Friedenstein bekam zwei Werke Ludwig Bohnstedts geschenkt

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Die Neuzugänge in der Kirchgalerie: „Die Landschaft bei St. Peterburg“ und „Italienerin“ sind bis zum 2. Juli 2023 in Schloss Friedenstein Gotha zu sehen. „Italienerin“: Die großformatige aquarellierte Zeichnung sticht aus den bekannten Reiseskizzen Bohnstedts heraus, welche überwiegend ein kleines Format aufweisen. Foto: Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Foto: Mariana Musii/Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

Stiftung wird beschenkt: Zwei Werke Ludwig Bohnstedts sind bis 2. Juli 2023 in der Kirchgalerie zu sehen

Gotha (red, 17. Mai). Dank großzügiger Spender haben zwei Werke des Architekten und bildenden Künstlers Ludwig Bohnstedt (1822–1885) ihren Weg auf den Friedenstein gefunden und ergänzen von nun an den Bohnstedt-Bestand der Stiftung auf wunderbare Weise. Die beiden Neuzugänge, das Aquarell „Landschaft bei St. Petersburg“ (um 1853) und die aquarellierte Zeichnung „Italienerin“ (um 1841/1842), werden bis zum 2. Juli 2023 in der Kirchgalerie von Schloss Friedenstein im Rahmen der Interimsausstellung „Baustelle Geschichte“ präsentiert.

Erst im vergangenen Jahr hatte die Stiftung das Jubiläum des 200. Geburtstags von Ludwig Bohnstedt mit der Ausstellung „Ludwig Bohnstedt – Der Architekt als Künstler“ und einem Bestandskatalog gefeiert. Parallel dazu tauchten neue, bislang unbekannte Werke des Künstlers auf. Darunter befand sich auch die Darstellung einer Landschaft bei St. Petersburg. Die Kuratorin der Ausstellung Ulrike Eydinger sagt: „Jubiläen bringen es mit sich, dass eine erhöhte Aufmerksamkeit auf Personen oder Ereignisse gerichtet werden, die sich somit neu ins kulturelle Gedächtnis einer Nation oder auch einer Region verankern. Ist der Fokus erst einmal auf einen derart wiederzuentdeckenden Künstler gerichtet, so braucht es nicht lange, bis auch Bewegung in den Kunstmarkt eintritt.“

Das 35 x 48 Zentimeter große Aquarell „Landschaft bei St. Petersburg“ wurde vom Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein Gotha e. V. für 1.325 Euro bei der Dezember-Auktion eines Düsseldorfer Auktionshauses für die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha ersteigert. Klaus Kleinsteuber, erster Vorsitzender des Freundeskreises, sagt: „Die Kabinettausstellung von Ulrike Eydinger hatte bei unseren Mitgliedern eine sehr gute Resonanz hinterlassen. Da war uns nur logisch, dass wir auf dem Kunstmarkt zuschlagen mussten, als ein schönes Aquarell von Ludwig Bohnstedt auftauchte. Wir freuen uns sehr, dass sieben Freundeskreismitglieder die Kaufsumme für das Geschenk an die Stiftung gespendet haben.“

Die graphische Arbeit „Italienerin“ – eine Schenkung aus dem Privatbesitz eines Gothaer Ehepaars – schließt im Bestand der Stiftung eine Lücke, die derart noch gar nicht offenkundig war. „Die großformatige aquarellierte Zeichnung verdeutlicht, dass das zeichnerische und malerische Œuvre von Ludwig Bohnstedt mitnichten schon vollständig bekannt ist und dass sich das Begehen von Jubiläen in kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht lohnt“, so Eydinger.

Ludwig Bohnstedt, „Landschaft bei St. Petersburg“, Aquarell, 1853
Ludwig Bohnstedt malte auf diesem Bild das Einholen der Getreideernte vor der Silhouette von St. Petersburg. Drei junge Frauen in bäuerlicher Tracht schneiden im linken Vordergrund mit Sicheln das Korn. Die rechte Seite des Bildes wird von einer zerbrochenen Holzbrücke dominiert, auf der auf einem Balken der Künstler sein Werk signiert und datiert hat. Demnach entstand das Aquarell am 2. September 1853. Das Blatt erinnert an das Aquarell „Blick über die römische Campagna nach Rom zur Kuppel von St. Peter“, das 1993 ebenfalls aus dem Kunsthandel für die Stiftung angekauft wurde und 1852 datiert. In beiden Bildern hielt Ludwig Bohnstedt die für ihn bis dahin wichtigsten Orte fest, die sein Leben prägten: St. Petersburg als Heimatstadt und Rom als Lern- und Sehnsuchtsort.

Ludwig Bohnstedt, „Italienerin“, aquarellierte Zeichnung, um 1841/1842
Rom und Italien, die mediterrane Landschaft, Kunst und Kultur ebenso wie die Menschen vor Ort beflügelten Bohnstedts Kunstschaffen über Jahrzehnte hinweg. Er war fasziniert von dem Licht, den fremden Sitten und der (Kunst-)Historie. Der Künstler verarbeitete seine Eindrücke auf seiner Studienreise durch Italien 1841/1842 in Skizzen und Zeichnungen, später griff er darauf zurück und fertigte thematisch passende Aquarelle und Ölgemälde.

Die bislang bekannten Skizzen und Zeichnungen von der Reise weisen überwiegend ein kleines Format auf, um so bedeutsamer erscheint die neueste Schenkung aus Privatbesitz – eine großformatige aquarellierte Zeichnung. Sie zeigt das Ganzkörperporträt einer Italienerin, die den Betrachter von der Seite her mit müdem Blick anschaut. Links neben ihr sind weitere dünne Bleistiftlinien zu erkennen, die die Konturen eines Mannes wiedergeben. Der Künstler hatte hier ursprünglich ein Doppelporträt geplant, doch beschränkte er sich auf die farbige Ausarbeitung der Frau, die mit ihrer ausdrucksstarken Erscheinung das Blatt vollkommen ausfüllt.

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