Jenaer Professor erlebt Äthiopien

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So mancher Europäer träumt davon, für einige Jahre in Afrika zu arbeiten. Für die meisten bleibt es ein Traum. Diejenigen, die ihn verwirklichen, erleben neben der Schönheit Afrikas auch eine harte Realität, die viel Idealismus und Durchhaltevermögen erfordert.

Der Jenaer Professor Andreas Schleicher leitet seit knapp zwei Jahren die technische Fakultät der Universität in Adama, der zweitgrößten Stadt Äthiopiens. In seinem Vortrag am vergangenen Montag in der FH Jena ging Prof. Dr. Schleicher nicht nur auf seine Arbeit an der afrikanischen Universität ein, sondern auch auf den „ganz normalen Wahnsinn“ des äthiopischen Alltags: ”In Afrika ändert sich immer alles ständig.” Die Verschiedenheit der Kulturen stellt für Andreas Schleicher jedoch eine interessante Herausforderung dar. Trotz vieler Schwierigkeiten im Alltag überwiegen für ihn die positiven Erfahrungen mit den Menschen vor Ort: mit Studenten, Kollegen und ausländischen Experten.

Als Dean der „School of Engineering & Information Technology“ baut der Professor unter anderem das „Adama Institute of Sustainable Energies“ auf. Andreas Schleicher leistet dadurch einen bitter nötigen Beitrag zu einer stärkeren nachhaltigen Nutzung regenerativer Energiequellen in dem afrikanischen Land. Beispielsweise werden kleine Solaranlagen für den ländlichen Raum im äthiopischen Alltag erprobt, die das Lesen und Lernen auch noch nach Einbruch der Dunkelheit ermöglichen. Ein deutsch-äthiopisches Studentenduo hat einen solarbeheizten Brutkasten für Hühnereier entwickelt.

Professor Schleicher hat intensive Kontakte zu seiner Jenaer Hochschule gehalten und ermöglicht dadurch nun langfristig Verbesserungen für seine äthiopischen Studenten und Kollegen: In dieser Woche unterzeichneten die FH Jena und die Adama University ein Kooperationsabkommen. Auf der Agenda des Vertrages stehen die gemeinsame Zusammenarbeit zur Verbesserung der Lehrbedingungen in Adama.

Im Mittelpunkt steht weiterhin ein gemeinsames Projekt, an dem auch die Fachhochschulen von Merseburg, Nordhausen und Ulm beteiligt sind. Hierbei geht es um die Nutzung regenerativer Energiequellen und den Aufbau eines “Institute for Sustainable Energies“ in Adama. Projektleiter ist der Prorektor für Forschung der FH Jena, Prof. Dr. Bruno Spessert. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Im vergangenen März waren sechs Professoren der FH Jena nach Adama gereist, um eine Woche lang die Verhältnisse vor Ort zu erleben. Neben den vielen Besichtigungen fand auch ein zweitägiger Workshop zum Thema „Nutzung regenerativer Energiequellen in Äthiopien“ mit deutschen und äthiopischen Referenten statt.

Derzeit halten sich neun Mitglieder der Adama University in Deutschland auf. Die Teilnehmer besichtigen deutsche Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Firmen. Seit einigen Tagen sind sie an der FH Jena zu Gast, wo sie an einem zweitägigen Workshop zum Thema „Nutzung regenerativer Energiequellen“, erneut mit deutschen und äthiopischen Referenten, teilnehmen.

Die Delegation um Prof. Dr. Andreas Schleicher, mit Dr. Workneh Gashie, Director des „Adama Institute of Sustainable Energies“, Tatek Temesgen, Head of Department Chemical Engineering und Dr. Wassihun Yimer, Head of Department Mechanical Engineering sowie den Dozenten Anwar Demesis, Wubishet Asrat, Hadish Tekle Haimanot, Molla Biweta, und Kemal Ibrahim, Doktorand der Adama University, war auch bei den 2. Jenaer Industrietagen zu Gast.

Doktorand Kemal Ibrahim wird derzeit übrigens für mehrere Monate in der FH Jena von Prof. Dr. Peter Dittrich (Fachbereich ET/IT) betreut.

Publiziert am 19.05.2011, 17:30 Uhr

H&H Makler