I.E. Elita Kuzma trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein

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Am 20. Oktober 2015 folgte die Botschafterin der Republik Lettland in der BRD, I.E. Frau Elita Kuzma einer Einladung von Oberbürgermeister Knut Kreuch zum Besuch der Residenzstadt Gotha. Das Stadtoberhaupt hatte die Botschafterin in Berlin bei der Verabschiedung des britischen Botschafters im August kennengelernt. Die Botschafterin trug sich als erste Repräsentantin ihres Landes ins Goldene Buch der Stadt Gotha ein und besuchte gemeinsam mit Knut Kreuch das Herzogliche Museum. Während des Aufenthaltes wurden verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit beraten.

Natürlich sind es starke wirtschaftliche Beziehungen, die zwischen Gotha und Lettland bestehen und aktuelle Verbindungen herstellen. So sind Schmitz Cargobull, Bystronic oder die ZF AG Friedrichshafen in Gotha genauso wie in Lettland wirtschaftlich tätig. Beim ersten Treffen des Stadtoberhauptes mit der Botschafterin berichtete dieser von den Gräbern lettischer Zwangsarbeiter auf dem Hauptfriedhof Gotha, die durch die Stadt Gotha seit dem Jahre 1945 gepflegt werden. Immer wieder kehren Hinterbliebene aus Liepaja (Liba) in Gotha ein, um ihrer am 6. Februar 1945 durch einen Bombenangriff auf das Bahnhofsviertel ums Leben gekommenen Angehörigen zu gedenken. Erst am 23. August 2015  weilte wieder eine Gruppe von Bürgern aus Liepaja in Gotha.

Neben den aktuellen Beziehungen konnte Oberbürgermeister Knut Kreuch der Botschafterin auch von vielen historischen Beziehungen berichten. Berühmtestes Zeugnis eines Gothaers in Lettland, ist wohl das Stadttheater Riga, welches 1860 – 1863 Ludwig Bohnstedt erbaute. Besonders eng waren im 18. und 19. Jahrhundert die künstlerischen Beziehungen und der Wissenstransfer zwischen dem baltischen Staat und Gotha. So war der gebürtige Gothaer Friedrich August Baumbach (12.09.1753 – 30.11.1813) nicht nur ein gefeierter Pianist, Sänger, Violinist und Komponist an vielen Bühnen Europas sondern auch der 1. Musikdirektor des neuen Rigaer Theaters. Hier brillierte von 1856 bis 1876 die Mezzosopranistin Marie Baske geb. Broßmann, die 1820 in Gotha das Licht der Welt erblickte. Auch der 1884 in Friedrichroda geborene Komponist Max Hebestreit (1884-1858) war 1910 in Riga als Komponist angestellt. Unvergessen bleibt auch, dass der spätere Kapellmeister der New Yorker Metropolitan Opera Fritz Busch (1890-1951) zuerst in Riga (1899) und von 1911 bis 1912 in Gotha vor seinen Chören stand.

1771 erschien in Lettland im „Mitauischen lutherischen Gesangsbuch“ unter Nr. 741 die Erstveröffentlichung des Liedes „Herr du kennst mein Verderben“ des Gothaer Komponisten Ludwig Andreas Gotter (1661-1775). Im Gegenzug wurde 1791 in Gotha das „Korrenspondenzblatt des Naturforschenden Vereins von Riga“ bei J. F. Wurm verlegt und Otto Clemen publiziert 1917 in Petermanns geografische Mitteilungen in Gotha „Die Briefe des Alexander von Humboldt in Mitau“. 1784 kam aus dem lettischen Mitau Johann Benjamin Koppe (1750-1791) als Generalsuperintendent nach Gotha. Vor 200 Jahren starb in Mitau am 13. April 1815 der Jurist Heinrich Ludwig Birkel, der am 11. Dezember 1755 in Gotha geboren worden ist. Er veröffentlichte erstmals die 1617 geprägten Kurländischen Statuten.

Der 1927 nach mehreren Betrügereinen u. a. auch in Gotha verhaftete Harry Domela, wurde 1905 in Lettland geboren. Sein in der Haft geschriebenes Buch „Der falsche Prinz“ erreichte eine Auflage von 120.000 Exemplaren und wurde international viel diskutiert, sogar zweimal verfilmt.

Am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt studieren im Jahr 2015 aus Riga Dr. Imants Lavius „Space, reality and Symbolism in Medieval Islamic Cartography“ und Dr. Iveta Leitane „Der jüdische Text um 1800 und die Religionskultur im Baltikum: Pietismus, Heterodoxie und Philosemitismus“.

Unvergessen bleibt die Teilnahme von zwölf Gruppen mit 290 Teilnehmern aus Lettland an der 50. EUROPEADE vom 17. bis 21. Juli 2013 in Gotha. Lettland war mit dem Veranstaltungsort Riga im Jahre 2004 selbst auch Gastgeber dieses europäischen Tanz- und Folklore-Festivals.