Die Hochseiltruppe Geschwister Weisheit kann mit Stolz auf 125 Jahre familiärer Artistentradition zurückblicken. Das passe gut, so Oberbürgermeister Knut bei der Ausstellungseröffnung am 03. April, zu den 1250 Jahren der Gothaer Stadtgeschichte. Die interessante Ausstellung zur Familiengeschichte der Weisheits kann noch bis zum 18. Mai im Kunstforum Hannah Höch in der Querstraße besichtigt werden.
Eigentlich musste sich die Artistenfamilie in den letzten 30 Jahren immer wieder neu erfinden. Das fahrende Volk, wie dieser Berufsstand früher etwas abwertend benannt wurde, ist längst ein durchorganisierter High-Tech-Betrieb geworden. Natürlich geht es nicht ohne das artistische Handwerk. Das bekommt man nicht geschenkt. Man muss früh anfangen zu trainieren und sollte es auch nicht aufgeben. Was so leicht aussieht, ist anstrengend und leider auch gefährlich.
Die Weisheits können nicht nur ihre faszinierende Kunst auf dem Hochseil zeigen. Sie alle haben auch Berufe gelernt, meistens ein Handwerk. Wenn dann eine neue Hochseilanlange erfunden und gebaut werden soll, dann wissen sie ganz genau, wie sie das realisieren wollen. Auch sonst wird immer wieder verbessert und Neues hinzugefügt. Die Sicherheit aller Beteiligten steht dabei ganz oben. Zurecht, denn welcher Zuschauer will es schon erleben, dass einer von ihnen sich zu Tode stürzt. Doch wer als Artist das Risiko nicht respektiert, könnte gefährlich leben.
Die Ausstellung im Kunstforum versammelt mehr als 150 Fotografien, Texttafeln und Gegenstände aus dem artistischen Alltag. Sie alle geben einen umfassenden Eindruck von der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Könnens auf dem Hochseil. Als früher ein Feuerregen aus dem Helm des Hochseilgehers hervorspritzt, war das eine
Sensation. Heute fährt man mit einem modernen, natürlich speziell präparierten Motorrad übers Hochseil – wenn es sein muss, auch bis auf die Höhe des Rathausturms.
Die Familiengeschichte der Geschwister Weisheit reicht weit über Gotha hinaus. Sie haben Auftritte überall in der Welt. Sie wurden mit hohen Ehrungen ausgezeichnet und erregen überall Erstaunen, wo sie mit ihrer Kunst auftreten. In Gotha werden sie es demnächst auch wieder tun. Vom 2. bis 4. Mai sind sie während des Thüringentags im Rosengarten zwischen Schloss Friedenstein und dem Herzoglichen Museum zu erleben.
(Bernd Seydel)
