Werner-Sylten-Preis für Schulprojekt in Gotha

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Gotha Stadtschild

Gotha (red, 12. Juni 2021). Die Preisträger des Werner-Sylten-Preises für christlich-jüdischen Dialog 2020 sind das Domgymnasium Merseburg für das Projekt „Interreligiöser und interkultureller Brückenbau“ und die Evangelische Regelschule Gotha für das Projekt „Jüdischer Friedhof Gotha – ein Ort des Lebens?“.

Werner System: Foto: EKM

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) vergibt die Preise zum vierten Mal. Die Preisverleihung sollte ursprünglich zum Tora-Lerntag am 27. Januar in Erfurt stattfinden. Wie sie nun erfolgt, wird noch geklärt.

In Gotha sieht die Evangelische Regelschule eine wichtige Aufgabe darin, Spuren der Vergangenheit zu entdecken, um Zukunft zu gestalten. Forschungsaufträge über jüdische Familien, die in Gotha lebten, gehören seit Jahren zum regulären Plan des Religionsunterrichtes in Klasse 7. Im mit dem Werner-Sylten-Preis ausgezeichneten Projekt sind Schülerinnen und Schüler den Spuren auf dem jüdischen Friedhof nachgegangen. Dabei wurde fächerübergreifend gearbeitet und am Ende entstand ein Film. Damit wird der Friedhof als Ort des Gedenkens – als Denkmal – ins Bewusstsein geholt. Der Friedhof war zuletzt in den Jahren 2004 und 2008 massiven Schändungen ausgesetzt. Aus Sicht der Jury greift das Projekt „Jüdischer Friedhof“ mutig zwei Themenkomplexe auf, die für Jugendliche nicht leicht sind: Tod/Sterben und das christlich-jüdische Verhältnis. Das Projekt wirkt durch verschiedene Impulse in die Gesellschaft hinein.

Hintergrund:
Mit einem Beschluss der 2. Landessynode hat sich die Landeskirche verpflichtet, jeder Form von Antisemitismus zu widersprechen, in Lehre und Leben das religiöse Selbstverständnis des Judentums zu achten, für Religionsfreiheit einzustehen und der Entrechtung, Diskriminierung und Zerstörung jüdischen Lebens entgegenzutreten sowie den Reichtum der jüdischen Schriftauslegung wahrzunehmen und sich mit antijüdischen Interpretationen der Bibel auseinanderzusetzen. In der Folge wurde der Werner-Sylten-Preis ins Leben gerufen. Mit ihm werden Projekte ausgezeichnet, die die Selbstverpflichtung im Raum der Landeskirche umsetzen.

Werner Sylten war ein evangelischer Theologe, der 1936 wegen seiner jüdischen Abstammung aus dem Pfarrdienst entlassen wurde. Er half mit, das Leben von mehr als tausend „nichtarischen“ Christen zu retten. 1942 ermordeten ihn die Nazis. 1979 wurde ihm von der Gedenkstätte „Yad Vashem“ der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen.

Die Tora-Lerntage finden seit 2014 jährlich im Januar wechselnd zwischen Halle/S. und Erfurt statt. Veranstaltet werden sie vom Beirat für christlich-jüdischen Dialog unter Leitung von Pfarrer Teja Begrich aus Mühlhausen, dem Beauftragten der EKM für den christlich-jüdischen Dialog.

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