Ambulanz der Kinderpsychiatrie am UKJ hilft auch bei Verhaltensstörungen

0
1243

Immer mehr Kinder leiden an psychischen Erkrankungen: Laut Robert Koch-Institut zeigen rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland dafür Anzeichen. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) erhalten sie Hilfe in der  Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.

„Mehrere Berufsgruppen arbeiten mit den Patienten, die auf diese Weise eine Rundumbetreuung erhalten. Dadurch kann die ambulante Therapie feiner abgestimmt werden. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum niedergelassenen Therapeuten“, erklärt Oberärztin Melanie Rudovsky. Zum Team gehören außerdem jeweils eine Ärztin, Sozialpädagogin, Ergotherapeutin, Psychologin und eine Arzthelferin.

Umfassendes Spektrum an Therapieformen

Laut Rudovsky werden am häufigsten Patienten mit ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsyndrom) betreut. Darüber hinaus kommen viele Patienten wegen Verhaltensstörungen in die Ambulanz. Das Team diagnostiziert und therapiert alle kinder- und jugendpsychiatrischen Krankheitsbilder. „Psychotherapie, Bewegungstherapien, Ergotherapie, soziales Kompetenztraining oder Konzentrationstraining sind nur einige Beispiele für unser umfassendes Spektrum an Therapieformen, die sich nicht nur an Kinder und Jugendliche mit Problemen richten“, sagt Rudovsky.

Angebote für Eltern und Spezialambulanzen

Es gibt auch Angebote für Eltern: Im sogenannten Elterntraining absolvieren Eltern ein Kompetenztraining. „Sie lernen in der zehnwöchigen Therapie anhand eines Problems, was sie Schritt für Schritt Zuhause verbessern können. Wir arbeiten in Einzel- und Gruppentrainings, wobei die Therapieeinheiten strukturiert sind. Eltern berichten anschließend über Erfahrungen und bekommen Hausaufgaben“, sagt Birthe Hoinkins. Sie ist seit zehn Jahren als Sozialpädagogin in der Kinderpsychiatrie am UKJ im Einsatz.

„Eltern werden sicherer. Nach der Therapie ist meist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur Ausgangssituation sichtbar“, ergänzt Hoinkins. Sie gewinnt durch ihre Arbeit einen Einblick in die häusliche Situation, sammelt unter anderem Informationen für die Psychotherapeuten, berät das weitere Umfeld, beispielsweise die Schule, und ist für soziales Training zuständig.

Zudem gehören zum ambulanten Bereich Spezialambulanzen, darunter Anlaufstellen für Essstörungen, Depressionen, Zwangserkrankungen oder Sprechangst. „Auch wenn Jena mit seinem ambulanten Angebot gut aufgestellt ist, in anderen Thüringer Gegenden, zum Beispiel in Saalfeld-Rudolstadt, Pößneck oder Gera gibt es Bedarf“, so Rudovsky.

Neue Broschüre für Kinder und Jugendliche

Speziell für die kleinen Patienten hat die Ambulanz eine neue Broschüre herausgegeben. In dem 40-seitigen Heft „Ist ein bisschen verrückt nicht noch normal?“ wird die Klinik durch das Chamäleon Siegfried farbenfroh und sprachlich kindgerecht vorgestellt. Verschiedene psychiatrische Erkrankungen werden dabei auf einfache Weise erläutert. In Ampelform werden zudem Hinweise für Eltern und Erzieher gegeben, wann alles im grünen Bereich ist und wann ärztliche Hilfe gesucht werden sollte: Dann, wenn die Ampel auf rot steht.

 

 

Foto: Teambesprechung in der Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am UKJ (Bild: UKJ).