Familie von Bürgermeister Werner Salzmann zu Besuch im Gothaer Rathaus

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Am 27. Oktober 2015 meldete sich bei der Stadtverwaltung eine Dame mit der Frage, wie lange das Gothaer Rathaus freitags geöffnet wäre. Es handelte sich um Gabriele Neuen, die Tochter des ehemaligen Gothaer Bürgermeisters Werner Salzmann. Sie plante gemeinsam mit ihrer Mutter, Edeltraut Salzmann, der Witwe des Bürgermeisters und ihrem Sohn Alexander Neuen eine Reise in die Heimat ihrer Mutter nach Thüringen.

Frau Neuen hatte durch einen Bekannten erfahren, dass es im Rathaus eine Bürgermeister-Galerie gibt, welche sie bereits vor drei Jahren auf einem kurzen Zwischenstopp in Gotha gemeinsam mit ihren Mann besichtigte. Diese Galerie wollte sie nun einmal ihrer Mutter zeigen, da das dort gezeigte Foto der Familie unbekannt war. Die Gelegenheit, es an ihrem Geburtstag zu bewerkstelligen, war ideal. So startete die Familie am vergangenen Freitag von Mannheim nach Gotha, wo sie von Oberbürgermeister Knut Kreuch im Rathaus empfangen wurde. Das Stadtoberhaupt war sehr daran interessiert mehr über das Leben von Werner Salzmann zu erfahren. Witwe und Tochter berichteten in einem kurzen Abriss von seinem Werdegang.

Werner Salzmann wurde am 4. Februar 1920 in Eisenach geboren. Als Soldat im zweiten Weltkrieg wurde er verwundet, konnte dann ein Jurastudium beginnen. In den letzten Kriegstagen wurde er nochmals zum Kriegsdienst einberufen. Mit seiner Frau Edeltraut und dem gemeinsamen Sohn wohnte er in Vießelbach. Salzmann arbeitete zwischenzeitlich bei der Stadtverwaltung Weimar und bei Versicherungen. Nachdem er sein zweites Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen hatte, fragte er bei der LDP (Liberal-Demokratische Partei Deutschlands) an, wie er sich mit seinem Abschluss als Jurist im Gemeinwesen einbringen könnte. Er bekam das Amt des Bürgermeisters in Gotha angeboten. Erfahrungen hatte er mit dem Amt des 2. Bürgermeisters von Vießelbach gesammelt.

Salzmann zog mit seiner Frau und seinem Sohn nach Gotha, in die Dr.-Wilhelm-Külz-Straße. Am 6. Mai 1953 trat er das Amt des Bürgermeisters an. Sein Amtsvorgänger Walter Würriehausen, welcher seit 1948 zunächst Oberbürgermeister, später Bürgermeister war, wurde Bürgermeister von Vießelbach.

Nach fast zweijähriger Amtszeit gab Salzmann das Amt des Bürgermeisters am 10. März 1955 an Gerhard Wutzler ab, nachdem er um seine Abberufung gebeten hatte. Gründe dafür waren verschiedene Vorfälle mit der Staatssicherheit. Ein Fall blieb Frau Salzmann noch besonders in Erinnerung. Eines Tages klingelte es an der Wohnungstür von Familie Salzmann, eine Frau welche für die Schulspeisung verantwortlich war, übergab Werner Salzmann einen Umschlag, in dem sich eine Abrechnung der Schulspeisung befand. Die Dame bat darum, dass der Bürgermeister diesen bitte annehmen solle. Werner Salzmann nahm den Brief entgegen und gab diesen im Rathaus ab. Kurz danach wurde er von der Staatssicherheit zur Sache befragt. Es stellte sich dabei heraus, dass die Dame einen Ausreiseantrag gestellt, aber ohne Genehmigung das Land verlassen hatte. Auch wurde Werner Salzmann durch die Staatssicherheit kritisiert, weil sich keine sozialistischen Schriften in seinem Bücherregal befanden. Darauf trat er von seinem Amt zurück.

Werner Salzmann eröffnete nach seiner Tätigkeit als Bürgermeister schließlich eine Kanzlei in der Querstraße in Gotha. Er promovierte während seiner anwaltlichen Tätigkeit am 18.12.1957 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena zum Doktor der Rechtswissenschaften. Später stellte die Familie einen Ausreiseantrag, welcher aber, wie damals üblich, lange nicht beantwortet wurde. Von einem Urlaub bei der Schwester von Edeltraut Salzmann in Mannheim kehrte die Familie nicht wieder zurück in die DDR. Da Salzmann sein 2. Staatsexamen in der Bundesrepublik nicht anerkannt wurde, musste  er erneut drei Jahre Referendarzeit absolvieren und das zweite Staatsexamen erneut ablegen. Nach erfolgreichem Abschluss eröffnete er In Mannheim eine eigene Kanzlei. In den 60er Jahren wurde dann die Tochter Gabriele geboren, er selbst arbeitete noch bis zum Jahr 2000 in seiner Kanzlei. Dr. Werner Salzmann verstarb nach einem erfüllten Leben am 14. November 2002 im Alter von 82 Jahren in Mannheim.

Oberbürgermeister Kreuch erhielt einen Tag vor dem Treffen einen Brief von Christa Unger. Sie wohnte viele Jahre in Göttingen und ist nun wieder in ihre Heimatstadt Gotha gezogen, wo sie in den 50er Jahren als Sekretärin u. a. für Werner Salzmann tätig war. Der Zufall wollte es und so wurde Frau Unger auch zu diesem Termin eingeladen. Auch sie erzählte aus ihren Erinnerungen über Werner Salzmann als sie Sekretärin des Bürgermeisters war. Beim Empfang stellte sich außerdem heraus, dass sowohl Christa Unger als auch Edeltraut Salzmann am 30. Oktober Geburtstag haben. Edeltraut Salzmann bedankte sich für den Empfang beim Oberbürgermeister mit Fotos von ihrem Ehemann aus seiner Amtszeit im Gothaer Rathaus. Die weitere Reise führte die Familie nach Vießelbach und Weimar.

491-2015 Fotos Werner Salzmann