Alte Genres neu entdeckt

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Jetzt schreiben wir tatsächlich schon 2013, und noch dazu die – Achtung, Zahlenfreaks – 22. Kulturarena. Und wie in jedem Jahr haben wir versucht, ein spezielles Arena-Festivalprogramm zusammenzustellen, für das spezielle Arena-Gefühl. Sprich also ein Programm, das gleichzeitig anspruchsvoll und unterhaltsam ist, zu dem man mal mit den Kindern kommen kann und der Picknickdecke, aber auch mal nur mit ganz konzentriert eingestellten Kenner-Ohren.

Musik ist etwas Wunderbares, denn sie kann all das und auf immer andere, neue Weise. Auf diesem Experimentierfeld bewegen wir uns in diesem Sommer mit 32 Konzerten und erweitern das Programm natürlich um das Theaterspektakel, das wunderbare Kinoprogramm und die
Familiensonntage.

Hier also unser kurzer musikalischer Leitfaden für alle, die den Sommer strategisch durchplanen möchten: Durch das diesjährige Programm zieht sich die Idee, klassische beziehungsweise althergebrachte Formate, mit denen die Arena auch groß geworden ist, mit neuem Leben zu
füllen. So sind im diesjährigen Programm eine Menge Künstler zu finden, die ihr Genre neu definieren:

Eines dieser Felder ist das Singer/Songwriter-Genre, im Deutschen etwas irreführend auch Liedermacher genannt, wobei die Künstler, die wir meinen, mit dem klassischen deutschen Liedermacher à la Reinhard Mey oder auch Franz Josef Degenhardt eher wenig gemein haben. Zu
nennen sind hier unbedingt Sängerinnen wie Sophie Hunger, Tina Dico (beide zum wiederholten Male in Jena), Kat Frankie oder Cherilyn MacNeil mit der Band Dear Reader sowie Sänger wie Johannes Oerding und Glen Hansard. Auch Jan Josef Liefers gehört dazu und bedient mit seiner Band Oblivion eher den rockigen Part.

Hinzu kommen große Namen, die eigentlich aus anderen Zusammenhängen bekannt sind. Da wäre zum Beispiel Roger Hodgson, Sänger und Songschreiber der Band Supertramp, nun solo unterwegs, oder Max Herre, der zum melodischen Rap-Song-Format seiner Anfänge zurückkehrt, genau wie sein Aftershow-Club-Pendant Käptn Peng. Was die Künstler dieses Formats – nennen wir sie einfach Composer –
eint, ist die Vorliebe für das Lied und die Stimme.

Ein weiterer Musikkosmos, in dem wir uns nach neuen Interpretationen umgeschaut haben, ist die Welt des Jazz. Schon zu Beginn der Kulturarena – Anfang der 1990er Jahre – war dies einer unserer Schwerpunkte, mit teilweise großen Stars auf der Bühne. Zwischenzeitlich haben sich die Schwerpunkte etwas verschoben und auch das Genre des Jazz hat sich verändert. Grund genug für uns, in diesem Jahr etwas genauer zu schauen, welche neuen Entwicklungen es gibt. Zu nennen sind hier etablierte Vertreter wie der israelische Bassist Avishai Cohen, die nigerianische Jazz-Pop-Sängerin Iyeoka, der amerikanische Posaunist Trombone Shorty und der Funk-Sänger Lee Fields. Sie sind – trotz ihrer jungen Jahre oder, wie im Falle Fields, sehr späten Erfolgs – weltweit unterwegs und setzen überall Zeichen eines neuen, lebhaften Jazz- und Funkvergnügens, bei dem ganz eindeutig das Publikum und der gemeinsame Spaß am Spielen im Vordergrund stehen.

Aus genau diesen Gründen haben inzwischen auch eine Reihe weiterer Künstler zum Jazz gefunden, so der Ironie-Rapper und Multiinstrumentalist Chilly Gonzales, der Teil zwei seiner Solo-Piano-Stücke präsentiert, oder Roger Cicero, der gleich eine ganze Palette
amerikanisch gefärbter Jazz- und Swing-Standards mitbringt.

Das dritte der klassischen Musikfelder ist die „Weltmusik“. Dieser Begriff kann schon seit Längerem in Anführungsstriche gesetzt werden, weil er selbst nicht mehr ganz zeitgemäß ist. So finden sich auch im diesjährigen Konzertspielplan eher Künstler, die sich sehr heutig dem musikalischen Erbe ihrer regionalen Kultur widmen. Das können dann durchaus auch Künstler aus Nachbarländern sein, wie die französische Band Caravan Palace, die ihre sehr direkte Tanzmusik aus dem Django-Reinhardt-Sound der 30er und 40er Jahre schöpft, oder les yeux
d’la tête, die das Ganze noch weiter bis in den fröhlich abgedrehten Steampunk drehen.

Ebenfalls zu diesem Versuch in Weltmusik/Folklore gehören die Abende mit den Sängerinnen des Projektes Acoustic Africa, die flotte westafrikanische Sounds mit westlichem Funk und Pop verbinden, und mit der Dead Combo aus Portugal, die den traditionellen Fado in ganz und gar untraditioneller, fast schon westernartig klingenden Manier zelebrieren. Und nicht zu vergessen der Akustik-Abend mit Lepistö & Lehti, zwei Musikern, die ihre Inspiration nicht nur aus dem Jazz, sondern hauptsächlich aus ur-finnischem Kulturgut schöpfen.

Kommen wir nun zu einem echten Spezialthema und Höhepunkt der diesjährigen Arena. Es ist uns gelungen, eine ganze Anzahl von explizit GROSSEN Projekten einzuladen, aus den verschiedensten Musikrichtungen, aber mit einem verbindenden Merkmal: Sie versuchen sich an
der großen Form und am vielköpfigen Bühneneinsatz. Die dabei entstehende Energie ist nicht zu vergleichen mit kleinformatigen Bands, egal wie groß die Verstärker sind. Und die Arena ist dafür allemal eine wunderbare Bühne.

So lassen sich ganz unterschiedliche Konzepte erleben, beginnend bei unserer Deutschlandpremiere, dem 22-köpfigen Chorprojekt der dänischen Folk- Band Afenginn. Es geht weiter mit dem alle Genres sprengenden niederländischen Kyteman Orchestra, aber auch mit Klassikern wie dem kubanischen Orquesta Buena Vista Social Club mit seinen Solisten Omara Portuondo & Eliades Ochoa, die aus genau diesem großen Gemeinschaftsgedanken ihre unvergleichliche Kraft ziehen. Weitere Protagonisten unseres Breitband-Großformat-Spezialthemas sind die beiden umjubelten Projekte Brandt Brauer Frick Ensemble und im engeren Sinne auch Kalabrese & Das Kleine Rumpelorchester, die beide – eigentlich aus der nachtaktiven Club- und Techno-Szene kommend – die akustische Breite und  Größe nutzen, um den elektronischen Clubsound einmal ganz gehörig umzukrempeln, natürlich ohne die Tanzbarkeit zu verlieren.

Unsere musikalische Reise beschließen einige Solitäre beziehungsweise wunderbare Bandformate, die sich schwer thematisch einordnen lassen und das auch nicht nötig haben, wie der zum zweiten Mal stattfindende Abend mit Bands des Jenaer Labels für elektronische Musik
„Freude am Tanzen“, in diesem Jahr mit Karocel und Douglas Greed. Keiner großen Vorstellung bedürfen auch die Musiker der legendären Tindersticks, die seit Jahrzehnten den englischen Alternative Pop prägen, sowie die amerikanischen Musiker von Poliça, die in Minneapolis markanten Indie produzieren, oder die Dänen um Lukas Graham, die von Kopenhagen aus im letzten Jahr das Sommerpop-Märchen geliefert haben.

Und last but not least die Samúel Jón Samúelsson Big Band aus Island, außergewöhnliches Band- und Großformat zugleich. Die Isländer produzieren mit massiver, über 20-köpfiger Bühnenpräsenz einen feuerspeienden Nordic Funk und laden zum Ausklang der Kulturarena 2013 ein.

Das Gesamtprogramm 2013 in Zahlen
2 x ArenaOuvertüre // 4 x Theaterspektakel // 32 x Konzert // 15 x Film // 5 x Kinderarena
Gesamtanzahl der Veranstaltungen: 58
Teilnehmende Nationen: 19
Anzahl der Künstler aus Konzert- und KinderArena: 305
Finanzierung KulturArena 2013
Gesamtkosten: 815.000 Euro
Eintrittseinnahmen 540.000 Euro
Kultursponsoring 175.000 Euro
Einnahmen aus Pachten und Verkäufen 45.000 Euro
Zuschuss Stadt Jena 30.000 Euro
Zuschuss Thüringer Kultusministerium 25.000 Euro
Der vollständige Ticketverkauf für alle Veranstaltungen beginnt am 25. April.
Tickets, Infos und Presseservice: www.kulturarena.de
Ticket-Hotline: 03641-498060

Arena-Vorverkauf: Tourist-Information JenaWeitere Vorverkaufsstellen: Zeitungsgruppe Thüringen

Das Kulturarena-Team

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