Wie gesund ist unser Wald?

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Forstwissenschaftlerin Ines Chmara (vorn, Mitte) gibt den Schulungsteilnehmern Hinweise zur qualifizierten Taxation von Baumkronen. Foto: ThüringenForst

ThüringenForst führt heute auf dem Krahnberg bei Gotha Schulungen zur anstehenden Waldzustandserhebung durch. Deren Ergebnisse werden mit Spannung für den Spätherbst 2021 erwartet

Erfurt (red/hs, 6. Juli). Seit 1991 werden im Freistaat jährlich Informationen über den Gesundheitszustand des Waldes erhoben. Das Diagnoseverfahren, eine durch Forstexperten durchgeführte visuelle Einschätzung der Blatt- bzw. Nadelmasse sowie deren Interpretation an repräsentativ ausgewählten Bäumen, ist deutschlandweit einheitlich geregelt. Verantwortlich für die Thüringer Waldzustandserhebung (WZE) ist das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (FFK) im Auftrag des Thüringer Forstministeriums. Die vielfältigen Ergebnisse der Erhebung werden voraussichtlich im Spätherbst 2021 veröffentlicht. 2020 wurden gerade einmal 15 % der taxierten Waldbäume im Freistaat als „gesund“ eingeschätzt.

Fernglas und Schreibbrett als wichtigste Technik
Die Schulungsteilnehmer, sämtlich erfahrene Forstpraktiker, werden an „Übungs- bäumen“ für die anstehende Taxation der Baumkronen geschult. „Mit einem Fern- glas erfassen die Experten baumartenspezifisch die Vergilbung sowie den Verlust an Nadel- bzw. Blattmasse in den Baumkronen sowie weitere Parameter“, so JDr. Horst. Dies erfordert umfassende wald- und baumbio- logische Kenntnisse, denn im „Ausschlussverfahren“ müssen Merkmale wie Fruchtbildung, Pilz- oder Käferbefall und natürlich Trockenheit, als Ursache einer schütteren oder fehlenden Kronenbenadelung bzw. -belaubung, geklärt werden. Damit kann eine sichere Unterscheidung von Schadstoffen aus Industrie, Verkehr und Haushalten als Verursacher getroffen werden.

Sondermerkmal Trockenheit wird verstärkt zu erheben sein
Erstmals im „Jahrhundertsommer“ 2003 wurde bei der WZE das Sondermerkmal Trockenheit als Ursache für den erfassten Nadel- bzw. Blattverlust eingeführt. Dieses Sondermerkmal wird auch in diesem Jahr maßgeblich die Taxationsarbeiten bestimmen. Vergeben wird dieses, wenn es für die Taxatoren eindeutig ist, daß für den festgestellten Nadel- bzw. Blattverlust keine andere Ursache, als eine nicht ausreichende Wasserversorgung des Baumes geben kann.

ThüringenForst mit umfangreichem Umwelt- und Waldmonitoring
Mit der systematischen Erfassung des Waldzustandes wurde in Westdeutschland schon in den frühen 1980er-Jahren unter dem Eindruck des „Waldsterbens“ begonnen. Damals waren die Wälder akut durch Industrieabgase, insbesondere Schwefeldioxid, bedroht und die Politik hat mit einer deutlich verschärften Umweltpolitik, mit der Einführung von Rauchgasentschwefelungsanlagen im Industriesektor und Katalysatoren im Verkehrsbereich, schnell und effektiv reagiert. Die Emissionen von Schwefeldioxid wurden europaweit extrem stark reduziert. In Thüringen erfolgt seither, standortsabhängig, eine Waldkalkung – so dass sich der Wald von der Säurebelastung erholen konnte.

Durch diese vielfältigen Maßnahmen wurde das Waldsterben der 1980er-Jahre gestoppt. Die Herausforderungen, die sich heute im Zusammenhang mit dem Klimawandel stellen, sind dagegen ungleich komplexer. Die Waldschadensforschung wurde seit den 1980er-Jahren maßgeblich zur Waldökosystemforschung ausgebaut, nach 1989 auch im Freistaat Thüringen. Heute verfügt der ThüringenForst über ein umfangreiches Umwelt- und Waldmonitoring-System, das jährlich verlässliche Aussagen zur Vitalität des gesamten Ökosystems Wald liefert.

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