Waldökosystem mit perfektem Stoffkreislauf

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Rund 500.000 Blätter lässt eine hundertjährige Buche alljährlich fallen. Dies ergibt einen fünf bis zehn Zentimeter hohen Laubteppich unter der Buchenkrone. In jedem Hektar Laubwald sammeln sich so jedes Jahr bis zu fünf Tonnen Laub und Holzreste – dass Gewicht von drei bis vier Mittelklassewagen. Trotzdem türmen sich in unseren Wäldern keine Laubberge. Im Gegenteil – bis zum nächsten Herbst ist das meiste wieder verschwunden. Ein ausgeklügeltes Kreislaufsystem macht es möglich.

„Die vielfältigen Zersetzungsprozesse beginnen aber nicht erst, wenn das Laub am Boden liegt“ so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Noch am Baum werden die wertvollen Inhaltsstoffe wie etwa Chlorophyll aus den Blättern geholt und in den Stoffkreislauf des Baumes integriert. Übrigens für jeden sichtbar als wunderschöne Herbstfärbung der Blätter. Jetzt beginnen Pilze und Bakterien das immer noch am Zweig befindliche Blatt zu zersetzen. In dieser Phase löst sich das Blatt und fällt zu Boden. Käfer, Asseln, Würmer, Schnecken oder auch Tausendfüßer führen nun den Zersetzungsvorgang auf und im Boden fort. Deren Stoffwechselprodukte sowie die Blattreste werden schließlich von Bodenorganismen und Bodenpilzen biologisch zu Humus abgebaut. Dieser Humus ist reich an Mineralstoffen, die von den Baumwurzeln wieder aufgenommen und im Frühjahr in die Blätter transportiert werden – der Kreislauf beginnt von neuem.

Wie schnell das Laub zersetzt wird, hängt von der Baumart und den standörtlichen Bedingungen ab. Laubbaumblätter werden schneller zersetzt als die Nadeln etwa von Fichte oder Kiefer. Milde Winter lassen die Prozesse umfangreicher ablaufen, lange und sehr kalte Winter reduzieren das Tempo der Streuzersetzung. Forstwirtschaftliche Maßnahmen wie Waldpflege oder Holzernte bringen das Kreislaufsystem nicht ins Wanken. Im Gegenteil: Zusätzliches Licht am Waldboden lässt die laubzersetzende Bodenfauna besonders aktiv werden.

H&H Makler