High noon in Reinhardsbrunn oder: Eine gemeine Verschlusssache

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Eine ganz gemeine Verschlusssache: Das verschlossene Schloss vorm Schloss versperrte den Zugang. Foto: "Oscar am Freitag"-TV

Reinhardsbrunn (red, 12. Juli). High noon in Reinhardsbrunn. Punkt 12 Uhr hatten heute der Gothaer Landtagsabgeordnete der LINKEN, Sascha Bilay, und seine Kollegin Katinka Mitteldorf, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Kulturpolitik, zum Ortstermin eingeladen.

Die beiden Landtagspolitiker wollten sich ein Bild über den aktuellen Bauzustand von Schloss Reinhardsbrunn machen – und nicht nur aus der Ferne und von außen, sondern auch in den Gebäuden nachschauen. Immerhin hat der Landtag schon im vorigen Jahr 2 Mio. Euro fürs Sichern des malträtierten Gemäuers freigegeben.

Absprachen mit der Staatskanzlei waren getroffen, damit Politiker wie andere Teilnehmer der Exkursion auch das Innerste erkunden können, was nun eher nicht mehr die Gemäuer zusammenhält.

Nach einem kurzen Presseplausch sollte es losgehen. Einzig der Mann mit dem Schlüssel fehlte. Hektisches Telefonieren setzte ein. Nach gut einer Stunde war dann zwar ein Vertreter des Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft vor Ort. Der hatte auch den Schlüssel zum Gittertor am südwestlichen Zugang unweit des Kavalierhauses – nicht aber jene, um der weidwunden Eingeweide des geschichtsträchtigen Ensembles ansichtig werden zu können.

Allseits große Enttäuschung, die Medienmenschen mussten ebenso unverrichteter Dinge abrücken wie die LINKEN-Lokal- und Landespolitiker.

Organisator Sascha Bilay bedauerte und machte mangelnde Kommunikation dafür verantwortlich – jener zwischen ihm, der Staatskanzlei, dem zuständigen Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft und dem Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr. Das ist aktuell Dienstleister, das u. a. zunächst die Umzäunung zur Sicherung des Geländes vor unbefugten Zutritt und weiteren Beschädigungen gebaut hatte. Auch eine Sicherheitsfirma ist derweil geordert, die dieses Juwel Thüringer Geschichte im Auge behält.

Ein neuer Termin werde anberaumt, offerierte Bilay. Einer, der sich dann gewiss nicht als gemeine Verschlusssache entpuppt.

Hintergrund:
Reinhardsbrunn gehört seit Ende Februar dem Freistaat Thüringen. Das ist Folge, dass erstmals in der Bundesrepublik ein Verfahren zur Enteignung von historischem Kulturgut erfolgreich abgeschlossen wurde.

„Oscar am Freitag“-TV hat mehrfach über den Leidensweg von Schloss Reinhardsbrunn und den ersten Hoffnungsschimmern berichtet, unter anderem im August 2018, im Februar 2021 und im März 2021.

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