Informatiker der Universität Jena wird zum zweiten Mal von IBM unterstützt

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Jena (sh) Das Internet weiß, für was wir uns interessieren. Viele Websysteme sammeln Informationen über Nutzerinteressen und Präferenzen und personalisieren ihre Inhalte basierend auf diesen Informationen. Schreibt man E-Mails, passt sich die Werbung am Rand an den Inhalt der Nachricht an.

Selbst eine einfache Google-Suche ist beeinflusst von der vorhergehenden. So praktisch es ist, auf seine eigene Person zugeschnittene Informationen zu bekommen, so einschränkend kann es sein, wenn das System Informationen aussortiert, weil es glaubt, sie wäre nicht interessant für den Nutzer – von Datenschutzaspekten ganz abgesehen.

Doch Fedor Bakalov von der Friedrich-Schiller-Universität Jena kann helfen, wieder Herr über das ganz persönliche Internet zu werden. Er entwickelt derzeit eine Visualisierungssoftware und Methoden für Websysteme, mit denen man den Filter jederzeit selbst justieren kann. Für seine Arbeit hat der Jenaer Informatiker nun bereits zum zweiten Mal ein „IBM Scholarship“ erhalten – eine Förderung in Höhe von 20.000 US Dollar für das nächste Studienjahr ab dem kommenden Wintersemester. Damit kann er seine Visualisierungssoftware weiterentwickeln und verfeinern. Darüber hinaus ist geplant, die Software in einem existierenden Websystem einzusetzen und ihre langfristigen Effekte auf die Benutzerzufriedenheit zu untersuchen. „Die Stipendien werden weltweit in einem sehr anspruchsvollen Verfahren vergeben“, erklärt Prof. Dr. Birgitta König-Ries, Inhaberin der Heinz-Nixdorf-Stiftungsprofessur für Praktische Informatik an der Universität Jena. „Es ist also ein großer Erfolg für unseren Doktoranden.“

Bakalovs sogenannte „IntrospectiveViews“ erlaubt dem Nutzer zum einen den Einblick in die Prioritätenliste, die das System selbstständig angelegt hat. Für den Benutzer wird so sichtbar auf welcher Basis Personalisierungsentscheidungen getroffen werden. Zum anderen kann er beliebig Begriffe verschieben und damit ihre Bedeutung gewichten. „Wenn sich jemand also für Fußball interessiert, kann er dem System beibringen, dass er Nachrichten zu diesem Thema bekommen will“, erklärt der Kirgise. „Falls das Interesse irgendwann nachlässt oder andere Dinge wichtiger werden, lässt sich das jederzeit neu einstellen.“ Damit könne der Nutzer wieder kontrollieren, welche Informationen er bekommt und vor allem, welche er nicht bekommt.

Seit zwei Semestern wird das an der Universität Jena entwickelte Programm an der Universität Pittsburgh verwendet. Dort nutzt man es im Bereich adaptives E-Learning. „Aber auch die großen Internetfirmen haben ein Interesse an solchen Ideen“, sagt Birgitta König-Ries. „Schließlich wollen sie zufriedene Kunden.“ Und auf Dauer wird es sie erst geben, wenn die Personalisierung des Internets eine transparente Hilfe ist und kein unheimlicher Fluch.

(Foto: Jan-Peter Kasper/FSU)
Fedor Bakalov von der Universität Jena entwickelt eine Visualisierungssoftware, mit der der Nutzer den Filter für das ganz persönliche Internet selbst justieren kann.


H&H Makler