Neue Ausstellung in der Mineralogischen Sammlung der Universität Jena wird am 2. Dezember eröffnet

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Als schön gelten Steine landläufig vor allem dann, wenn sie edel daherkommen, durch ihre Farbe bestechen oder etwa besonders abgerundete Formen haben. Doch ähnlich wie beim Menschen steigt auch die Attraktivität bei Kristallen, wenn Symmetrien im Spiel sind. So weisen beispielsweise sogenannte Kristallzwillinge verschiedene Arten der Gleichmäßigkeit auf, die sie zu etwas ganz Besonderem in der Natur machen.

Allerdings bleibt diese Schönheit in der Regel vor allem Experten vorbehalten, da sie oft nur schwer zu erkennen ist. Eine neue Ausstellung in der Mineralogischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Sellierstraße 6) will das nun ändern. Unter dem Titel „Ein Mineral kommt selten allein – Zwillinge und mehr“ stellen die Mineralogen ab dem 2. Dezember insgesamt etwa 250 Exponate aus der eigenen Sammlung aus – fast ausschließlich Zwillinge oder andere Viellinge.

Doch was genau ist das Faszinierende an diesen besonderen kristallinen Gebilden? „Bei einem Kristallzwilling sind zwei Kristalle eines Minerals nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten zusammengewachsen“, erklärt Dr. Birgit Kreher-Hartmann, die Kustodin der Mineralogischen Sammlung. „Dabei spiegeln sie sich entweder an einem Punkt, einer Ebene oder um 180 Grad gedreht an einer Achse.“ Darüber hinaus können sich Zwillinge auch durchdringen und nicht nur an einem Punkt oder einer Fläche berühren. Zwillinge treten in allen Kristallklassen und -systemen auf und seien gar nicht so selten, sagt die Jenaer Mineralogin. Es gebe Mineralien, wie Feldspat, bei denen sie sogar sehr häufig auftreten.

Die Forschung interessiert sich schon lange für die Bildung dieser Spielarten der Natur, wie die verschiedenen vielfältigen Zwillingsgesetze beweisen. „Wir haben in unserer Sammlung beispielsweise einen Durchdringungszwilling, den Goethe der Universität Jena geschenkt hat“, berichtet Birgit Kreher-Hartmann. „Es wird vermutet, dass er einer der ersten war, der sich mit diesem Phänomen am Orthoklas eingehender beschäftigt und diese Zwillinge gezeichnet hat.“ Auch heute noch kann die Erforschung der Kristallzwillinge wichtige Informationen dafür liefern, wie sich Mineralien eigentlich bilden, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen und wie ich diese Faktoren verändern muss, um Einfluss auf das Wachstum nehmen zu können.

In der neuen Ausstellung soll es aber in erster Linie darum gehen, besonders schöne Zwillingsstücke zu präsentieren – allerdings nicht nur aus ästhetischen Gründen. „Wir möchten zum einen einmal mehr die Vielfalt der Mineralogie aufzeigen“, erklärt die Ausstellungsmacherin. „Zum anderen ist es uns aber auch wichtig zu vermitteln, wie sich Kristalle – und im Speziellen Zwillinge – bilden.“ Deshalb werden neben vielen steinernen Exponaten auch Modelle zu sehen sein, die bestimmte Kristallformen veranschaulichen.

Für die Entwicklung einer solchen Ausstellung tauchen Birgit Kreher-Hartmann und ihre studentischen Mitstreiterinnen und -streiter immer wieder in die Tiefen der Mineralogischen Sammlung hinab. „Auch für uns war es spannend herauszufiltern, wie viele Zwillinge, Drillinge usw. wir eigentlich haben“, berichtet sie. Seit 1994 organisiert sie regelmäßig solche Sonderschauen und freut sich über den regen Zuspruch der Besucher. Aus ganz Thüringen kommen inzwischen Einzelbesucher und auch Schulklassen, um die Welt der Mineralogie zu erleben.

 

Die Ausstellung „Ein Mineral kommt selten allein – Zwillinge und mehr“ wird am 2. Dezember 2015 um 19 Uhr in der Mineralogischen Sammlung der Universität Jena (Sellierstraße 6) eröffnet und endet am 3. April 2016.

Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 13 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.

 

 

(Beitragsbild: Einem Herz ähnlich ist dieser Quarzzwilling aus Japan, der in der neuen Sonderausstellung der Mineralogischen Sammlung der Universität Jena zu sehen ist. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU)