160 m und eine gefühlte Ewigkeit

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Winterstein. Da ist der Hund begraben. Tatsächlich. Jener Stuczel, der im Dreißigjährigen Krieg Postillon d’Amour gewesen sein soll. Heutzutage geht es weniger beschaulich zu. Die Ortsdurchfahrt ist die kürzeste Verbindung vom Westen des Landkreises Gotha nach Bad Liebenstein, Bad Salzungen und Breitungen. Deshalb passieren sie normalerweise 2.500 Fahrzeuge täglich. Jetzt aber ist dieses Nadelöhr voll gesperrt und Baustelle.

Die liegt in Verantwortung des Straßenbauamtes Mittelthüringen. Was im Frühjahr begann, wird mindestens drei Jahre dauern. Deshalb, weil die Straße entlang der Emse führt. Deren Bett liegt viel tiefer als die Liebensteiner Straße und die angrenzenden Grundstücke.
Die Straße ist seit dem Mittelalter die einzige Verbindung aus dem Emsetal Richtung Süden. Deren Breite mag damals für Pferdefuhrwerke und Kutschen ausreichend gewesen sein. Dem aktuellen Verkehr genügt sie nicht mehr. Zudem fehlen Gehwege.
Schon 2002 wurde deshalb der Ausbau der Liebensteiner Straße vom Straßenbauamt geplant. Das es 16 Jahre brauchte, bevor an die Umsetzung gegangen werden konnte, lag u. a. daran, dass Anwohner gegen diese Pläne klagten. Deshalb, weil für den Ausbau der Straße private Grundstücke genutzt werden müssen und sie fürchten deutlich mehr (Durchgangs-)Verkehr.

Nun ist das erste Jahr unter Vollsperrung fast vorbei. Eine provisorische Asphaltschicht ist aufgebracht. Während der Winterpause von Mitte Dezember bis in den März 2019 können dann die Süd-Wintersteiner problemlos zu ihren nördlichen Nachbarn gelangen.
Noch müssen sie dafür eine innerörtliche Umleitung nutzen. Die hat es in sich: Sie folgt auf etwas mehr als 2 km einem wirklich schmalen Weg, der keinen Gegenverkehr erlaubt. Also regelt eine Ampel den Fahrzeugstrom, die jeweils für eine halbe Stunde die Fahrt freigibt – oder auf „Rot“ steht. Anwohner wissen das und stellten sich darauf ein.

Damit 2020 dann Straße und Gehwege gebaut werden können, ist im Vorfeld mehr als genug zu tun. So wurde u. a. eine provisorische Brücke gebaut, damit Feuerwehr und Rettungsdienste die Grundstücke auf der Ostseite der Emse erreichen können. Die alte Brücke entsprach nicht mehr aktuellen technischen Anforderung, wurde abgerissen. Direkt neben dem Provisorium wächst nun das neue Bauwerk. Brückenbauer der Bauunion Wandersleben errichten es.

Damit die Straße breiter werden kann, sind entlang der 160 m des ersten Bauabschnitts Stützwände hin zur Emse nötig. Dafür musste der Baugrund trockengelegt, das Flüsschen „weggesperrt“ werden: Heißt, auf 160 m kam die Emse in eine 1,5 m starke Röhre (Foto).

Bauherren in Winterstein sind neben dem Straßenbauamt die Stadt Waltershausen (Gehwege, Straßenbeleuchtung), der Energieversorger Ohra-Energie (Gas), die Thüringer Energienetze AG (Strom) sowie der Wasser- und Abwasserzweckverband Gotha und Landkreisgemeinden (WAG).

Der Zweckverband hat dieses Jahr auf 175 m eine neue Trinkwasserleitung und die sieben Hausanschlüsse gebaut. 2019 kommen dann 160 m Regenwasser- und 170 m Schmutzwasserkanal samt Hausanschlüssen dazu. Der Abwasserkanal geht aber nicht in Betrieb. Dafür muss in weiteren Bauabschnitten des Straßenausbaus parallel die rund 1,5 km Kanalstrecke bis zum nördlichen Ortseingang entstehen. Dort ist dann Anschluss an jenes Kanalsystem, das zur Kläranlage in Eisenach-Stedtfeld führt.

550.000 Euro investiert der WAG insgesamt in diesen Bauabschnitt. Dessen Gesamtkosten betragen ca. 3,2 Mio. Euro. Den Löwenanteil löhnt das Straßenbauamt Mittel­thüringen.
Wann die geplanten sechs weiteren Bauabschnitte der Liebensteiner Straße folgen, ist noch offen.

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