Inselsberg: Ende der Eiszeit in Sicht

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Aufbruch zum Inselsberg, dem höchsten Drehort, den „Oscar am Freitag“-TV in heimischen Gefilden haben kann. Wir treffen dort Michael Horn, der auszog, um einen Ort der Thüringer Gastlichkeit wiederzubeleben.

Horns Abenteuer begann 2012. Da kaufte er den seit einem Jahr leerstehenden Berggasthof „Stadt Gotha“.

Seither ist es nun zum 7. Mal Winter geworden. Und das auch ohne die scheinbar unendliche Geschichte, die Michael Horn erlebte.

Aber wen wundert‘s? War doch der Inselsberg schon immer etwas Besonderes. Deshalb, weil über seinen Gipfel der Rennsteig verläuft.

Der Rennsteig wiederum war im 19. Jahrhundert Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen-Gotha und der Enklave Schmalkalden, die zum Kurfürstentum Hessen gehörte.

Deshalb gab es auch schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts da oben gleich zwei Gasthöfe: Auf hessischer Seite den Berggasthof Stöhr, auf der gothaischen eben jenen Berggasthof „Stadt Gotha“, der nun nach Horns Wille „Großer Inselsberg“ heißt.

Der Rennsteig ist auch im 21. Jahrhundert Grenze – die zwischen den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen und Gotha.

Zudem haben auf dem Berg nun gleich auch noch drei Bürgermeister das kommunale Sagen: Die beiden aus den angestammten Orten Bad Tabarz und Brotterode. Und seit 2014 das Emsetal nach Waltershausen eingemeindet wurde, nun auch dessen Bürgermeister.

Das hat Folgen – und nicht nur für den Winterdienst, für den dieses kommunale Quintett zuständig ist.

Michael Horn machte jedenfalls 2012 ein Konzept, ließ planen und reichte Ende 2013 einen Bauantrag ein. Wollte das alte Gebäude weitgehend erhalten, Schritt für Schritt sanieren. Eine halbe Million war damals dafür kalkuliert.

Nun mahlen aber nicht nur Gottes Mühlen langsam, sondern auch die der Behörden.

Bis vor Kurzem dauerte Michael Horns Genehmigungsmarathon. Jetzt hat er seine Baugenehmigung. Nach fünf Jahren, in denen 22 öffentliche Ämter, Behörden und Verbände – darunter sogar der zum Naturschutzbund gehörende Küstenschutz – ihr Ok gaben.

All die Zeit blieb Horn Optimist – und kreativ: Weil’s mit dem Imbiss im Haus nichts wurde, baute er einen mobilen auf jenen Teil des Inselsberges auf, der ihm gehört. Sehr zur Freude von Touris und Einheimischen. Schicker Nebeneffekt: eine Lichtschranke zählte die Besucher. Demnach sind‘s jährlich 150.000.

Inzwischen haben sich die Parteien auf und um den Inselsberg zwar noch nicht richtig lieb, aber sie ziehen an einem Strang – der heißt „Ertüchtigung des Inselsberges“, so der Name des Projekts.

Und seit Innenminister Georg Maier (SPD) eine Gondel-Seilbahn ins Gespräch brachte, ist man allerorten im optimistischen Aufbruch. Das ist auch gut so – denn diese Aufbruchsstimmung nutzt allen: den Kommunen, dem Inselsberg – und auch Michael Horn.

Doch einen entscheidenden Haken hat die Sache neuerdings doch wieder: Die Straße hinauf zum Inselsberg ist eine Kreisstraße. Und eben diese Kreisstraße könnten diesen Status verlieren, wäre demnach nur noch ein Wirtschaftsweg.

Touristen, Gäste sollten dann mit einem Pendelbus die letzten der 916,5 m überwinden. Das würde aber Horns derzeitiges und genehmigtes Konzept neuerlich infrage stellen. Befürchtet er doch dann einen deutlich geringeren Kundenstrom, was betriebswirtschaftliche Auswirkungen haben würde.

Mitte des Jahres soll das Konzept der Landesentwicklungsgesellschaft vorliegen. So lange also gilt es zu harren und zu hoffen.

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