Europäische Impfwoche läuft

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Die noch bis Samstag (27. April) laufende Europäische Impfwoche nutzt das Gesundheitsamt des Landkreises Gotha, um auf die eigenen Beratungsangebote rund um Immunisierung und Prophylaxe hinzuweisen. Die Impfberatung steht montags und mittwochs von 9 bis 12, dienstags von 13 bis 17 Uhr, donnerstags von 9 bis 12 sowie von 13 bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr in der Eisenacher Straße 3 für Interessenten offen.

Krankheiten wie Windpocken und Keuchhusten kehren zurück

„Den Impfschutz regelmäßig aufzufrischen, versäumen vor allem wir Erwachsenen häufig“, weiß Amtsleiterin und Amtsärztin Andrea Lein aus Erfahrung. Dabei gebe es zahlreiche Erkrankungen, denen man sich dank der Immunisierung gar nicht erst aussetzen müsse. Vor allem ältere Menschen und chronisch Erkrankte, deren Immunsystem viralen und bakteriellen Attacken weniger Widerstand leisten kann, sollten auf regelmäßiges Impfen achten. „Infektionen mit Keuchhusten, Masern und Windpocken sollten heute angesichts des medizinischen Stands kein Thema mehr sein. Sie sind es aber dennoch – vor allem wegen säumigen Impfmuffeln“, sagt Andrea Lein. Im Landkreis Gotha gab es beispielsweise im vergangenen Jahr 80 vermeidbare Erkrankungen an Keuchhusten und mit 49 Betroffenen auch die zweithöchste Anzahl an Windpockenfällen in Thüringen. „Der Keuchhusten ist wieder auf dem Vormarsch, vor allem auch bei den Erwachsenen, von denen viele noch zu DDR-Zeiten vollständig geimpft waren. Entgegen der ursprünglichen Annahme besteht offensichtlich keine lebenslange Immunität, so dass Erwachsene mit der nächsten Tetanus-Impfung einmalig ebenfalls Keuchhusten auffrischen sollten“, sagt Lein. Auch die Durchfall verursachenden Rotaviren forderten im Jahr 2012 mit rund 120 Erkrankungen ihren Tribut in der Region.

Kinder gut immunisiert, Jugendliche bereits mit Nachholbedarf

Die regelmäßigen Untersuchungen des Gesundheitsamts ergeben bereits für Kinder und Jugendliche ein differenziertes Bild: Während die Jahrgänge der Schuleingangsphase relativ gute Durchimpfraten aufweisen – mit krankheitsbezogenen Immunisierungsgraden von mehr als 90 Prozent der untersuchten Kinder – ist bspw. bei den Achtklässlern bereits eine wesentlich geringere Rate festzustellen. Während ABC-Schützen zu etwa 96 Prozent gegen Keuchhusten immun sind, sinkt dieser Wert bei den Achtklässlern auf nur noch 57 Prozent. Und sind schuleingangs rund drei Viertel der Kinder gegen Windpocken geimpft, trifft das acht Jahre darauf nur noch auf zwei Prozent der Schülerinnen und Schüler zu.
Dieser Trend liegt unter anderem in dem engmaschigen Netz der U-Untersuchungen begründet, in deren Rahmen auch der Impfstatus von Babys, Kleinkindern und Kindern regelmäßig gecheckt wird, während es für Jugendliche oder Heranwachsende keine vergleichbaren Pflichtuntersuchungen gibt. Folge: Mit dem Heranwachsen der Mädchen und Jungen schleicht sich eine Impfmüdigkeit ein, die im Ernstfall drastische Folgen haben kann. Amtsärztin Andrea Lein appelliert deshalb an die Eltern und Jugendlichen, bei einem der nächsten Arztbesuche fällige Impfungen unbedingt nachzuholen.

Impfungen kostenfrei bei Hausärzten verfügbar

Wichtig zu wissen: Alle Schutzimpfungen werden von den Hausärzten vorgenommen und von den Krankenkassen getragen. Nur wer spezielle Vorkehrungen, etwa für Reise oder berufliche Tätigkeiten benötigt, muss dafür selbst aufkommen. Für Erwachsene werden aller zehn Jahre die Impfungen gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) und Diphtherie aufgefrischt sowie die Immunisierung gegen Keuchhusten bei nächster Gelegenheit durchgeführt werden. Wer die kostenfreie und unverbindliche Impfberatung des Gesundheitsamts in Anspruch nehmen möchte, sollte unbedingt den Impfausweis, bei Vorliegen auch den aus DDR-Zeit, mitbringen, um den Immunisierungsstatus fundiert beurteilen zu können.