15. Puppen- und Bärenbörse in Ohrdruf

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Die Puppen- und Bärenbörse wird am 21. und 22. Oktober 2017 in der Goldberghalle in Ohrdruf stattfinden. Die Veranstalter sind sicher, dass sie auch in diesem Jahr wieder die Herzen von Puppen- und Bärenliebhabern höher schlagen lässt.

Es ist zur schönen Tradition geworden, dass sich einmal im Jahr Freunde, Käufer und Verkäufer von Puppen, Bären und Zubehör in Ohrdruf treffen und sich austauschen und immer ist es auch ein freudiges Wiedersehen, wenn auch schon wieder 365 Tage vergangen sind.

In diesem Jahr erwarten die Besucher rund 15 Aussteller mit einem umfangreichen Angebot an alten und neuen Puppen, ebensolchen Bären, Zubehör, Puppenhäusern, Miniaturen und Spielzeug. Auch eine Puppenkünstlerin mit Ihren eigenen Werken wird vor Ort sein. Ein Puppendoktor wird sich kranken und verletzten Puppenkindern direkt an Ort und Stelle annehmen und es wird auch wieder eine große Auswahl an Puppenbabies der Marke Reborn vorhanden sein. Es gibt Literatur, Puppenbekleidung in allerhand Längen und Breiten – also oft auch für kuschelige Bären passend – sowie reichlich Zubehör zu bestaunen und zu erwerben.

Es werden so gut wie alle Fragen zu Puppen und Bären beantwortet werden können.
Sollte noch jemand Interesse haben, selber an der Puppen- und Bärenbörse teilzunehmen, so bitten wir darum, sich mit der Veranstalterin Leokadia Wolfers in Verbindung zu setzen. Erreichbar ist Frau Wolfers unter der 0178 5335668 und per E-Mail unter Leokadia.Wolfers@t-online.de. Fragen auch gern unter 03624 330210 oder unter information@ohrdruf.de.

Geöffnet wird am Samstag, dem 21.10. von 12.00 Uhr bis 17.00 Uhr
und am Sonntag, dem 22.10. von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr

Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt.
Erwachsene sind mit 2,00 € dabei.

 

 

Puppen und Spielwaren aus Ohrdruf

 

Es ist heute nicht mehr festzustellen, wie viele unserer Ur- und Ururgroßmütter und –väter in diesem, in Ohrdruf sehr stark verbreiteten Industriezweig, ihren Lebensunterhalt verdient haben. Es kann jedoch mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass sich fast in jeder Ohrdrufer Familie Vorfahren finden lassen, die irgendwann in einer der zahlreichen Porzellanfabriken als Porzellangießer, -dreher oder –maler gearbeitet haben. Denn immerhin gab es in Ohrdruf im Laufe von fast 100 Jahren 6 Porzellanfabriken: Bähr & Pröschild in der Gothaer Straße, Kestner & Co. in der Haberlandstraße, Hertel Schwab & Co. in der Suhler Straße, Kling und Co. in der Waldstraße, Kley & Hahn in der Bahnhofstraße sowie die Firma Alt, Beck & Gottschalk. Dazu kam die Firma Simon und Halbig in Gräfenhain. Auch für Frauen gab es Arbeit in den Ohrdrufer Puppenfabriken von Kley und Hahn oder bei der Firma Franz Kuhles am Michaelisplatz 4. Die Puppen brauchten Kleidung, mussten angezogen und verpackt werden. Es gab auch Frauen, die sich eine eigene Existenz als „Puppenkopffriseuse“ aufbauen konnten. So finden wir im Adressbuch der Stadt Ohrdruf aus dem Jahre 1922 noch zehn „Puppenkopffriseusen“.

 

Der gute Ruf der Ohrdrufer Porzellanmacher war inzwischen längst bis Amerika vorgedrungen. So war es kein Wunder, dass Rose O’Neill, die Erfinderin der Kewpiepuppen im Jahr 1912 nach Ohrdruf kam, um hier die ersten Kewpies aus Biskuitporzellan für den amerikanischen Markt herstellen ließ. Das Import-Exporthaus für Puppen, Spielwaren und Porzellanartikel Borgfeld & Co. mit Sitz in New York sicherte sich die Rechte für die plastische Darstellung der kleinen Gesellen und ließ diese zuerst bei der in Ohrdruf, Haberlandstraße 12, ansässigen Porzellanfabrik Kestner & Co. anfertigen. Die Puppen wurden zum Verkaufsschlager des Weihnachtsgeschäfts 1912 in den USA.

 

Rose O’Neill kam persönlich, um die Fertigung der ersten Kewpies aus feinstem Biskuitporzellan zu beaufsichtigen. Der Ohrdrufer Porzellanhersteller Kestner enttäuschte seine Auftraggeberin nicht, er trug nicht von ungefähr den vielsagenden Beinamen „König der Puppenmacher“. Das Firmenlogo und die Puppenmarke war eine Krone mit einem eingeflochtenen Band. Auf diesem Band stand der Schriftzug „Kronen Puppen Kestner“. Später wurden die Puppen auch von der Ohrdrufer Firma Hertel, Schwab & Co. sowie Alt, Beck und Gottschalk in Nauendorf und vielen anderen Thüringer Porzellanmanufakturen hergestellt. Die Puppen lösten in Amerika einen wahren Kewpie-Boom aus, der die gesamten zwanziger und dreißiger Jahre anhielt.

 

Neben der starken Puppen- und Porzellanindustrie gab es in Ohrdruf Hersteller von Spielwaren aus Holz, Pappe, Pappmaché und Metall. Immerhin hat Carl Eduard Meinung aus Ohrdruf das mit Naturfell bezogene Schaukelpferd erfunden. Für dieses Produkt bekam Meinung auf der Weltausstellung 1881 in Porto Alegre eine Goldmedaille. Bei zwei weiteren Ausstellungen in Amsterdam (1883) und Antwerpen (1891) konnte er Bronzemedaillen erringen. Kinder- und Puppenmöbel, Kaufmannsläden, Schubkarren, Schaukelstühle, Rodel und Eisenbahnen aus Holz komplettieren das Angebot der verschiedenen Hersteller. Die Firma CEBASO Ohrdruf fertigte neben Holzspielwaren auch Tretautos, Spielautos, Dreiräder, Schieb- und Puppenwagen aus Metall. Die Geschäftsbeziehungen der Firma reichten über ganz Europa sowie Süd- und Nordamerika. Die Firmen Franck & Co. und Carl Hanf & Co. haben Schwellköppe, Masken, Halbmasken Karnevals- und Dekorationsartikel aus Pappe, Pappmaché und Papier gefertigt.

 

Heute erinnern nur noch einige Originale, Kataloge und Bilder in den Archiven und Magazinen der Stadt an den Erfindungsreichtum Ohrdrufer Spielwarenhersteller. Nach über einhundert Jahren sind die kleinen Kinderlieblinge zu begehrten Sammlerstücken geworden und werden mit Preisen zwischen einhundert und mehreren tausend Euro gehandelt. Nutzen Sie also unsere Puppen- und Bärenbörse am 21. und 22. Oktober zu einer vergnüglichen Reise in die Vergangenheit. Holen Sie sich sachkundigen Rat für eventuelle Reparaturen oder lassen Sie ihren kleinen Liebling vom Experten taxen.

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