NGG: Gastro-Beschäftigte haben 32 % weniger Einkommen als der Schnitt

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Sie arbeiten, wenn andere freihaben, kommen mit ihrem Lohn aber kaum über die Runden: Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte. Foto: NGG

Erfurt (red/NGG, 25. Oktober). Sie arbeiten, wenn andere freihaben, kommen mit ihrem Lohn aber kaum über die Runden: Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte verdienen im Landkreis Gotha weit unterdurchschnittlich – und könnten aus Geldsorgen ihrer Branche immer häufiger den Rücken kehren.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) verweist auf eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung, die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet hat. Demnach kommen Beschäftigte aus dem Gastgewerbe, die eine Vollzeitstelle haben, im Kreis Gotha auf ein mittleres Monatseinkommen von aktuell 1.833 Euro brutto. Zum Vergleich: Branchenübergreifend liegt der Durchschnittswert bei Vollzeit im Landkreis bei 2.679 Euro.

„Wenn Hotel- und Gastro-Beschäftigte 32 % weniger verdienen als der Schnitt, dann darf sich keiner darüber wundern, dass sie sich in Zeiten der Corona-Krise einen neuen Job suchen. Denn viele von ihnen mussten monatelang mit dem Kurzarbeitergeld auskommen, ein Teil der Beschäftigten ist noch immer darauf angewiesen. Das sind harte Einbußen bei einem ohnehin niedrigen Einkommen“, betont Jens Löbel, Geschäftsführer der NGG-Region Thüringen.

Auch wenn Wirte und Hoteliers ebenfalls stark von Folgen der Corona-Pandemie betroffen seien, müsse alles getan werden, Löhne und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen. Gelinge das nicht, dürfte es in vielen Hotels, Gaststätten und Cafés schon bald nicht mehr genügend Personal geben, warnt der Gewerkschafter.

An den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Thüringen appelliert die NGG, die Branche über tarifliche Standards zeitgemäß aufzustellen. Die Gewerkschaft will mit den Arbeitgebern neu verhandeln und deswegen den derzeit gültigen Tarifvertrag zum Jahresende kündigen.

Es müsse dringend etwas getan werden, um den Beschäftigten eine Perspektive nach der entbehrungsreichen Zeit zu bieten. Viele Probleme hätten dabei lange vor der Pandemie existiert. „Von unbezahlten Überstunden und langen Arbeitszeiten bis hin zu einem rauen Umgangston hinter den Kulissen – viele Missstände sind auch hausgemacht“, so Löbel.

Die NGG wird in den nächsten Tarifverhandlungen eine armutsfeste untere Lohngrenze von 13 Euro für die Branche und eine entsprechende Erhöhung der übrigen Löhne fordern. Fachleute könnten mittelfristig nur gehalten werden, wenn sich die Unternehmen mit der Gewerkschaft zu einer besseren Bezahlung sowie attraktiveren Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen bekennen.

„Ein wichtiger Punkt dabei ist eine Stärkung der Tarifbindung. Eine Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband sollte für Unternehmen nur dann möglich sein, wenn die Tarifverträge akzeptiert werden, die man gemeinsam ausgehandelt hat. Mitgliedschaften ohne Tarifbindung darf es nicht mehr geben“, betont Löbel.

Nach Beobachtung des Gewerkschafters hätten aktuell viele Betriebe eine Mitgliedschaft „ohne Tarifbindung“. Der Trend dazu müsse dringend gestoppt werden, um flächendeckend nicht nur faire Arbeitsbedingungen für das Personal zu haben – sondern auch faire Wettbewerbsbedingungen für die Firmen.

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