10. Stolpersteinverlegung und -vortrag in Gotha

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Am kommenden Freitag, 2. Oktober, findet in Gotha die 10. Stolpersteinverlegung seit 2006 statt, bei der weitere zehn Stolpersteine verlegt werden. Damit werden dann insgesamt 68 Stolpersteine in Gotha an die Opfer der NS-Zeit erinnern.

1993 von dem Kölner Künstler Gunter Demnig initiiert, erinnern diese an die Vernichtung der Juden, Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, Zeugen Jehovas und anderen Opfer des Nationalsozialismus. Dazu werden die Stolpersteine – mit Messingblech verkleidete Pflastersteine, auf denen die biografischen Daten der Betroffenen eingraviert sind – vor dem Wohnhaus der Betroffenen oder an dessen früherer Stelle im Gehweg eingelassen.

 

Die ersten drei Stolpersteine werden um 14.30 Uhr in der Bachstr. 14 für Hugo Lewin (geb. 1875), Anna Lewin (geb. 1882) und Ilse Lewin (geb. 1906) verlegt. Hugo und Anna Lewin wurden beide 1943 in Theresienstadt ermordet; über das Schicksal ihrer Tochter Ilse ist nichts bekannt. Anschließend folgen in der Reinhardsbrunner Straße 57 Stolpersteine für Dr. Ernst Ruppel (geb. 1900) – den Inhaber der Gothaer Ruppelwerke -, seine Frau Annemarie Lina (geb.1902) sowie seine Söhne Klaus Robert (geb. 1929) und Ernst Dieter Ruppel (geb. 1933). Die Familie Ruppel floh 1938 nach der zeitweiligen Inhaftierung Ernst Ruppels nach der Pogromnacht im KZ Buchenwald und der „Arisierung“ der Ruppelwerke nach England, wo sie sich eine neue Existenz aufbaute. Es folgen in der Jentzschstr. 7 ein Stolperstein für Herbert Sterz (geb. 1911), der 1943 in Auschwitz ermordet wurde und im Ulmenweg 16 drei Stolpersteine für die Roma-Familie Mettbach – Maria (geb. 1913) sowie ihre Tochter Marianna (geb. 1936) und ihren Sohn Ewald (geb. 1938), die 1944 ebenfalls in Auschwitz ermordet wurden.

 

Am Sonnabend, 3. Oktober, ab 10 Uhr wird dann in Friedrichroda Am Gottlob 7 ein weiterer Stolperstein verlegt. Er erinnert an die Ärztin Dr. Sarah-Leonie Kawalek-Cohn (geb. 1892), Inhaberin eines Privatsanatoriums, die, nachdem sie schwer erkrankte und ihr die notwendige medizinische Behandlung verweigert wurde, 1942 im Erfurter Krankenhaus starb.

 

Die Initiatoren – das Aktionsbündnis gegen rechte Gewalt, die Initiative gegen das Vergessen und der Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen Gotha – bedanken sich bei allen Stolperstein-Paten. Zu diesen gehören u. a. der Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch und seine Frau, Bärbel Kreuch, die für das Ehepaar Hugo und Anna Lewin zwei Stolpersteine spenden, sowie die Gothaer Beigeordnete Marlies Mikolajczak, die einen Stolperstein für Dr. Ernst Ruppel spendet.

 

Anlässlich der 10. Stolpersteinverlegung wird Gunter Demnig am Freitag, 2. Oktober um 20.00 Uhr in Gotha im Tivoli (Am Tivoli 3) einen Vortrag zur Geschichte des Stolperstein-Projekts halten. Der Eintritt ist frei.

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