Im Interview: Kemal Velishaev (Trainer der Rockets)

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Kemal Velishaev. Foto: Wolfgang Gleichmar

Klingt ein wenig verrückt, ist es aber nicht: Der neue Trainer der Rockets, Kemal Velishaev, coacht künftig in der 2. Regionalliga und hat die Euro League im Sinn. Ein Gespräch über sehr ambitionierte Ziele, Familien-Tradition und cleveren Basketball.

Kemal, du hast im Februar mit Zwickau in Gotha gespielt und dein Team damals mit einer überragenden Leistung getragen. Jetzt wechselst du vom Spielfeld auf die Trainerbank. Was motiviert dich, Coach zu werden?
Also, ich stamme aus einer Basketball-Familie, bin sozusagen die zweite Generation der Velishaevs und möchte unsere Tradition fortsetzen. Meine Eltern sind schon seit Ewigkeiten im Basketball-Business – nicht nur meine Eltern, sondern auch Tanten und Onkel. Meine Mutter war in der Sowjetunion als Spielerin erfolgreich, mein Vater ist seit 40 Jahren Trainer mit Leib und Seele.
Mit anderen Worten: Ich hatte gar keine andere Wahl, als Basketballer zu werden (lacht).
Aber im Ernst: Da mir die Gesundheit als Spieler leider Grenzen aufgezeigt hat, möchte ich mich nun auf das Trainerdasein konzentrieren.

Sind die Rockets dein erstes Team als Trainer im Herren-Bereich?
Nicht ganz, ich hatte zuletzt in Zwickau bereits die zweite Herren-Mannschaft betreut und auch Nachwuchs-Teams, das war aber eher in meiner Freizeit, weil ich ja selbst noch gespielt habe. Jetzt bin ich ausschließlich Trainer.

Was sollte eine Mannschaft auszeichnen, die du trainierst?
Gute Frage (überlegt). Meine Teams sollten vor allem clever spielen, das setzt einen hohen Basketball-IQ und gutes Spielverständnis voraus. Es geht darum, möglichst schnell kluge Entscheidungen zu treffen. Das möchte ich von meinen Teams sehen: guten und hochintelligenten Basketball.

Ist dir das Spiel in Gotha im Februar noch in Erinnerung? Für Regio-Verhältnisse viele Zuschauer, gute Stimmung?
Ja, das ist es in mehrfacher Hinsicht. Vor allem wegen der enthusiastischen Fans und der fantastischen Stimmung in der Halle, die in der Regionalliga einzigartig ist. Darauf kann ich mich als Trainer nur freuen!

Und aus welchem Grund ist dir das Spiel im Februar noch in Erinnerung geblieben?
Nun, wir waren zu diesem Spiel nur zu siebt angereist und ich musste viel Verantwortung übernehmen. Zudem hat mich dann der spielerische Ehrgeiz gepackt. Auf dem Feld habe ich mir dann ein packendes Duell mit Lorenz (Anm. d. Autors: Schiller) geliefert, da ging’s ganz schön zur Sache, war ein kleiner Shootout, hat Spaß gemacht. Aber nach der Partie war alles vorbei, wir haben noch geredet und sind in Kontakt geblieben.

Welche Ziele verfolgst du als Trainer? Gibt’s eine Erwartungshaltung von deinen Eltern?
Nein, überhaupt nicht. Ich denke, sie sind glücklich, dass ich diesen Weg einschlage und Trainer werden möchte. Ich möchte meine Familie stolz machen und die Begeisterung für den Sport, die mir meine Eltern gegeben haben, sehr gerne weitergeben!
Ungeachtet dessen habe ich ehrgeizige Ziele: Ich möchte eines Tages auf Top-Niveau coachen.

Wie definierst du Top-Niveau?
Ganz klar: Euro League!

Das sind aber dann gleich die ganz, ganz großen Brötchen!
Ja, das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel, ich weiß. Aber ich durfte als Spieler mi UNICS Kasan schon mal reinschnuppern in die Euro League. Wenn du einmal dort warst, willst du da wieder hin. Das ist das allerbeste Niveau. Aber bitte nicht falsch verstehen: Mir ist schon bewusst, dass das ein verdammt weiter Weg sein wird. Aber ich bin jung und bereit, hart für dieses Ziel zu arbeiten!

Abschließend: Wer dich im Februar spielen sah, wird kaum glauben, dass du deine aktive Karriere komplett beendest. Sehen wir dich vielleicht auch als Spielertrainer?
Nein, das ist nicht geplant. Aber man soll ja nie nie sagen. In einer Ausnahmesituation könnte es vielleicht passieren…
Doch das Hauptziel meiner Arbeit besteht darin, junge Spieler zu fordern und zu fördern. Ich will sie besser machen und selbst besser werden. Darum bin ich hier!

Danke für das Gespräch und alles Gute.
Das Interview führte Wolfgang Gleichmar.

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