Die Kartoffelpuffer-Botschafter aus Gamstädt

0
1707

Ungewöhnliches fand kurz vor Weihnachten Bernhard Göring in seinem Briefkasten. Der Geschäftsführer der Agrar GmbH Gamstädt fischte eine Postkarte aus London heraus.

Charles Coutelle schrieb sie und bedankte sich bei Göring, weil der die „guten Kartoffeln für den ausgezeichneten Thüringer Kartoffelpuffer“ geliefert hatte.

Familie Coutelle beschafft sich, „wann immer es geht“, die in Heichelheim hergestellten Reibekuchen-Rohlinge. Görings Gamstädter Agrar GmbH nun ist mit 210 ha Anbaufläche der Hauptlieferant für „Albig Feinfrost“, die unter der Marke „Heichelheimer“ die wohl bekannteste Thüringer Kartoffel-Manufaktur betreiben.

Auf deren Verpackungen wird stets der Herkunftsbetrieb der Erdäpfel vermerkt – und das mit aller Detailtreue. So kam es, dass Mister Coutelle seine Karte an „Landwirt B. Göring“ sandte und in die „Lange Lage“ in Gamstädt: Das aber ist nicht der Firmensitz, sondern das Feld, auf dem die Ausgangsprodukte für die leckeren Kartoffelpuffer wuchsen.

Kartoffel-Könner und –kenner Göring fühlt sich jetzt sehr geehrt und denkt daher darüber nach, wie er die spontan entstandene Verbindung in die Hauptstadt Großbritanniens ausbauen kann. „Mal sehen, was uns mit den Heichelheimer Marketingleuten einfällt“, hält er die Kartoffeln am Kochen.

Zur Person:
Charles Coutelle (geb. 1939, London) ist ein deutsch-britischer Arzt und Humangenetiker. Er war ab 1981 Professor am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der DDR und dessen Nachfolgeeinrichtung, wechselte dann ans Imperial College London, an dem er Ende 2007 emeritiert wurde. Seine Forschungen lieferten wichtige Beiträge zur methodischen Entwicklung der Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik.

Coutelles Eltern – ein deutscher Arzt und eine ukrainische Jüdin – lernten sich während des Spanischen Bürgerkrieges kennen, in dem beide als Ärzte für die Internationalen Brigaden tätig waren. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Charles Coutelle im Exil in Großbritannien sowie später aufgrund der politischen Überzeugungen seiner Eltern in der DDR.