Tartuffe oder die Kraft der Frauen

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Foto: Bernd Seydel

Die Vorbereitungen für die Premiere im Ekhoftheater am 11. Juli sind in vollem Gange

Tartuffe ist ein Betrüger. Trotzdem muss der Tisch noch etwas weiter vorne stehen. Der braune Stuhl wird von links hereingetragen. Die beiden Flügeltüren hinten auf der Bühne brauchen noch einen Magneten, damit sie offenbleiben. Der Abgang erfolgt nach rechts, vom Zuschauer aus gesehen. „Hat jemand das Tischtuch gefunden?“

Eine technische Theaterprobe ist auch im Ekhoftheater anstrengend für alle Beteiligte. Trotzdem wird gelacht und auch mal ein Spaß gemacht. Doch wer das beobachtet, sollte sich nicht täuschen lassen. Alle sind konzentriert und ernsthaft bei der Sache. Ein paar kurze Hinweise der Regisseurin Naemi Friedmann, und die Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne wissen gleich, was sie meint. Die Szene wird wiederholt: Alles läuft wie gewünscht.

Am 11. Juli 2025 hat das Schauspiel „Tartuffe oder der Betrüger“ nach Moliere Premiere im Ekhoftheater auf Schloss Friedenstein in Gotha. Naemi Friedmann und ihr Schauspielkollege Christian Mark haben dafür das Ekhof Ensemble gegründet. Wo immer möglich haben die beiden dafür auf regionale Theatermenschen zurückgegriffen. Das hat auch den Veranstalter, die Friedenstein Stiftung Gotha, überzeugt. Nach der Premiere gibt es an dieser Stelle fünfzehn weitere Aufführungen des Stücks.

Eine Theateraufführung braucht viele Menschen mit vielen unterschiedlichen Fähigkeiten. Was am Ende auf der Bühne zu sehen ist, wurde sorgfältig vorbereitet. Natürlich müssen die Akteure auf der Bühne ihren Text auswendig lernen. Doch meist wird dieser vorher verändert, zum Beispiel gekürzt, und auf die jeweiligen Bedingungen angepasst. Kostüme müssen entworfen und genäht werden. Es werden Requisiten gebraucht, und es müssen die Probenpläne geschrieben werden. Damit die Verwandlungen des Bühnenbilds im Ekhoftheater möglich werden, braucht man einen Bühnenmaler. Das war diesmal Jürgen Weis aus Gotha, der mit viel Können und ein wenig Schalk erstaunliche Illusionen schuf.

Derweil ist auf der Bühne die Handlung fortgeschritten. Doch der Darsteller des Tartuffe konnte an diesem Tag nicht in Gotha sein. Also springt die Assistentin und nicht weniger gute Schauspielerin Elisa Oehme ein und skizziert seine Rolle. Die Probe kann ungehindert weitergehen.

Die Arbeit am Text wird in den Folgetagen wieder aufgenommen. Dann wird richtig gespielt, an Mimik und Gestik gearbeitet, das Zusammenspiel der Rollen genau geübt. Am Ende wird das Ensemble zwei Stunden auf der Bühne agieren – und sich dafür hunderte von Details merken und umsetzen müssen. Dem Zuschauer wird das alles leicht und flüssig erscheinen. Doch ohne die intensive Vorbereitung könnte die Illusion nicht entstehen.

Nach insgesamt drei Stunden ist die erste Proberunde des Tages zu Ende. Eine Stunde Erholungspause, dann wird noch ein paar Stunden weitergeprobt. Schauspielkunst ist harte Arbeit. Spätestens bei der Premiere wird alles eine große, stimmige Einheit sein. Dann wird Tartuffe nach Herzenslaune betrügen. Und die schlauen Frauen werden den bösen Jungen listig zu Fall bringen und sein schändliches Spiel entlarven – zum Vergnügen und zur Belehrung des Publikums, das sich – mit Sicherheit – mit viel Beifall bedanken wird.

Mehr Informationen zum Ekhof-Festival und auch zu den Eintrittskarten gibt es im Internet unter www.ekhof-festival.de.

Bernd Seydel

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