Ehrendes Gedenken

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In seiner Sitzung am 25. Januar 2012 hat der Stadtrat der Stadt Gotha den Beschluss gefasst, ein Grabfeld im Teil III des Hauptfriedhofes Gotha als Gedenkort zu nutzen und darauf ein Denkmal mit der Inschrift „Ehrendes Gedenken dem antifaschistischen Widerstand und den Opfern des Naziregimes 1933 – 1945“ zu errichten.

Das neue Denkmal entsteht in der Nachbarschaft der Kriegsgräberanlage der Roten Armee und des Sowjetischen Ehrenmals und wird in das Denkmalensemble bestehend aus zahlreichen Mahn-, Gedenk- und Erinnerungsorten integriert.

Die Bauarbeiten für das neue Denkmal beginnen am 23. April 2012. Das Denkmal entsteht mit gleicher Thematik und Gedächtniskultur wie das im Juni vergangenen Jahres abgebaute alte Denkmal im Rosengarten, in zeitgemäßer Gestaltung und unter Verwendung der geborgenen historischen Baumaterialen des rückgebauten Denkmals.

Die Bauarbeiten werden von Fachfirmen des Garten- und Landschaftsbaus, vom Meisterbetrieb des Steinmetzhandwerks und der Schmiedekunst ausgeführt. Im Juli sollen die Arbeiten beendet sein, am 31. August 2012 ist bereits die Denkmaleinweihung geplant. Im kommenden Jahr sind Anpassungsarbeiten an den umgebenden Freianlagen geplant. Die große desolate Plattenfläche soll durch neue Wege und Rasenflächen ersetzt werden, Sitzplätze und ein neuer Eingang vom Müllersweg sollen entstehen.

Das Garten-, Park- und Friedhofamt der Stadt Gotha entwickelte die gestalterische Idee und den Entwurf zum neuen Denkmal und wird die gesamte Maßnahme bis zur Fertigstellung betreuen.

Gestalterische Idee

In der Denkmalschutzrechtlichen Erlaubnis wurde die Auflage erteilt, die Mauer, die das Grabfeld der Kriegsgräberanlage einfasst, zu erhalten. Einem Durchbruch der Mauer für einen Zugang zu dem neuen Denkmal wurde zugestimmt. Somit entstand die Idee des „Denkmals im Denkmal“.

Der Gestaltungsentwurf folgt der Grundidee einer neuen Interpretation der Thematik. Die Oberflächen der alten Baumaterialien werden nicht erneuert. Alte Montageeisen, Bruchkanten oder Spuren der auf dem Stein oxidierten alten Inschriften aus Kupferbuchstaben werden im Besonderen für das neue Denkmal Verwendung finden. Die Spuren der Zweitverwendung der Materialien sollen die Geschichte des Denkmals, den Rückbau und die Neuerrichtung in seiner Gesamtheit verdeutlichen. Der gewollt spröde Eindruck und die im Vergleich zum ursprünglichen Denkmal ungewohnte Gestaltung sollen auf den ersten Blick in voller Vehemenz die vom Denkmal ausgehende Kraft sichtbar und spürbar machen. Nichts kann und nichts wird beschönigt.

Aus den historischen Travertinplatten entsteht ein Sockel, der als Plattform für die Denkmalbauteile dient und als Projektionsfläche für den historischen Schriftzug der Kupferbuchstaben „Die Toten Mahnen“. Das zentrale Element stellt die senkrecht nach oben strebende Stele dar, die aus den historischen Travertinblöcken errichtet wird. Auf ihrem Haupt ist die Kupferfeuerschale des alten Denkmals installiert. Auf der Vorderseite der Stele wird die neue Inschrift zu lesen sein: „Ehrendes Gedenken dem antifaschistischen Widerstand und den Opfern des Naziregimes 1933-1945“. Am Fuß der Stele werden die Travertinplatten auf dem Sockel derart modelliert, dass es den Anschein hat, sie würden aufbrechen, sich emporschieben und dabei die Gedenkstele freigeben. Die Stele schiebt sich aus dem Boden nach oben und symbolisiert Aufbruch und Befreiung aus der Gefangenschaft und Diktatur. Die räumliche Fassung dieser Szenerie stellen 2 m hohe Stahlgitter, aus Rundstählen geschweißt, dar. Die Gitter symbolisieren Kerkergitter, -zäune, die Drangsalierung der Gefangenschaft. Sie sind bewusst nicht senkrecht auf dem Sockel montiert, sie kippen nach außen weg. Dem Betrachter wird vermittelt, dass der aufbrechende Boden, aus dem die Gedenkstele senkrecht emporstrebt, die Kerkergitter sprengt, sie zum Einsturz bringt. Es wird ein Symbolbild des Sieges von Gerechtigkeit und Demokratie über Unmenschlichkeit, Unrecht, Willkür, Mord und Diktatur, über den Nationalsozialismus geschaffen. Das Symbolbild reflektiert das, was unwiederbringlich geschehen ist, indes es einen Blick in eine andere, bessere Zukunft ermöglicht.

Das Denkmal steht für eine neue Generation von Gedenkorten, auf der Suche nach historischen Spuren um diese dem Betrachter komplex sichtbar und erlebbar zu machen. Es steht für eine neue Form der Erinnerungs- und Gedächtniskultur und deren Weiterentwicklung gegen das Vergessen.

H&H Makler