Gotha (red/ra, 29. April). 1. April 1980. Joachim Eberhardt eröffnet seine Werkstatt für Kinderwagen, Roller und Dreiräder.
Ausschlag dafür gab, dass Gothaer das Fehlen einer solchen Werkstatt monierten, selbst auf einer Kreisdelegiertenkonferenz der SED dies ein Thema wurde.
Joachim, der einst bei der Deutschen Reichsbahn Fahrzeugschlosser gelernt, später auf dem Bau gearbeitet hatte, wollte diese Service-Lücke schließen: „Eigentlich als Feierabendgewerbe – aber da wurde mir klargemacht: entweder ganz oder gar nicht“, erinnert er sich.
So kam es auch, dass ab und an auch einmal ein Exemplar des legendären Kinderfahrrads „Blitz“ zur Reparatur abgegeben wurde. Eberhardt stellte fest, dass das quasi nur die geschrumpfte Version der „richtigen“ Drahtesel war.
Seither gehörten auch „richtige“ Drahtesel zum Angebot.
Das Beschaffen der Räder und der Ersatzteile indes gestaltete sich DDR-typisch: Ohne Beziehungen – gern auch „Vitamin B“ genannt – drehte sich kein Rad. Alternativ verhalfen manch 50-Mark-Schein, ein Päckchen Bohnenkaffee oder eine Flasche Sekt, das Objekt der Begierde zu erlangen
Zehn Jahre nach seinem Start als Selbstständiger startete der „Arbeiter- und Bauernstaat“ in die Marktwirtschaft. Plötzlich wurde aus Mangel Überfluss. In der Kindleber Straße 30 konzentrierte man sich nun ausschließlich aufs Geschäft mit Fahrrädern.
Sohn Sven, Jahrgang 1976, der seit 2013 Geschäftsführer ist, war schon sehr früh klar, dass er in Vaters Fußstapfen treten wollte. Er gehörte dem ersten Jahrgang an, der den Beruf eines Zweiradmechanikers erlernte.
Welche Rolle Stützräder in seinem Leben spielten, warum er trotzdem ein Jahr auf dem Bau war, danach Zivildienst leistete und deshalb erst 2000 ins florierende elterliche Geschäft einstieg, warum „Fahrrad-Eberhardt“ selbst in den USA bekannt ist und wieso im 41. Jahr des Bestehens der Firma Zustände herrschen wie einst in der DDR – das erfahren Sie im Interview von „Oscar am Freitag“-TV!