Pferderipper-Attacke in Löberschütz – PETA setzt 1.000 Euro Belohnung für Hinweise aus

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Der getötete 12 Jahre alte Wallach

Tierrechtsorganisation fordert bundesweites Register für „Pferderipper“-Fälle

Fahndung nach Tierquäler: Einer Polizeimeldung zufolge attackierte ein Unbekannter vermutlich in der Nacht zum Freitag, dem 10.01.2020, zwei Pferde auf einer Koppel zwischen Löberschütz und Graitschen mit einem Messer. Der Täter stach auf den Hals der Tiere ein. Ein 12-jähriger Wallach starb durch die schweren Verletzungen. Eine Stute trug ebenfalls Wunden davon, konnte aber flüchten. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Das getötete Pferd wurde bereits obduziert. Die Polizei bittet unter der Telefonnummer 036428-640 um Zeugenhinweise. Wer hat im Zeitraum zwischen Donnerstagnachmittag und Freitagnachmittag verdächtige Personen oder Fahrzeuge bemerkt? Die Koppel befindet sich am Radweg in einer Entfernung von nur 200 Metern zu den ersten Häusern von Löberschütz.

PETA setzt Belohnung aus

Um den Fall aufzuklären, setzt PETA nach eigenen Angaben nun eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro für Hinweise, die den Tierquäler überführen, aus. Zeugen werden gebeten, sich an die Polizei zu wenden und können sich telefonisch unter 0711-8605910 oder per E-Mail bei der Tierrechtsorganisation melden – auch anonym.

„Immer wieder fügen Unbekannte Pferden schwere Verletzungen zu“, sagt Judith Pein im Namen von PETA. „Wir möchten mit der ausgesetzten Belohnung dazu beitragen, den Täter zu finden. Außerdem fordert PETA ein behördliches Register, in dem Anschläge auf Pferde und bereits überführte Tierquäler erfasst werden. So könnten mögliche Tatzusammenhänge aufgezeigt sowie Täterprofile erstellt werden. Behörden könnten effektiver auch überregional zusammenarbeiten. Pferdehalter würden über Gefahrenschwerpunkte informiert und gewarnt werden, um ihre Vierbeiner besser vor Angriffen schützen zu können. Die Überführung sadistischer Täter ist umso wichtiger, da sich Tierquäler unter Umständen später auch an Menschen vergehen.“

PETA registriert seit 2013 bundesweit Taten von „Pferderippern“ und stellt diese Informationen gerne den ermittelnden Behörden zur Verfügung. In Thüringen häuften sich vergangenes Jahr die Übergriffe auf Pferde. Beispielsweise verletzte ein Unbekannter im April 2019 Tiere in Schmalkalden-Springstille und in Trusetal. Schon im Juni 2017 wurden Pferde in Döbritschen verletzt, 2016 in Schkölen.

PETA setzt regelmäßig Belohnungen in Fällen von misshandelten Tieren aus, um bei der Ermittlung der Täter zu helfen. Mit Erfolg: Die Tierrechtsorganisation zahlte 2018 eine Belohnung von 1000 Euro an drei Pferdehalterinnen in Lorsch aus. Ihre Hinweise hatten einen Tierquäler, der im April 2016 eine Stute mit einem Dildo malträtierte, überführt. Auch zwei Frauen aus Dortmund haben bereits PETAs Belohnung erhalten, da sie im Februar 2017 einen Mann überführten, der mehrfach ihr Pony misshandelt hatte.

Vorsichtsmaßnahmen – Tipps für Pferdehalter

PETA rät Pferdehaltern zur besonderen Aufmerksamkeit, wenn ein „Pferderipper“ umgeht. Die Tiere sollten – sofern möglich – nachts nicht auf der Koppel stehen, sondern in einer sicheren, bestenfalls mit Videokameras ausgestatteten Stallung untergebracht werden. Alle Zugänge sollten gesichert und abgesperrt sein. Zudem sollten Kontrollgänge nach Möglichkeit zu unregelmäßigen Zeiten durchgeführt werden. Aus Sicherheitsgründen ist es dabei ratsam, diese mit mindestens zwei Personen auszuführen und Mobiltelefone bei sich zu tragen. Verdächtig erscheinende Personen in der Umgebung sollten unbedingt der nächsten Polizeidienststelle gemeldet werden, ebenso wie Personen, die bereits in der Vergangenheit durch ihr Verhalten aufgefallen sind.

Zusammenhang zwischen Gewalttaten an Menschen und Tieren

PETA warnt, dass insbesondere Taten, die von sogenannten „Pferderippern“ begangen werden, als Indikator für eine mögliche Vorstufe schwerer Sexual- oder Gewaltdelikte gelten. Zahlreiche Mörder vergingen sich zunächst an Tieren, bevor ihnen Menschen zum Opfer fielen. So ließ der als „Rhein-Ruhr-Ripper“ bekannte Serienmörder Frank Gust seine perversen Fantasien zunächst an Pferden, Schafen und Rindern aus, bevor er vier Frauen auf exakt dieselbe Weise tötete wie zuvor die Tiere.

Psychologen, Gesetzgeber und Gerichte sind sich mittlerweile einig, dass Vergehen an Tieren vermehrt Aufmerksamkeit verlangen. Aggressionsforscher Dr. Christoph Paulus von der Universität des Saarlandes dazu: „Geschätzte 80 bis 90 Prozent aller extremen Gewalttäter haben vorher bereits Tiere gequält.“ [1] Über den Zusammenhang von Tierquälerei und Gewalttaten klärt PETA in der Broschüre „Menschen, die Tiere quälen, belassen es selten dabei“ auf, die als Informationsquelle für Staatsanwälte, Richter, Polizeibeamte und Sozialarbeiter dient.

[1] Gespräch mit PETA Deutschland e.V., 2010

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