Von Steinern und Fastnachtshühnern

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Fliesenstudio Arnold

Fernab von Folklore, Filmen und Romanen war das Dorfleben um 1700 doch weitaus anders, als es sich die Menschen der Gegenwart vorstellen. Vieles wird heute romantisch verklärt und publikumsaffin dargestellt. Im Rahmen des Ortsjubiläums von Apfelstädt findet zu diesem Thema am 3. April 2025 um 19.30 Uhr in der Pfarrscheune Apfelstädt ein interessanter Vortragsabend statt.

„Ein Anhaltspunkt für meine Ausführungen war das Flurbuch von Apfelstädt, welches wir mit der Hilfe zahlreicher Spender und Fördermitteln restaurieren lassen konnten“, so Pfarrer Bernd Kramer aus Apfelstädt, der auch den Vortrag hält. Das Werk stammt aus dem Jahre 1690. Es umfasst 730 Seiten, die samt Einband von der Leipziger Buchrestauratorin Ulrike Förster wiederhergestellt worden.
„Flurbücher aus der Zeit um 1700 sind selten. Sie geben nicht nur einen Einblick in die Aufteilung der Ländereien, sondern zeigen ein wenig die Lebensweise der Menschen.“ So gab es z.B. das Amt der Steiners, der die Grenzsteine in den Fluren der Dörfer setzte. Bei den vielen kleinen Grundstücken war das besonders wichtig. Natürlich gab es auch Streit und Auseinandersetzungen um die Ländereien, die beigelegt werden mussten. Das Flurbuch zeigt ein einen kleinen Einblick in die Lebensumstände der Zeit. Jeder Eigentümer von Haus, Hof und Feld ist eingeschrieben, zudem ist genau vermerkt, welche Abgaben an die jeweiligen Grundherren entrichtet werden mussten, z.B. die „Fastnachtshühner“. „Es gab ausgewiesene Gerichtsschöffen im Ober- und Unterdorf, die freien Apfelstädter Bauern regelten ihre Belange eigenständig. In vielen Orten der Umgebung war das nicht so, hier hatten Gutsbesitzer oder die Landesherrschaft die Rechtsprechung inne“, so Kramer.

Im 19. Jahrhundert kam es überall zur sogenannten Separation, bei der die Landaufteilung total verändert wurde. Uralte Flurtücke und Flurplätze verschwanden, Gewässer wurden trockengelegt und Wälder gerodet. Nicht nur die Apfelstädter Flur bekam damals eine neue Aufteilung und ein neues Erscheinungsbild.

(Dirk Koch)

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