Alte Gedanken mit aktuellen Fragen verknüpfen

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Prof. Dr. Andreas Schmidt von der Universität Jena will „alte“ Gedanken mit aktuellen Debatten verknüpfen.

Daher ist für den jüngst ernannten Professor für Philosophie mit Schwerpunkt Deutscher Idealismus gerade diese Geistesströmung „keine bloße Philosophie-Geschichte, sondern ermöglicht die Übertragung der historischen Erkenntnisse in die Gegenwart“. Zudem will der Neu-Jenaer den Studierenden vermitteln, „die Sachprobleme in den schwierigen Philosophentexten erkennen zu können“.

Und einfach sind die Texte von Schmidts Geistesheroen nun wirklich nicht zu verstehen: weder von Kant – der für ihn „sowieso der größte Philosoph ist“ und schon zu Schulzeiten den Berufswunsch Philosoph ausgelöst hat – noch von Hegel, Schelling oder Fichte. Mit den zahlreichen Wissenschaftslehren Fichtes hat sich Andreas Schmidt vergleichend in seiner Doktorarbeit beschäftigt, die der 1966 in Waging am See geborene Philosoph 1998 in Tübingen beendet hat.

Schmidt hat nachgewiesen, dass diese Wissenschaftslehren bei weitem stringenter sind, als viele andere behauptet und nur die Brüche betont haben. Fichtes Idee sei – von Kant kommend – die praktische Philosophie. „Fichte sieht den Menschen von vornherein als praktisches Wesen, nicht als theoretisches“, erläutert Prof. Schmidt, der damit an der nach Friedrich Schiller benannten Universität genau am richtigen Ort angekommen ist. Dem Ruf nach Jena ist der überlegte Wissenschaftler gerne gefolgt, da er dadurch auch im Zentrum der klassischen deutschen Philosophie angekommen ist. „Hier kann ich den Genius loci fühlen“ und – wie er betont – erlebe er bei den Studierenden ein profundes Vorwissen über den Deutschen Idealismus.

Neben diesem zentralen Thema haben es Prof. Schmidt die großen und immer aktuellen Fragen zu Zeit und Existenz angetan, für die er an der Friedrich-Schiller-Universität zahlreiche wissenschaftliche Partner findet. Darüber hinaus wird er sich intensiv weiter mit Selbstbewusstsein und Subjektivität beschäftigen. „Wie ist es möglich, sich als ein freies Individuum in einer Welt zu verstehen?“, fragt Prof. Schmidt beispielsweise in Anlehnung an Fichte.

Mit der Vorgeschichte der Theorie der Subjektivität hat er sich bereits in seiner 2007 vollendeten Habilitation über „Göttliche Gedanken“ befasst. Darin untersuchte er die „Metaphysik der Erkenntnis bei Descartes, Malebranche, Spinoza und Leibniz“. Ihre Philosophie des Geistes sei etwas anderes gewesen als eine bloße Philosophie der Psychologie, erläutert Prof. Schmidt. Damals sei es darum gegangen zu erkennen, wie der Geist beschaffen sein muss, um Erkenntnis zu gewinnen. Gott sei natürlich das Ideal dieses erkenntnisschaffenden Geistes. Wie man sich diesem göttlichen Geist annähern kann, darauf fanden die vier Denker ähnliche, aber doch differenzierte Antworten, die sie – wie zu erwarten – nicht selten in Konflikt mit der Kirche brachten. Ein Thema, das wiederum aktuelle Bezüge aufweist, denen sich Prof. Schmidt auch in Jena widmen will.

Foto: Bei Schiller und im Zentrum der klassischen deutschen Philosophie angekommen: Prof. Dr. Andreas Schmidt von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
(Foto: Jan-Peter Kasper/FSU)