Hamburg Towers verlieren in der „Blauen Hölle“

0
1172

Wer glaubte, in der „Blauen Hölle“ schon alles erlebt zu haben, wurde gestern eines Besseren belehrt. Denn beim dritten Spiel des Playoff-Viertelfinales zwischen den Oettinger Rockets Gotha und den Hamburg Towers schien es mitunter so, als würden sich 1500 Fans für einen neuen Lautstärke-Rekord ins Zeug legen. Als würden sie noch viel lauter klatschen, pfeifen und trommeln als je zuvor. Als gäbe es kein Morgen mehr!

Das Ergebnis der fantastischen Anfeuerung spricht für sich. Am Ende einer hochintensiven Playoff-Schlacht konnte ein weiterer denkwürdiger Sieg in der „Blauen Hölle“ gefeiert werden. Schließlich rangen die Gothaer die Gäste mit 66:61 (32:45) nieder und verbuchten somit ein doppeltes Comeback. Einerseits gelang es ihnen mit einer imposanten Energie-Leistung, eine Partie zu drehen, in der die Aussichten zur Halbzeit noch ziemlich düster waren. Andererseits verkürzten sie in der Serie gegen die Norddeutschen auf 1:2 und erledigten somit den ersten Teil des geplanten Befreiungsschlages – am Freitag kann der zweite folgen!

Der Weg zum ersten Gothaer Erfolg in den Playoffs der Saison 2015/2016 war jedoch ziemlich steinig und nichts für schwache Nerven. Denn die Rockets erwischten einen schlechten Start. Von Anfang an rannten sie einem Rückstand hinterher. Bereits nach fünf Minuten führten die Hamburger zweistellig (14:4 / 5.). Doch so sehr sich die Gothaer auch mühten: Sie fanden zunächst keinen Rhythmus und bekamen auch keinen Zugriff aufs Spiel.

Ganz anders die Towers. Obwohl die Gäste auf ihren grippegeschwächten Guard Tony Canty verzichten und mit neun Spielern auskommen mussten, kontrollierten sie das Geschehen vor dem Seitenwechsel souverän und waren dem Einzug ins Halbfinale viel näher als die Rockets einem vierten Spiel.

Aber offensichtlich fand Head Coach Chris Ensminger in der Halbzeit die richtigen Worte. Jedenfalls kamen seine Schützlinge wie ausgewechselt aus der Kabine. Vor allem in der Defense und beim Rebound konnten sie sich fortan deutlich steigern. Beleg: Hatte Hamburg das Rebound-Duell in der ersten Halbzeit mit 22:9 für sich entschieden, so hatte Gotha nach dem Seitenwechsel in dieser Kategorie mit 31:20 die Nase vorne.

Zudem kamen die Towers nun kaum noch zu einfachen Würfen – und die schweren, die in den ersten beiden Spielen noch so oft saßen, fanden nur noch selten ihr Ziel. Auch deshalb kamen die Hamburger in der gesamten zweiten Halbzeit lediglich auf 16 Punkte.

Hingegen starteten die Gothaer in den Minuten nach der Pause einen 14:0-Lauf, mit dem sie in kurzer Zeit von 33:48 auf 47:48 (27.) verkürzen und sich eindrucksvoll zurückmelden konnten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war die Begegnung wieder offen, die Fans hatte es längst von ihren Sitzen gerissen.

Schließlich war es Gerard Gomila, der das vierte Viertel mit einem wichtigen Dreier eröffnete und sein Team erstmals überhaupt in diesem Spiel in Führung brachte (54:53 / 32.). Zwar konnten sich die Gäste anschließend nochmals auf drei Punkte absetzen (56:59 / 36.). Doch in der dramatischen Schlussphase folgte dann der große Auftritt von Energizer Max DiLeo, der sowohl in der Defense als auch in der Offense wichtige Akzente setzte und ein ums andere Mal nur durch Fouls zu stoppen war. Allerdings präsentierte sich der Guard sehr sicher an der Linie. So versenkte er in den letzten beiden Spielminuten neun von zehn Freiwürfen. Letztlich avancierte er mit 17 Punkten zum Top-Scorer und zum Matchwinner.

„Wenn du drei Spiele in fünf Tagen machst, ist es kein großes Wunder, dass die Trefferquoten aus dem Feld auf beiden Seiten nicht so berauschend ausfallen. Doch dann kommt es erst recht auf die Defense und den Einsatz an – deshalb war es extrem wichtig, dass wir uns heute nach der Pause deutlich steigern konnten. Am Ende haben wir diese Partie über die Defense gewonnen und gezeigt, dass man uns nie abschreiben sollte“, sagte Head Coach Chris Ensiminger nach der erfolgreichen Playoff-Schlacht und bedankte sich herzlich bei den Fans für die unglaubliche Unterstützung.

Doch nach dem dritten Spiel ist vor dem vierten Spiel der Serie. Bereits am Freitag müssen die Rockets erneut in Hamburg antreten (Tip-Off: 19.30 Uhr). Dann heißt es zum zweiten Mal: Do or die!

„Wir wissen, dass die Towers vor heimischer Kulisse eine Macht sind“, sagt Chris Ensminger. „Das wird also die nächste schwere Aufgabe, die wir aber lösen können, wenn wir nahtlos an die zweite Halbzeit der heutigen Begegnung anknüpfen!“

Oettinger Rockets Gotha – Hamburg Towers 66:61 (32:45)

Viertel: 17:22 / 15:23 (32:45) / 19:8 (51:53) / 15:8 (66:61)

Oettinger Rockets Gotha: Guyton (28:32 Minuten / 15 Punkte / 1 Assist / 1 Rebounds), Riewer (15:32 / 9 / 1 / 2), DiLeo (19:57 / 17 / 2 / 2), Razis (26:20 / 4 / 1 / 3), Abdulkader (nicht eingesetzt), Durant (6:52 / 2 / 0 / 0), Lodders (7:31 / 0 / 0 / 3), Woods (8:25), Johnson (19:13 / 0 / 0 / 6), Lawson (27:36 / 9 / 1 / 8), Völler (26:02 / 5 / 3 / 10), Gomila (14:00 / 5 / 1 / 0)

Hamburg Towers: Roberson (27:14 Minuten / 5 Punkte / 2 Assists / 5 Rebounds), Baues (17:06 / 3 / 0 / 3), Kiese (20:44 / 2 / 1 / 0), Kindzeka (0:01), Ferguson (28:44 / 13 / 0 / 11), Kittmann (27:49 / 6 / 0 / 4), Kone (23:13 / 8 / 3 / 3), Williams (32:40 / 14 / 2 / 9), Stielow (22:29 / 10 / 1 / 2)

Zweier Gotha: 11 von 29 (38 Prozent)
Zweier Hamburg: 17 von 39 (44 Prozent)

Dreier Gotha: 7 von 23 (30 Prozent)
Dreier Hamburg: 3 von 21 (14 Prozent)

Freiwürfe Gotha: 23 von 31 (74 Prozent)
Freiwürfe Hamburg: 18 von 27 (67 Prozent)

Punkte von der Bank Gotha: 33
Punkte von der Bank Hamburg: 10

Rebounds Gotha: 40 (8 Offense / 32 Defense)
Rebounds Hamburg: 42 (12 / 30)

Assists Gotha: 10
Assists Hamburg: 9

Ballverluste Gotha: 14
Ballverluste Hamburg: 14

Ballgewinne Gotha: 5
Ballgewinne Hamburg: 4

Zuschauer: 1512

2. Bundesliga ProA – Playoff-Viertelfinale – Spiel 4
Freitag 19.30 Uhr, Hamburg Towers – Oettinger Rockets Gotha
(Spielort: InselPark-Halle, Kurt-Emmerich-Platz 10, 21109 Hamburg)