Kleine Bahnen – ganz groß

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Gotha adelt nicht nur. Gotha ist auch ein Mekka der Modellbahner. Nach 2017 findet nun zum zweiten Mal das jährliche internationale Treffen der Fans der Spur TT hier statt. Eingeladen hat dazu der Arbeitskreis TT-Bahn e. V. – kurz AKTT.

70 Aussteller aus Deutschland, den Niederlanden, Polen, Russland, Tschechien und Ungarn waren an diesem Wochenende da. Die Hersteller, Händler und TT-Bahner zeigten, was sich im Maßstab 1:120 alles machen lässt. Schon am ersten Tag lockte das Angebot an Loks, Waggons und allem denkbaren Zubehör Besucher an. Sie kamen nicht nur aus Thüringen, wie die Nummernschilder der PKW vor der Stadthalle bewiesen.

TT – das steht für „Table Top“, also Tischfläche. Deshalb, weil eine komplette Anlage tatsächlich auf einen Tisch passt.
TT ist deshalb aber auch beliebt, weil noch mehr Details an den Loks, den Waggons und in den Landschaften darstellbar sind als z. B. bei der nächstkleineren Nenngröße N. Die arbeitet mit 1:160. TT Deshalb nennt man TT auch die „Spur der Mitte“.

„Erfunden“ hat die Nenngröße TT im Jahr 1946 der US-amerikanische Ingenieur Hal Joyce aus Indiana. In Deutschland-West war es die Firma Rokal, die speziell diese Spurweite bekannt machte, aber Ende der 1960er-Jahre insolvent ging. Deshalb starb TT in der alten Bundesrepublik fast aus.
Im Osten war die Berliner Firma Zeuke & Wegwerth die Nr. 1 in dieser Spur. Auch nach der Verstaatlichung und Umbenennung zu VEB Berliner TT-Bahnen (BTTB) sorgten die bis zu 800 Beschäftigten dafür, dass TT in der DDR und in den RGW-Staaten einen großen Fan-Kreis hatte.
Nach der Wende bekam zunächst der Ex-Inhaber Zeuke die BTTB wieder. Nach dessen Konkurs 1993 übernahm dann das sächsischen Unternehmen Tillig, das bis heute der größte Vollsortimenter in der Baugröße ist.

Aktuell rollt jede vierte Modellbahn in den neuen Bundesländern auf Spurbreite TT, in den westlichen Bundesländern fristet sie ein Nischendasein von weniger als 10 %.

Die Normalspurbreite der Eisenbahn in vielen Ländern der Welt beträgt 1435 mm. Sie wird auch Regel- oder Vollspur bezeichnet – oder eben Stephenson-Spur, nach dem englischen Erfinder der Eisenbahn George Stephenson, der 1829 seine „Rocket“ über ein solch breites Gleis rasen ließ.

Im Maßstab 1:120 schrumpfen dann diese 1435mm Gleis auf 12 mm Breite. In diesem Maßstab gibt es aber auch für Schmalspurbahnen Loks und Waggons, die dann auf 9 mm oder 6,5 mm breiten Gleisen fahren. Selbst Feldbahnen zuckeln auf TT-Anlagen maßstabsgerecht dann auf nur noch 4,5 mm breiten Schienensträngen.

Loks und Waggons in Spurbreite TT werden übrigens auch in Thüringen hergestellt. Am bekanntesten dürfte Piko aus Sonneberg sein. Aber auch aus dem Landkreis Gotha kommt rollendes Material: Seit 1992 besteht in Hörselgau die Firma KARSEI-Modellbahn von Volker Seifert. Der Drei-Mann-Betrieb produziert und beliefert aber ausschließlich Großhändler bzw. ist auf Ausstellungen wie eben der in Gotha präsent.

„Oscar am Freitag“-TV war vor Ort: Hier unser Video.

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