„Zu Hause in der Fremde: Thüringen als jüdische Diaspora“

0
1049

Die 19. Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen, die der Förderverein Alte und Kleine Synagoge Erfurt e.V. alljährlich im Herbst veranstaltet, laden ab Ende Oktober zu mehr als 50 Veranstaltungen in acht Thüringer Städte ein. Auch Jena wird erneut Veranstaltungsort der Kulturtage sein. Das diesjährige Motto lautet „Zu Hause in der Fremde. Thüringen als jüdische Diaspora“ und wird sich verstärkt mit der jahrhundertealten Frage der Integration beschäftigen.

Seit langem galten Juden als die Fremden, wurden im besten Fall zu Freunden, oft genug aber auch als Feinde behandelt. Heute leben Juden in der Jüdischen Landesgemeinde wieder mitten uns und Thüringen wird sich zunehmend seiner jüdischen Vergangenheit bewusster. Unsere Kultur wurde und wird glücklicherweise durch Juden bereichert. Das gilt es deutlich zu machen. Die musikalisch-künstlerische Spannbreite der Kulturtage 2011 reicht dabei von Synagogalmusik über Jazz- und Klezmerklänge, klassische Kompositionen und israelische Chansons bis hin zu sephardischen und jiddischen Liedern. Die Künstler kommen 2011 aus Norwegen, Polen, Israel, Russland und Deutschland. Inhaltlich vertiefen das Thema Journalisten, Publizisten, Filmemacher und Schriftsteller.

Zum Auftakt steht am 2.11.2011 ein Diskussionsabend „Jüdisches Leben in Deutschland heute“ u.a. mit dem Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stefan J. Kramer, im Internationalen Centrum „Haus auf der Mauer“ auf dem Programm. Die Integrationsleistung der Jüdischen Gemeinden in den vergangenen zwei Jahrzehnten wird auch von der Leipziger Soziologin Melanie Eulitz an diesem Abend näher beleuchtet. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Musikalisch geht es am 4.11.2011 weiter mit einem Konzert des Leon-Gurvitch-Projektes in der Jenaer Rathaushalle. „Klezmer meets Jazz“ ist Programm und verspricht eine aufregende Begegnung junger Musiker, geleitet von Leon Gurvitch am Flügel, der mit seinen Galoppaden über die Tasten oder seinem einfühlsamen Spiel die nuancenreichen Soli die Band inspiriert. Die drei Ausnahmemusiker des Leon-Gurvitch-Projektes gastieren regelmäßig auf renommierten Festivals wie den Leverkusener Jazztagen und den Jazzfestivals des NDR in Hamburg, dem Festival des Dialoges der vier Kulturen in Polen oder dem Internationalen Jewish Music Festival Amsterdam.

Am 7.11.2011 wirft ab 19 Uhr in den Rosensälen der Universität die Historikerin Dr. Maike Lämmerhirt in ihrem Vortrag „Jüdisches Leben im mittelalterlichen Thüringen“ einen Blick weit zurück. Die jüdische Besiedlung im thüringischen Raum lässt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Eine Zäsur bildeten die Pestpogrome von 1349. In den Jahren danach führte vor allem die Zuwanderung von Juden aus östlichen Nachbargebieten zur Blütezeit jüdischen Lebens in der Region im Mittelalter. Zahlreiche Nachrichten zeugen von der rechtlichen Lage, dem Wirtschaftsleben, den innerjüdischen Verhältnissen, aber auch von Lebenswegen einzelner Personen und Familien.

Die Veranstaltungen der Villa Rosenthal zum Gedenktag für Clara Rosenthal mit einem Konzert „Erinnerung an jüdische Komponisten“ am 8.11. und einer Gedenkansprache am 11.11.2011 runden das Programm der Jüdisch-Israelischen Kulturtage in Jena ab.

Das Gesamtprogramm und weitere Informationen zu Künstlern, Terminen, Vortragsthemen und Veranstaltungsorten und finden Sie unter www.synagogenverein-erfurt.de.