Ein Kommentar von Marco Wölk zu den Ereignissen in der Puppenstadt

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In Waltershausen brennt es. Nein, noch ist es kein Asylbewerberheim. Es brennt die Seele der Waltershäuser. Am Montag dieser Woche fanden sich deutlich mehr als 750 Waltershäuser Bürger unter den Fahnen der NPD ein, um gegen die Umnutzung der Förderschule August Trinius, in eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber zu demonstrieren. Die Rechtsaußenpartei, welche sonst keinen Fuß in die Tür bekommt, nutzte das brennende Thema Schulschließung, um mit ihren fremdenfeindlichen Parolen die Waltershäuser zu spalten.

„Wir sind das Volk“ waren die Rufe beim anschließenden Marsch in Richtung Rathaus. Als Bürger, Stadtrat und Fraktionsvorsitzender habe ich es nicht für möglich gehalten, so etwas noch einmal erleben zu müssen, gleichwohl habe ich kein Verständnis für die angeordnete Schulschließung.
Aber, sie haben Recht. Die Waltershäuser Bürger haben Recht ihren Zorn über die Schließung der Förderschule zum Ausdruck zu bringen. Das Volk hat das Recht nicht ständig belogen zu werden. Bund und Land reden von Wilkommenskultur. Schöne Worte allemal. Die Taten, sprich das Geld um diese Leistung zu erbringen, folgen nicht. Im Kreis scheint man die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben. In der selbstverursachten, und zwar durch Nichtstun entstandenen Not, schließt der Landrat Förderschulen, um die Flüchtlinge über den bevorstehenden Winter zu bringen. Eine Maßnahme, wie sie ignoranter unseren Einwohnern gegenüber wohl nicht sein könnte. Zwischenzeitlich reißt der Strom der Einwanderer nicht ab. Allein aufgefangen durch ehrenamtliche Helfer sitzen Tausende Asylsuchende in wenigen Thüringer Kommunen fest. Ohne dieses ehrenamtliche Engagement vieler Helfer wäre das System längst zum Erliegen gekommen. Die Ängste und Nöte des größten Anteils der Bevölkerung, auch die der Waltershäuser, gehen in der uns von oben aufgesetzten Willkommenskultur unter. Die Wertschätzung gilt allerdings jenen, welche diese viel beschworene Willkommenskultur aus dem Innersten heraus leben.

Das Landratsamt schafft es nicht, alle 48 Kommunen im gleichen Maße an der Unterbringung von Flüchtlingen zu beteiligen. Vierzig davon stellen keine oder nur wenige Unterkünfte zur Verfügung. Der kleine Rest, trägt die großen Lasten. So werden Brennpunkte geschaffen, in den es nun zündelt. Bisher funktionierende Gemeinden stehen vor der Spaltung der Bevölkerung. Das kann nicht unser Ziel sein. Geholfen ist damit keinem besorgten Bürger, keinem ehrenamtlichen Helfer und vor allem keinem Asylsuchenden.

Wir alle müssen mit den bisher angekommenen Flüchtlingen ein Auskommen finden. Sie sind nun einmal da. Damit eine Integration gelingen kann, braucht es alle Bürger einer Kommune. Sie sind da und das kann auch eine Chance für uns alle sein, allerdings nur solange ein verträgliches Maß eingehalten wird.

In Waltershausen waren die Bürger und Bürgerinnen auf der Straße und haben der Politik in Bund, Land und Kreis deutlich ihre Meinung gesagt. Zu Recht.

H&H Makler