Vorgezogener Tatort in der Sparkassen-Arena

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Im Aufeinandertreffen der beiden jüngsten ProA-Kader besiegte der Gast aus Ehingen am Sonntagabend Science City Jena im Schlussspurt mit 85:82, feierte vor 2213 Zuschauern einen ebenso überraschenden wie verdienten Erfolg in der Sparkassen-Arena.

Während die Baden-Württemberger über große Teile der Partie einem Rückstand hinterhergerannt waren, zahlte sich die Hartnäckigkeit der Gäste am Ende aus. Erdgas Ehingen kippte das Duell in der Schlussminute zu seinen Gunsten.

„Wir haben in erster Linie das Spiel am Ende selbst aus der Hand gegeben“, sagte Trainer Björn Harmsen. „Nachdem wir uns eine Führung herausarbeiten konnten, bis zur Halbzeit 47 Punkte erzielten, haben wir irgendwann aufgehört zu verteidigen und die notwendige Intensität auf das Parkett zu bringen. Wir hatten bis zwei, drei Minuten vor Schluss erst ein Teamfoul auf der Anzeigetafel. Nachdem wir in der ersten Halbzeit viele Ballverluste der Ehinger forcieren konnten, ist es uns nach der Pause nicht gelungen den Druck aufrecht zu erhalten. Dafür war es im Verlauf der zweiten Hälfte dann mein Team, welches den Ball zu oft weggeworfen hat. Am Ende waren es 23 zum Teil viel zu einfache Ballverluste in die Hände des Gegners“, so Harmsen in seinem Fazit.

Nachdem Science City Jena durch Kristian Kuhns Korbleger schnell in Führung gehen konnte entwickelte sich in der Startphase der Partie ein Duell auf Augenhöhe. Dorenzo Hudson und Garrett Sim korrigierten mit einem Doppelschlag aus der Distanz den Zwischenstand auf 12:10 (4.), nachdem Ehingen kurzzeitig mit 6:10 in Front gelegen hatten. Mit einem Jenaer 25:21-Vorsprung in den zweiten Spielabschnitt startend, erhöhten die intensiv und fokussiert spielenden Gastgeber den Druck auf Ehingen, vergrößerten ihren Vorsprung zwischenzeitlich auf  43:32 (18., Sim) um sich mit einer hochverdienten 47:39-Führung in die Kabine zu verabschieden.

Nach Rückkehr auf das Parkett musste sich Jenas Anhang über zwei Minuten gedulden, bevor er wieder Platz nehmen konnte. Die Baden-Württemberger waren unterdessen wesentlich wacher in die zweite Hälfte gestartet, hatten diese Phase genutzt um auf 47:43 (22.) zu verkürzen. Erst nachdem die Gastgeber ihren Druck wieder intensivierten konnten vergrößerte sich der Vorsprung der Jenaer Korbjäger in Richtung angestrebten Heimsieg. Zwischenzeitlich durch zwei Freiwürfe von Garrett Sim auf 56:43 enteilt, schienen die Thüringer einem Erfolg entgegenzusteuern. Doch der vermeintlich sichere Vorsprung war Gift für die Köpfe der Spieler, die ihre Führung bis zum 65:65-Viertelende erneut einbüßten und das Duell aus statistischer Optik von vorn beginnen mussten.

Nachdem Dennis Tinnon in der 32.Minute auf 72:65 vorgelegt hatte nutzten die Baden-Württemberger die taktische Option einer Auszeit, um sich zu sammeln. Angeführt von Stephan Haukohl gelang es Ehingen innerhalb von zwei Minuten auf 72:72 auszugleichen um die Tür zum Überraschungssieg nicht zufallen zu lassen. So fanden die Gäste in der Folge immer wieder die richtigen Antworten auf Jenas Offensiv-Bemühungen, hielten die Begegnung bis kurz vor der Schlusssirene offen. Nach Garrett Sims Freiwürfen zum 80:80 (38.) geriet ein Distanzwurf von Dorenzo Hudson in Folge eines Steals durch Ermen Reyes-Napoles zum möglicherweise spielentscheidenden 83:80 zu kurz.

Taylor Rohde nutzte auf der Gegenseite eine Unachtsamkeit der Jenaer Defense, brachte den Ball 81 Sekunden vor Ultimo zur Ehinger 82:80-Führung im Jenaer Korb unter. Während den Thüringern im direkten Gegenzug ein erfolgreicher Abschluss versagt blieb, war es erneut Rohde, der sich in der spielentscheidenden Szene 30 Sekunden vor der Schlusssirene einen Offensiv-Rebound angelte und auf 80:84 erhöhte. Die letzte Jenaer Möglichkeit auf eine Verlängerung verpasste Dorenzo Hudson fünf Sekunden vor dem Ende beim Spielstand von 82:85.

Trotz der Niederlage verbleibt Science City Jena mit 34 Punkten auf dem 3.Platz der ProA, spürt jedoch den Atem der Verfolger aus Gießen und Ehingen (je 30 Punkte) wesentlich deutlicher. In den verbleibenden vier Begegnungen der regulären Saison stehen die Saalestädter im Kampf um das Heimrecht im Playoff-Viertelfinale vor der schweren Aufgabe aus drei Auswärtspartien (Karlsruhe, Paderborn, Gießen) sowie dem letzten Heimspiel gegen Essen am 16.März 2014 mindestens zwei Siege einfahren zu müssen.

Tom Prager