fragen. Denn dann ist zur nächsten Pressekonferenz geladen. Das Thema: Der Interessenkonflikt des RVG-Insolvenzverwalters Rolf Rombach. Unser Film-Team ist dabei. Fortsetzung folgt.

Autor: Maik Schulz

 

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