Bürger stromern alternativ

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GOTHA. Jetzt ist es offiziell: Seit 15. März ist die „Bürgerenergie Gotha eG“ beim Amtsgericht Jena unter dem Registerzeichen „GnR 500036“ eingetragen. Im Dezember 2010 hatten zwölf Gründungsmitglieder diese eingetragene Genossenschaft ins Leben gerufen. „Bürgerenergie Gotha eG“ ist thüringenweit einmalig, hat als Geschäftsmodell die Nutzung erneuerbarer Energien. 2011 sollen rund eine Million Euro investiert werden. Ob es mehr werden, hängt maßgeblich davon ab, wie schnell die Vorhaben umsetzbar sind, weil zum 1. Juli 2011 eine weitere Absenkung der Einspeisevergütung geplant ist. 80 % des Investments sichert ein KfW-Darlehen, 20 % steuern die Genossenschaftsmitglieder durch Anleihen und Nachrangdarlehen bei.

Die Sonne liefert den Jahres-Energiebedarf der Menschheit binnen drei Stunden. Solch unerschöpfliche Quelle zu nutzen, inspiriert weltweit Visionäre, Ingenieure und Investoren. Auch in Gotha. Zunächst stieg die Raiffeisenbank Gotha eG Kunden und Partnern aufs Dach. Im Juni 2010 ging die erste Fotovoltaik-Anlage in Wandersleben ans Netz. Weitere zehn Anlagen folgten. Sie liefern mit rund 1,6 MW den Jahresbedarf von etwa 400 Haushalten. Diese ca. 17.000 Quadratmeter „Sonnenschirme“ würden fast vier Fußballfelder belegen und ersparen der Umwelt jährlich 850 Tonnen CO2.

Zwar scheint die Sonne kostenlos. Umsonst kann man aber nicht ihre Energie nutzen. Die RaiBa investierte bisher 3,8 Mio. Euro in Fotovoltaik. Sonnen-Strom sieht man hier als Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz und als attraktives Investment für die Bank und deren Eigentümer. Das verlieh der Fantasie Flügel. Auch, weil die Kunden-Nachfrage nach dieser cleveren Kooperation mit der Bank ungebrochen ist.

Deshalb wurde im Dezember 2010 die „Bürgerenergie Gotha eG“ gegründet. Die zwölf Gründungsmitglieder wählten als Aufsichtsrat Beate Willmes (Vorsitz) und Rosmarie Walter. Beide sind viele Jahre Aufsichtsräte der RaiBa. Dazu kam Marika Stowasser. Die Büroleiterin im Haus an der Gartenstraße hat den absoluten Durch- und Überblick. Als Vorstände berief das Trio Sabine Baumgarten und Jürgen Hackethal.

Die enge personelle Verzahnung mit der RaiBa ist gewollt: Die Bank übernimmt für die „Bürgerenergie Gotha eG“ die Verwaltung, besorgt das Marketing. So profitiert man von der fachlichen Kompetenz der Bank-Mitarbeiter. Aufsichtsrat und Vorstand der Genossenschaft arbeiten ehrenamtlich.
Geschäftsziele sind der Bau von Fotovoltaik-Anlagen. Hinzu kommt die Förderung von energieeffizientem Bauen und Wohnen: Projekte, deren Nachhaltigkeit auf optimiertem Gebäudemanagement und dem Einsatz moderner Technologien basieren. Windkraft ergänzt, „wenn es dafür in der Region Nachfrage gibt – und vor allem Akzeptanz“, so Aufsichtsratsvorsitzende Willmes.

Die „Bürgerenergie Gotha eG“ folgt dem Motto der RaiBa: Wir sind „Hier zu Hause“. Fotovoltaik- und andere Projekte für erneuerbare Energie bringen Geld in den Landkreis, in die Region. Hiesige Firmen bekommen Aufträge, dem Handel nutzt die zusätzliche Kaufkraft und nicht zuletzt bleiben auch die Steuern hier.

Publiziert: 26. März 2011, 11.33 Uhr