Dysplasie-Einheit am Uniklinikum Jena bietet verbesserte Krebsvorsorge für Frauen / 1400 neue Patientinnen im vergangenen Jahr

0
1527

Mehr als 70 Prozent aller Frauen sind im Laufe ihres Lebens mit einer Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) konfrontiert. Meist verläuft diese Infektion harmlos, in einigen Fällen entstehen jedoch veränderte Zellen am Gebärmutterhals oder am äußeren Genitale, sogenannte Dysplasien. Diese Krebsvorstufen zu erkennen und zu behandeln, ist die Aufgabe der Spezialisten der Dysplasie-Sprechstunde an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Jena (UKJ).

Diese über viele Jahre entwickelte Spezialambulanz, die bereits durch die Arbeitsgemeinschaft für Zervixpathologie und Kolposkopie zertifiziert wurde, ist jetzt als erste Dysplasie-Einheit Deutschlands nach den Vorgaben des Nationalen Krebsplans geprüft und durch das Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) ausgezeichnet worden. „Eine Dysplasie kann in verschiedenen Schweregraden auftreten“, sagt Dr. Cornelia Scheungraber, die die Dysplasie-Einheit leitet. Während sich eine leichte Dysplasie häufig spontan zurückbildet, müssen schwerwiegendere Formen behandelt werden, bevor sich daraus Krebs entwickelt. „Wenn der Zellabstrich bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung ein unklares beziehungsweise auffälliges Ergebnis aufweist, können die niedergelassenen Gynäkologen ihre Patientinnen zur Abklärung zu uns schicken. Dann beginnt eine enge Zusammenarbeit“, so Dr. Scheungraber. Am Dysplasie-Zentrum beurteilen die Experten den Gebärmutterhals durch eine Kolposkopie, eine Untersuchung mit Hilfe einer speziellen Vergrößerungsoptik, und durch einen Test auf krebsauslösende Warzen-Viren (HPV). Zudem wird an Stellen, die nicht ausreichend sicher beurteilt werden können, eine kleine Gewebeprobe entnommen, die anschließend mikroskopisch untersucht wird. Im vergangenen Jahr haben die Experten der Sprechstunde 1928 Differenzial-Kolposkopien durchgeführt, davon bei mehr als 1400 neuen Patientinnen. Mehr als 170 von ihnen sind wegen einer schwergradigen Krebsvorstufe des Gebärmutterhalses behandelt worden.

„Besonders wichtig ist uns, den vielen betroffenen Frauen durch geringstmöglichen Aufwand zu helfen und die Gebärmutter zu erhalten, also Operationen zu ersparen. Wir freuen uns über die Auszeichnung durch die Deutsche Krebsgesellschaft, die unserer Dysplasie-Einheit eine besonders hohe Qualität bescheinigt“, so Prof. Ingo Runnebaum, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Die Einrichtung in Jena hebt sich von anderen durch eine besonders hohe Zahl an Untersuchungen ab, ein größeres Spektrum an operativen Techniken und durch wissenschaftliche Forschungsarbeit. Für die Auszeichnung von Bedeutung ist zudem, dass alle ärztlichen Mitarbeiter im Kolposkopieteam mindestens einmal im Jahr an einer zertifizierten Fortbildung teilnehmen, dass das Team selbst Kurse anbietet sowie Hospitationen für auswärtige Ärzte. Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem interdisziplinären UniversitätsTumorCentrum am UKJ.