Medizinische Qualität und optimale Patientenversorgung zahlen sich aus

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Die Abteilung Allgemein- und Visceralchirurgie des Krankenhauses Waltershausen-Friedrichroda hat jüngst das Zertifikat „Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie“ der Deutschen Herniengesellschaft erhalten.

Bei Hernien handelt es sich um den Austritt von Eingeweiden aus der Bauchhöhle durch eine angeborene oder erworbene Lücke in den tragenden Bauchwandschichten. Verschiedene Kriterien wie die Teilnahme an der Qualitätssicherungsstudie „Herniamed“ sowie die operative Versorgung von mindestens 30 Hernienpatienten pro Jahr, die an ein Register gemeldet wurden, mussten erfüllt werden, um das begehrte Zertifikat zu erhalten. Seit Mai 2010 beteiligt sich die Abteilung federführend unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Carsten Stülzebach, der die Kriterien in vollem Umfang erfüllt, an dieser Studie und konnte bisher ca. 450 Patienten an das Register melden. Dokumentation und Dateneingabe erfolgen entsprechend den gesetzlich verankerten Datenschutzbestimmungen in anonymisierter Form, so dass in keinem Fall aus den vorliegenden Daten Rückschlüsse auf den jeweiligen konkreten Patienten gezogen werden können.

Chefarzt Dr. Stülzebach erläuterte das Prinzip der medizinischen Qualitätssicherung: „Die Qualität in der Hernienchirurgie kann nur gesichert bzw. verbessert werden, wenn der Operateur zum einen alle wesentlichen Angaben zu seinen Hernienpatienten und deren Erkrankung schriftlich festhält. Zum anderen ist wichtig, dass er das langfristige Ergebnis seiner Operationen kennt. Aus diesem Grund haben sich in der Hernienchirurgie erfahrene Chirurgen zu einer gemeinnützigen Gesellschaft Herniamed zusammengeschlossen“. Sie haben sich im Rahmen dieses freiwilligen Qualitätssicherungsprojektes verpflichtet, sämtliche in ihrer Klinik bzw. Praxis operierten Hernienfälle genau zu dokumentieren und die erhobenen Daten einer wissenschaftlichen Auswertung zuzuführen.

„Die Möglichkeiten und Perspektiven, die sich mit der Etablierung der Qualitätssicherungsstudie Herniamed für die Hernienchirurgie eröffnen, sind enorm. So dienen die erhobenen anonymisierten Daten als Grundlage für ein nationales Hernienregister, was als erheblicher Beitrag zu einer besseren Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in Deutschland anzusehen ist. Dies beweisen wissenschaftliche Daten aus Skandinavien, wo allein durch die Einführung eines Hernienregisters die Rückfallraten nach Leistenbruchoperationen in einem erheblichen Maße gesenkt werden konnten“, führte Chefarzt Dr. Stülzebach weiter aus.

Ergeben sich im Rahmen der Qualitätssicherungsstudie Hinweise auf spezifische Probleme bei Hernienoperationen, beispielsweise hinsichtlich Operationsmethode oder verwendeter Materialien wie Kunststoffnetze, können sofort klinikübergreifend praktische Konsequenzen gezogen und Verbesserungen in die Wege geleitet werden. Die Erkenntnisse der Studie werden sich insbesondere auch in der Entwicklung bzw. Verbesserung standardisierter Leitlinien niederschlagen, die als Richtwert für die Durchführung hernienchirurgischer Eingriffe in Deutschland dienen.

„Durch die definierten Nachsorgebefragungen wird es uns zukünftig möglich sein, Komplikationen und Beschwerden, die in den ersten Wochen oder Monaten nach der Operation auftreten, oder ein Rückfall, der vielleicht erst Jahre nach der Erstoperation auftritt, zu erfassen. Nur wenn wir wissen, ob die Operation erfolgreich war, können wir auch zukünftig eine optimale Behandlungsqualität anbieten“, erklärte Dr. Carsten Stülzebach abschließend.