Jenaer Wissenschaftler beleuchten drei wichtige Enzyme eines Gift-Pilzes

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Wenn sich Autos wieder dicht an dicht am Waldrand drängen und Menschen suchend durch das Dickicht streifen, dann ist Pilzsaison. Ein Pilz sollte dabei jedoch nicht im Korb landen: der Kahle Krempling. Roh, aber auch gegart kann der Verzehr dieses Pilzes unter Umständen zum Tode führen.

Jana Braesel und ihre Kollegen von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) und dem Hans-Knöll-Institut (HKI) sind jedoch nicht am Gift des Pilzes interessiert, sondern an seinem gelb-braunen Farbstoff. Dessen Ursprung haben sie genauer untersucht und nun ihre neuen Erkenntnisse in der Fachzeitschrift „Chemistry & Biology“ veröffentlicht.

Der Kahle Krempling wird schon seit über 40 Jahren wissenschaftlich untersucht. Die Fragen allerdings, wie der Pilz seine Farbe produziert und wofür er sie benötigt, konnten bisher nicht genau beantwortet werden. Dem sind Jana Braesel und ihre Kollegen aus verschiedenen Fachrichtungen auf den Grund gegangen. „Anfangs haben wir angenommen, dass ein neuer Enzymtyp an der Herstellung des Farbstoffes beteiligt ist“, sagt Braesel. Was die Wissenschaftler fanden, war zwar einerseits althergebrachte Chemie, aber andererseits eine große Überraschung, wie die Doktorandin berichtet: „Drei verschiedene Enzyme mit gleicher Funktion sind parallel für die Farbstoffsynthese im Pilz verantwortlich. Er hat sich also dreifach abgesichert.“

Und das hat seinen Grund, denn der gelb-braune Farbstoff übernimmt lebenswichtige Funktionen für den Pilz. So spielt er eine wichtige Rolle im Abbau von organischem Material wie Laub, das von den Bäumen fällt und auf dem Waldboden landet. Der vom Pilz gebildete Farbstoff greift in den Eisenstoffwechsel ein, wodurch der Abbauprozess fortwährend regeneriert wird. Aus dem abgebauten organischen Material setzt er Stickstoff frei, welcher ihm als Nährstoff dient. So ist der Kahle Krempling auf die umliegenden Bäume angewiesen, um sich zu ernähren. Hingegen benötigen die Bäume auch den Pilz, um wachsen zu können. Sie gehen mit ihm im Wurzelbereich eine symbiotische Gemeinschaft ein.

Das Wissenschaftlerteam um Dirk Hoffmeister, Christian Hertweck und Pierre Stallforth aus Jena sowie Kollegen aus Lund (Schweden) hat damit das Wissen um den Kahlen Krempling erweitert und wichtige Erkenntnisse zum Zusammenleben von Bäumen und Pilzen gewonnen. Diese wurden nun im international renommierten Fachmagazin „Chemistry & Biology“ publiziert. Die Ergebnisse fließen auch in die Arbeit des Jenaer Sonderforschungsbereiches ChemBioSys (FSU/HKI) ein.

Original-Publikation:
Braesel J et al. Three Redundant Synthetases Secure Redox-Active Pigment Production in the Basidiomycete Paxillus involutus. Chem Biol. 2015 DOI: 10.1016/j.chembiol.2015.08.016.

(Beitragsbild: Wächst auch in heimischen Wäldern, vor allem in der Nähe von Birken, Buchen, Kiefern und Fichten: der Kahle Krempling. Quelle: Matthias Gube)