Neue Kabinettausstellung und Führung im Herzoglichen Museum

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Politische Statements werden normalerweise verlesen oder in Schriftform kommuniziert. Dass man sie sich auch zufächeln kann, zeigt die neue Kabinettausstellung im Herzoglichen Museum Gotha. Dort ist ab sofort die Sonderausstellung „Bleu-Blanc-Rouge. In den Farben der Tricolore – Französische Revolutionsfächer“ zu sehen. Am Sonntag, 19. Juni, um 15 Uhr, wird Ute Däberitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, durch die kleine Sonderschau führen und Fächer sowie graphische Blätter zum Thema vorstellen.

 

Papiergeld und Stiefmütterchenblüten

In Frankreich sind während der Zeit der Revolution preiswerte, also auch für die breite Masse erschwingliche Falt- und Briséfächer entstanden. Ihre Dekore nahmen auf aktuelle politische Ereignisse Bezug und wurden so gleichsam zu Zeugnissen der Gesinnung ihrer Trägerinnen und Träger. So trugen die Anhänger der Revolution Fächer, auf denen beispielsweise die Erstürmung der Bastille dargestellt war oder die die Farben der Tricolore zeigten. Selbst das Papiergeld der Französischen Revolution – die sogenannten Assignaten – wurde zum Motiv für die Dekoration von Fächern. Aus der Sammlung Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg haben sich eine Reihe dieser Revolutionsfächer bis in unserer Zeit erhalten und werden nun erstmals in einer thematischen Kabinettausstellung gemeinsam präsentiert.

 

Die kleine Sonderschau zeigt auch einige so genannte Royalisten-Fächer, die mit versteckten Symbolen auf die Treue ihrer Trägerinnen und Träger zum französischen Königshaus hinweisen. So ist auf einem Faltfächer beispielsweise eine Laterna magica dargestellt, die das Bild einer Stiefmütterchenblüte projiziert. Hält man den Fächer gegen das Licht, werden im großen Blütenblatt des Stiefmütterchens die Porträts der Königin Marie Antoinette, des Dauphins Louis Charles und des Königs Ludwig XVI. sichtbar. Graphische Blätter aus dem Kupferstichkabinett der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha ergänzen die Präsentation.

 

Die Gothaer Fächersammlung

Letztlich sind die Fächer nur ein kleiner Teil der Sammlung, die Stiftung Schloss Friedenstein bewahrt. Sie zählt zu den bedeutendsten musealen Fächersammlungen Deutschlands. Bereits im frühen 19. Jahrhundert unter Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (geb. 1772, reg.1804 – 1822) angelegt und später noch geringfügig erweitert, umfasst sie heute annähernd 300 Fächer europäischer und ostasiatischer Provenienz des 16. bis 20. Jahrhunderts sowie einige ethnographische Exemplare des 19. Jahrhunderts aus dem Orient, aus Südostasien und aus Amerika. Im Jahr 2011 wurde die Sammlung durch eine großzügige Dauerleihgabe der Münchner Stiftung Ute Michaels um 479 Fächer aus vier Jahrhunderten erweitert.

 

Aus konservatorischen Gründen können die empfindlichen Stücke allerdings nicht permanent, sondern nur in zeitlich begrenzten Wechselausstellungen gezeigt werden. Im Herzoglichen Museum wurde eigens dafür ein kleiner Sonderausstellungsraum, das sogenannte Fächerkabinett, eingerichtet.