Öffentlicher Georg-Klein-Workshop am 30. und 31. März an der Universität Jena

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Der Schriftsteller Georg Klein ist nicht nur Gegenstand eines Workshops, der am 30. und 31. März an der Universität Jena stattfinden wird – er wird sogar daran teilnehmen.

Das ist allerdings bei Weitem nicht die einzige Besonderheit der für alle Interessierten offenen Veranstaltung, die unter dem Titel „Als ob die Sprechblasen gestohlenes Gold im Munde trügen“ rangiert. Prof. Dr. Tom Kindt, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur, der den Georg-Klein-Workshop gemeinsam mit seinem Wuppertaler Kollegen Dr. Christoph Jürgensen initiiert, hat keinen geschlossenen Diskurs unter Literaturwissenschaftlern im Sinn. Entsprechend kommen die Referenten nicht nur aus dem Universitätsbetrieb, sondern gleichfalls aus dem Feuilleton. So werden neben Literaturwissenschaftlern wie Prof. Dr. Lutz Hagestedt aus Rostock oder Prof. Dr. Gunther Nickel aus Mainz auch Literaturkritiker wie Ijoma Mangold von der „Zeit“ oder Dr. Burkhard Müller von der „Süddeutschen Zeitung“ vortragen. Das genaue Programm der Veranstaltung im Frommannschen Haus ist zu finden unter: http://www.uni-jena.de/Aktuelles_page_165217.html.

Auf die Begegnung von Literaturwissenschaft und -kritik im Rahmen des Workshops freut sich Tom Kindt, bestehen doch auf beiden Seiten allzu oft erhebliche Berührungsängste. „Ich bin gegen eine esoterische Literaturwissenschaft, die sich nach innen abschließt“, insistiert Kindt, dem das Gespräch mit der interessierten Öffentlichkeit am Herzen liegt.

Öffentlich wird selbstredend auch Georg Kleins Lesung aus dem erst im kommenden Jahr erscheinenden Roman „Die Zukunft des Mars“ sein, die am Samstag, dem 30. März, um 20 Uhr in der Thalia-Universitätsbuchhandlung stattfindet. Klein, 1953 in Augsburg geboren, hat für seine Bücher bereits mehrere Auszeichnungen bekommen. Er ist Träger des Brüder-Grimm-Preises der Stadt Hanau, des Ingeborg-Bachmann-Preises sowie des Preises der Leipziger Buchmesse. Bekannt wurde Klein 1998 durch die Veröffentlichung des Agentenromans „Libidissi“. Große Beachtung fand der 2010 publizierte „Roman unserer Kindheit“. Mit großem Interesse haben die Literaturwissenschaftler Kindt und Jürgensen Kleins Werk von Beginn an verfolgt. Gleichzeitig ist ihnen aufgefallen, dass es seitens der Literaturwissenschaft so gut wie nicht wahrgenommen wird. Ganz im Gegenteil zum Feuilleton, wo Kleins Texte stark polarisieren. „Es gibt entweder Verehrer oder Verächter“, hat Kindt beobachtet.

Aus der Frage heraus, was eigentlich Georg Kleins Werk ausmacht, war die Idee zum Workshop geboren worden. Die Klein anhaftende Fama des Neoromantikers – so gut sie auch zum Tagungsort Jena passe – greife zu kurz, sagt Kindt. Es gelte vor allem, die Frage nach dem Verhältnis von Spiel und Ernst zu stellen – nicht zuletzt im Hinblick auf Kleins eigenwillige Verbindungen von Hoch- und Populärkultur. „Er verwendet häufig Versatzstücke aus populären Genres wie Science Fiction, Horror, Detektivgeschichte oder Agenten-Thriller“, ist dem Jenaer Germanisten aufgefallen. Der Leser werde auf diese Weise zunächst in den jeweiligen Text hinein gelockt. „Dann aber merkt man, dass noch weitere Bedeutungsebenen existieren“, erklärt Kindt. Hieraus ergibt sich für ihn nicht zuletzt die Frage danach, wie Klein das ästhetische Spiel mit ernsthaften Problemstellungen der Zeit verbindet.

Kindt selbst will diese Frage anhand von Kleins Beschäftigung mit den Deutschen näher beleuchten – nicht nur in seinen 2002 veröffentlichten Erzählungen „Von den Deutschen“. Insgesamt haben sowohl Literatur als auch Populärkultur auf jeweils verschiedene Weise in den vergangenen zehn Jahren die Deutschen so stark in den Blick genommen wie lange nicht mehr. Was in den achtziger Jahren noch überwiegend als nationalistisch gehandelt wurde, sei mittlerweile einem „Wir“-Gefühl gewichen.

Kontakt:

Prof. Dr. Tom Kindt

Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Universität Jena

Frommannsches Anwesen

Fürstengraben 18

07743 Jena

Tel.: 03641 / 944210

E-Mail: tom.kindt@uni-jena.de