Wegfall von Fach- und Fachhochschule nicht hinnehmbar

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Gegen den gutachterlich empfohlenen Kahlschlag der Fach- und Fachhochschulen in Gotha wendet sich Landrat Konrad Gießmann mit einem Appell an die Thüringer Landesregierung.

Die Expertenkommission zur Funktional- und Gebietsreform hatte zuvor in ihrem Bericht die Auflösung der Thüringer Fachhochschule für öffentliche Verwaltung sowie der Staatlichen Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr gefordert. Begründet hatte die Kommission ihre Empfehlungen mit vermeintlich mangelnder Wirtschaftlichkeit (Verwaltungs-FH) und fehlenden Bedarfs (Bauschule). Für den Landrat eine nicht nachvollziehbare Argumentation, die bei Realisierung den Landkreis Gotha als Bildungsstandort enorm schwächen würde – schließlich ist die Verwaltungsfachhochschule die einzige ausbildende Hochschule, die Schule für Bau, Wirtschaft und Verkehr die einzige Fachschule in Gotha.

Ungleichbehandlung bei den Standorten

„Während die Thüringer Verwaltungsschule in Weimar von den Gutachtern nicht behelligt wird, soll ausgerechnet die renommierte Gothaer Verwaltungsfachhochschule geschlossen werden. Und dass, obwohl in der hiesigen Fachhochschule alle Gebäude dem Freistaat gehören, also nicht eigens angemietet werden müssen, und darüber hinaus die Gothaer Einrichtung sogar Anwärter für den Bund ausbildet, was wiederum Einnahmen für den Freistaat Thüringen generiert.“ Gießmann sieht in dem Vorschlag eine bewusste Ungleichbehandlung der Regionen, zumal einer der Autoren des Gutachtens selbst Direktor der Weimarer Einrichtung ist. „Die Landesregierung sollte sehr genau hinschauen und nachrechnen, ob das Aufgeben von Hochschulstandorten der Zukunftsfähigkeit Thüringens tatsächlich zuträglich ist, wie es das Gutachten empfiehlt“, so der Landrat. Kritisch sieht Gießmann ferner die städtebaulichen Perspektiven, sollte die FH tatsächlich aufgegeben werden. Die im Gutachten angedachte Nachnutzung werde das vorhandene Gebäudeensemble bei weitem nicht auslasten, womit der Freistaat sehenden Auges auf den Leerstand sanierter Objekte zusteuere.

Überregionale Bedeutung erfordert Staatliche Trägerschaft

Die Einschätzungen der Gutachter zur Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr sind aus Sicht des Landrats ein Schlag ins Gesicht für die dort geleistete Qualität in der Ausbildung. Abgesehen davon, dass die in der Expertise angeführten Planstellenzahlen nicht der Realität entsprechen, negieren die Experten die überregionale Bedeutung der Einrichtung komplett. „Die Studenten der Baudenkmalpflege und Verkehrstechnik kommen aus ganz Deutschland, da diese Fachrichtungen als berufliche Weiterbildung ausschließlich in Gotha angeboten werden“, so Gießmann. Die angehenden Bau- und Versorgungstechniker kommen ebenfalls aus angrenzenden Bundesländern; die Eingeschriebenen der restlichen Fachschaften aus ganz Thüringen. Angesichts dessen könnten die Gutachter nicht unterstellen, dass es keinen Bedarf für eine überregional ausstrahlende Schule in staatlicher Trägerschaft gebe. „Die Fachschule mit Berufsbildenden Schulen gleichzusetzen, zeugt nicht davon, dass sich die Experten mit den Besonderheiten der Einrichtungen eingehend beschäftigt hätten“, so das Fazit Gießmanns.

Ebenso wie der heimische Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski als auch der Gothaer Landtagsabgeordnete Matthias Hey, die sich bereits gegen diese Vorschläge der Kommission ausgesprochen haben, wird sich Gießmann bei den Landtagsabgeordneten und bei der Landesregierung für den Erhalt der Gothaer Einrichtungen persönlich einsetzen.