Gothaer Museum präsentiert erste Ausstellung in leichter Sprache

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Erfurt • 04. August • In Zusammenarbeit mit der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha haben zwei Studentinnen der Universität Erfurt einen Museumsführer in Leichter Sprache entwickelt. Fachliche Unterstützung erhielten sie dabei vom Büro für Leichte Sprache des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland (CJD) in Erfurt.

Im Rahmen ihres Masterstudiums der Sonder- und Integrationspädagogik beschäftigen sich Anne-Kathrin Schott und Anne Hohensee mit dem System der Leichten Sprache. Dahinter steckt der Inklusionsgedanke, der vor allem mit dem Abbau von Grenzen und Hürden im täglichen Leben zu tun hat. Das bedeutet jedoch mehr als das Anbringen von Rollstuhlrampen. Gerade die Teilhabe an Bildung, Freizeitangeboten und Kultur sind essenzielle Bestandteile einer inklusiven Gesellschaft. „Wir wollten einen inklusiven Museumsführer schaffen, um auch Menschen mit Lernschwierigkeiten den Zugang zum Museum zu erleichtern. Im Rahmen unseres Studiums fanden wir das Konzept der Leichten Sprache so interessant, dass wir mehr darüber wissen wollten“, so Anne Hohensee.

Begleitet wurden die beiden vom Büro für Leichte Sprache des CJD Erfurt. Hier sitzen Experten für solche Übersetzungsleistungen. Dr. Nancy Brack erklärt das Prinzip Leichte Sprache näher: „Unser Ziel ist es, Hindernisse in Texten abzubauen. Dabei sind nicht nur einzelne schwere Wörter auszutauschen – hinter dem Konstrukt Leichte Sprache steckt ein kompliziertes Regelwerk und der Übersetzer benötigt ein großes Maß an Erfahrung. Besonders wichtig sind im Übersetzungsprozess unsere Prüfer, denn das Ergebnis muss immer einem Verständnistest durch die Zielgruppe unterworfen werden. Am Ende haben wir dann Texte, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten, Migranten oder Menschen mit Demenzerkrankung abgestimmt sind. Für diese Menschen bedeutet besseres Verstehen mehr Selbstbestimmtheit und mehr gesellschaftliche Teilhabe.“

In Gotha nahm sich das Studentinnenduo die Ausstellung „Tiere im Turm“ vor. Dabei handelt es sich um die erste Dauerausstellung des Museums der Natur im Westturm von Schloss Friedenstein. Die allgemeine Präsentation dort ist besonders anschaulich. So machen verschiedene Stimmen einheimischer und exotischer Tiere den Weg durch die Räume lebendig. Mit dem neuen Museumsführer können nun auch neue Zuschauergruppen angesprochen werden.

Die angehenden Sonderpädagogen erstellten umfassendes Bildmaterial und Beschreibungen jedes einzelnen Ausstellungsraumes. Nach zwei Monaten harter Arbeit kann man das Ergebnis ab dem 6. August 2015 live begutachten. Hierzu gibt es auch einen Pressetermin, um mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen.

Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. (CJD) ist ein gemeinnütziger Verein mit mehr als 9.500 Mitarbeitern an 150 Standorten in ganz Deutschland. Mit seinen Angeboten geht das CJD auf die Bedürfnisse unterschiedlicher sozialer Gruppen ein und unterstützt sie in der Nutzung eigener Ressourcen nach dem Empowerment-Gedanken. Grundlage der Arbeit des Vereins ist das christliche Menschenbild, bei dem der Einzelne mit seinen individuellen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht. Dabei verstehen sich die Einrichtungen, dem vereinseigenen Motto getreu, als Chancengeber.

H&H Makler