Buchlesung am 15. Mai in Gotha im „Londoner“ mit dem Zeitzeugen Theodor Michael

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Das Aktionsbündnis gegen rechte Gewalt lädt am kommenden Donnerstag, den 15. Mai um 19.30 Uhr in Gotha im „Londoner“, Alter Schlachthof, Saal, (Parkstr. 15) zur Buchlesung „Deutsch sein und schwarz dazu“ – Erinnerungen eines Afro-Deutschen mit Theodor Michael (Foto) ein. Der Eintritt ist frei.

Theodor Michaels Autobiografie ist so aberwitzig, dass sie erfunden sein könnte, wenn sie nicht allzu wahr wäre. Er entfaltet in ›Deutsch sein und schwarz dazu‹ eine Welt, die man so nicht gekannt hat, beschrieben von einem Mann, den man für seine Kraft, das alles zu bewältigen, nur bewundern kann, und dafür, dass es ihm gelungen ist, die Menschlichkeit zu bewahren. Theodor Michael erzählt ganz nüchtern, aber die Ereignisse sprechen für sich.

Theodor Michael kommt 1925 in Berlin als viertes und jüngstes Kind des Kolonialmigranten Theophilius Wonja Michael aus Kamerun und seiner deutschen Frau Martha zur Welt. Ein Jahr nach seiner Geburt stirbt die Mutter. Die Halbwaisen wachsen, teils unter erbärmlichen Umständen, bei Pflegeeltern auf. Als 1934 auch der Vater stirbt, werden die Geschwister getrennt. Theodor Michael reist mit seiner Pflegefamilie und deren Zirkusgruppe auf Völkerschauen durch Europa. Nach der Volksschule wird er aufgrund seiner Hautfarbe vom Gymnasium verwiesen, darf keine weitere Ausbildung machen, und schlägt sich als Page, Portier und Komparse durch, bis er 1943 in einem Arbeitslager interniert wird, wo er auch die Befreiung erlebt. Theodor Michael hat das alles überstanden, um dann nach Kriegsende feststellen zu müssen, dass er der Kollaboration verdächtigt wurde, weil er überlebt hatte. Nach dem Krieg gründete er eine Familie mit einer jungen Schlesierin, war als Dolmetscher und Schauspieler tätig, studierte auf dem zweiten Bildungsweg Volkswirtschaft und entwickelte sich zu einem anerkannten Afrika-Spezialisten. Als solcher wurde er schließlich vom BND angeworben, wo er als Regierungsdirektor in Pension ging. Nach seiner Pensionierung war er wieder als Schauspieler tätig, engagierte sich in der afro-deutschen Gemeinde und ist ein gefragter Ansprechpartner für die Presse.